Dienstag, 16. Juli 2024

Weinhäupl: Bäckerei von 1604 in finanzieller Not

Altheim / AT. (ksv) Die Bäckerei Markus Weinhäupl hat am 04. Oktober 2022 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das Landesgericht Ried eröffnete das Verfahren am 05. Oktober, berichtet der Kreditschutzverband KSV1870 aus Wien. Gegründet 1604, zählt die Bäckerei-Konditorei mit Café zu den ältesten Backbetrieben Österreichs. Von der finanziellen Schieflage betroffen sind 12 Dienstnehmer, davon zwei Lehrlinge. Insgesamt gebe es 17 Gläubiger, weiß der KSV1870 – davon 12 Dienstnehmer. An Aktiva hat das Unternehmen etwa 95.000 Euro vorzuweisen. Die Passiva betragen rund 565.000 Euro. Davon entfallen ungefähr 527.000 Euro auf Geldinstitute. Die Bäckerei ist seit ihren Anfängen vor 418 Jahren in Familienbesitz. Markus Weinhäupl hat den Betrieb im Jahr 1994 von seinen Eltern übernommen.

Das Bäckereigewerbe steht seit einigen Jahrzehnten vermehrt unter Druck, leitet der KSV seinen Bericht zu den Umständen ein. Gab es 1965 in Österreich noch 5.120 Betriebe, schrumpfte die Zahl bis 1975 auf 3.618 und 2013 waren dann nur noch 1.583 Bäckereien übrig. Die Strategie eines namhaften Diskonters, Backboxen einzuführen, führte zu einem weiteren Rückgang von Bäckereibetrieben mit namhaften Insolvenzen, wie zum Beispiel »Ring« in Linz, »Schrammel Brot« in Wien und »Kolm« in Ried im Innkreis.

Dem beschriebenen Druck zum Trotz wurde die Bäckerei Weinhäupl weiterhin mit positiver Bilanz geführt. In den letzten Jahren und während der Corona-Pandemie ist jedoch mit einem Umsatzrückgang und einer Steigerung der Kosten ein deutlicher Kreditrückstand aufgelaufen, der mit den laufenden Einnahmen nicht mehr abgedeckt werden kann. In Summe führte dies dazu, dass die vorhandenen Kreditlinien immer mehr ausgenutzt werden mussten und vollständig ausgeschöpft sind. Die derzeitige Marktsituation – besonders die Entwicklung der Energiekosten – lassen eine plausible Fortbestehungsrechnung, in der die Rückstände vollständig abgetragen werden sollen, nicht zu. Der Fortbestand wird – wie bei vielen anderen Bäckereien auch – maßgeblich von der Entwicklung auf dem Markt (Energie- und Rohstoffpreise) abhängig sein.

Es ist geplant, das Unternehmen fortzuführen und eine nachhaltige Sanierung zu bewerkstelligen. Der zugleich mit dem Antrag auf Insolvenzeröffnung unterbreitete Vorschlag für einen Sanierungsplan sieht eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar in 3 Raten, davon 5 Prozent binnen 8 Wochen, weitere 5 Prozent binnen 12 Monaten sowie letztmalig 10 Prozent binnen 24 Monaten, jeweils ab Annahme des Sanierungsplanes, vor. Diese soll aus dem laufenden Betrieb finanziert werden.

«Der Insolvenzverwalter wird prüfen, ob eine Sanierung und Fortführung des Unternehmens ohne weitere Verluste für die Gläubiger möglich ist», sagt Alexander Meinschad vom KSV1870. Zum Insolvenzverwalter wurde RA Dr. Franz Mitterbauer aus Altheim, zu seinem Stellvertreter RA Dr. Karl Mandl, ebenfalls aus Altheim bestellt. Die erste Gläubigerversammlung und Prüfungstagsatzung findet am 14. Dezember 2022, die Sanierungsplantagsatzung am 18. Januar 2023 am Landesgericht Ried statt.