Donnerstag, 17. Oktober 2024

Weltpremiere: Fortum erzeugt biologisch abbaubaren Kunststoff aus CO2

Espoo / FI. (eb) Fortum Recycling + Waste, ein führendes finnisches Unternehmen für Abfallmanagement und Kreislauflösungen, hat in seiner Anlage in Riihimäki, Finnland, biologisch abbaubaren Kunststoff aus Kohlendioxid (CO2)-Emissionen aus der Abfallverbrennung hergestellt. Dieser Durchbruch auf der Grundlage der Kohlenstoffabscheidung und -verwertung (CCU) ist ein bedeutender Schritt zur Reduzierung und Nutzung industrieller Kohlendioxidemissionen, heißt es nicht ohne Stolz aus Finnland.

Laut Tony Rehn, Leiter des Carbon2x-Programms von Fortum, bietet die Produktion von CO2-basiertem Kunststoff einen neuen, nachhaltigen Rohstoff für die Kunststoffindustrie: «Ich bin sehr stolz darauf, dass es unserem Team als erstem in der Welt gelungen ist, biologisch abbaubaren Kunststoff vollständig aus Kohlendioxidemissionen herzustellen. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Kunststoffproduktion. Diese Art von Entwicklungsarbeit trägt dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern und kann neue, auf der Kreislaufwirtschaft basierende Geschäftsfelder schaffen.»

Ähnliche Entwicklungsprojekte zur Kohlendioxidabscheidung laufen in Finnland und weltweit in mehreren Branchen- respektive Industriesektoren, doch die meisten von ihnen konzentrieren sich auf die Herstellung synthetischer Kraftstoffe und die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS).

Tipp: Wenn das Video nicht sofort lädt, aktualisieren Sie die Seite bitte mit »F5« (Quelle: Fortum Corporation via Youtube – Foto: Fortum Corporation).

Rehn: «Abgeschiedenes CO2 sollte als neuer Rohstoff genutzt werden, anstatt es unterirdisch zu lagern oder bei der Nutzung von Kraftstoffen in die Atmosphäre freizusetzen. Die Nutzung von abgeschiedenem CO2 ist eine viel nachhaltigere Option, um der Ressourcenknappheit in der Zukunft zu begegnen. Während die CO2-Abscheidung und -Lagerung eine lineare Lösung darstellt, die nicht auf die wachsende Materialknappheit eingeht, fördert die CO2-Abscheidung und -Verwertung die Kreislaufwirtschaft.»

Das Carbon2x-Programm von Fortum Recycling + Waste hat 2022 ein Pilotprojekt zur Abscheidung und Nutzung von Kohlendioxid aufgenommen. Das Programm zielt darauf ab, Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung von nicht verwertbaren Abfällen abzuscheiden und zur Herstellung nachhaltiger Produkte wie zum Beispiel biologisch abbaubarem Kunststoff zu nutzen.

Kunststoff ist ein vielseitiges und überlegenes Material

Jedes Jahr fallen in Europa fast 100 Millionen Tonnen nicht wiederverwertbarer Abfälle an, die verbrannt und zur Energieerzeugung genutzt werden. Laut Rehn würde die breitere Umsetzung der Innovation des Carbon2x-Programms bedeuten, dass bis zu 90 Prozent der CO2-Emissionen, die bei der Müllverbrennung in die Atmosphäre gelangen, aufgefangen und in Produkten gebunden werden könnten.

Leicht, haltbar und leicht veränderbar, ist Kunststoff heute ein unverzichtbares Material, zum Beispiel für Lebensmittelverpackungen und die Herstellung von Konsumgütern. Laut Rehn werden neue nachhaltige Lösungen für die Kunststoffproduktion benötigt, um recycelte und biobasierte Kunststoffe zu ergänzen. Biologisch abbaubarer, CO2-basierter Kunststoff bietet eine bedeutende Alternative für den Markt, da er die gleichen qualitativen Eigenschaften aufweist wie herkömmliche, fossil basierte, neue Kunststoffe.

Rehn stellt klar: «Wir wollen den Kreislauf der Materialien umfassend fördern. Wir glauben, dass mit Produkten wie dem unseren eine ganz neue Kategorie von nachhaltigen Kunststoffen entsteht, auch wenn das mechanische Recycling von Kunststoffen weiterhin notwendig ist.»

Überall dort, wo zum Beispiel hygienische Einwegverpackungen mehr Sinn machen als jedes Mehrwegkonzept, würde die Entwicklung aus Finnland vermutlich dankbar angenommen.

Schließung des Kohlenstoffkreislaufs ohne Mikroplastik

Biologisch abbaubarer, CO2-basierter Kunststoff kann wie viele andere Kunststoffe recycelt werden, wodurch der Kohlenstoffkreislauf geschlossen wird. Ein weiterer Vorteil von biologisch abbaubarem Kunststoff ist, dass er sich selbst dann, wenn er versehentlich in der Natur landet, zersetzt und kein schädliches Mikroplastik in der Umwelt hinterlässt. Laut Rehn soll die Innovation des Carbon2x-Programms nicht nur Lösungen für die Materialproduktion von Lebensmittel- und Kosmetikverpackungen, sondern auch für andere Sektoren wie Spielzeug und Haushaltselektronik bieten.

Rehn schätzt, dass beim aktuellen Entwicklungstempo die Produktion von biologisch abbaubarem Kunststoff, erzeugt aus den CO2-Emissionen der Müllverbrennung, schon Ende des Jahrzehnts beginnen kann. Die Marke «plastics born from CO2» soll im November 2024 auf den europäischen Markt kommen.


Hintergrundinformationen
  • Kohlenstoffabscheidung. Carbon Capture (CCS und CCU) bezieht sich auf Technologien, die Kohlendioxid aus industriellen Rauchgasen entfernen. Mit Hilfe von Abscheidungstechnologien wird das in Prozessen erzeugte Kohlendioxid aufgefangen, bevor es mit den Abgasen freigesetzt wird. Gegenwärtig haben verschiedene Forschungs- und Entwicklungsorganisationen vor allem Optionen für die Speicherung von abgeschiedenem Kohlendioxid vorgestellt, zum Beispiel unter dem Meeresboden. Das Carbon2x-Programm ist jedoch der Ansicht, dass eine umweltfreundlichere und im Hinblick auf die Ressourcenknappheit bessere Lösung darin besteht, abgeschiedenes Kohlendioxid als neue Materialien zu nutzen, anstatt es zu speichern. Dadurch kann der Einsatz fossiler Rohstoffe reduziert und Kohlenstoff in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
  • Carbon Capture (CC) bezeichnet die Abtrennung von abgeschiedenem Kohlendioxid aus den Rauch- und Abgasen von Kraftwerken oder Industrieprozessen oder alternativ direkt aus der Atmosphäre.
  • Carbon Capture and Storage (CCS) bezieht sich auf die langfristige Lagerung des abgeschiedenen Kohlendioxids unter der Erde oder auf dem Meeresboden.
  • Carbon Capture and Utilization (CCU) hingegen zielt auf die Umwandlung des abgeschiedenen Kohlendioxids in verschiedene Endprodukte wie Brennstoffe, Chemikalien oder Materialien ab.
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe sind Materialien, die sich in der Natur durch die Wirkung natürlich vorkommender Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Algen vollständig in Kohlendioxid und Wasser zersetzen.