Bonn. (aid) Vollkorn ist gut für die Gesundheit – das ist allgemein bekannt und hinlänglich durch eine Vielzahl von Studien belegt. Eine Studie aus dem British Medical Journal zeigte nun, dass bereits kleine Mengen einen positiven Effekt haben – fasst der aid Infodienst die Untersuchung wie folgt zusammen:
Ein internationales Team von Wissenschaftlern wertete 45 Studien zum Vollkornkonsum und verschiedenen Erkrankungen aus. Mehr als 7.000 Fälle koronarer Herzkrankheiten, 2.000 Schlaganfälle, 26.000 Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter 700.000 Patienten gingen in die Analyse ein.
Frühere Studien hatten bereits bestätigt, dass ein hoher Vollkornkonsum Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht entgegen wirkt. Die aktuelle Untersuchung erweitert die Kenntnisse: 90 Gramm Vollkornprodukte täglich konnten das Risiko für koronare Herzkrankheit (19 Prozent), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (22 Prozent), Mortalität (17 Prozent), Tod durch Schlaganfall (14 Prozent), Krebs (15 Prozent), Atemwegserkrankungen (22 Prozent), Infektionskrankheiten (26 Prozent) und Diabetes (51 Prozent) senken. 90 Gramm entsprechen drei Portionen Vollkorn, das heißt zum Beispiel zwei Scheiben Brot und eine Schale Frühstückscerealien.
Der positive Effekt ließ sich bei den meisten Krankheiten bis zu einer täglichen Aufnahme von 210 bis 225 Gramm Vollkornprodukten steigern. Das entspricht mehr als sieben Portionen. Den größten Nutzen hatten dabei Menschen, die ihren Verzehr von keiner auf zwei Portionen täglich erhöhten. Das verringerte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stand mit der Aufnahme von Vollkornbrot und Vollkornfrühstückscerealien, aber auch mit dem Gesamtverzehr von Brot und Getreideflocken in Zusammenhang.
Die Wissenschaftler weisen allerdings auch darauf hin, dass die biologischen Mechanismen hinter dem positiven Effekt des Vollkornverzehrs vielschichtig und noch nicht abschließend geklärt sind.
Nur wenige Menschen essen drei oder mehr Portionen Vollkornprodukte täglich. Ein positives Beispiel ist Dänemark: Hier haben gezielte Kampagnen und die Erweiterung des Sortiments in den vergangenen zehn Jahren eine Verdopplung des Vollkornverzehrs in der Bevölkerung bewirkt.
«Ganz einfach lässt sich der Vollkornkonsum im Alltag erhöhen, indem man Brot, Nudeln und Reis durch die Vollkornvariante ersetzt», erklärt Harald Seitz, Ernährungswissenschaftler vom aid infodienst in Bonn. «Fragen Sie beim Bäcker nach, wie viel Vollkornmehl in Brot und Brötchen tatsächlich enthalten ist». Vollkornbrot wird aus mindestens 90 Prozent Roggen- und Weizenvollkornerzeugnissen hergestellt. «Nur weil das Brötchen etwas dunkler ist und ein paar Körner drauf hat, ist es noch lange kein Vollkornbrötchen». Da müsse man sich schon gründlicher informieren.
WEITERE THEMEN AUS DIESER RUBRIK FÜR SIE:
- BMEL: Der Trend zu Öko setzt sich auf schwächerem Niveau fort
- Trotz gegenteiligem Rat: Ampel verabschiedet Agrarpaket
- Lebensmittelverband: begrüßt Ausbau von lebensmittelwarnung.de
- NRI: Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft könnten besser sein
- BMEL: Rechtsgutachten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
- DGE: veröffentlicht neue Position zu veganer Ernährung
- BZfE: Snack-Ideen für die Fußball-Europameisterschaft
- BMEL: Bundestag beschließt Änderung des Düngegesetzes
- Nachhaltig einkaufen zwischen Wunsch und Wirklichkeit
- Fleischersatz: 2023 stieg die Produktion um gut 16%
- NRI: Weiter zu viel Zucker, Fett und Salz in Umlauf
- Nutri-Score: Unternehmen und Verbände sollen mehr Gehör finden
- RWI: Ernährungstipps und Empfehlungen oft ohne Wirkung
- So gelingt der Übergang zur zeitgemäßen Proteinversorgung
- Fastenzeit 2024: Fleisch- und Alkoholkonsum gingen spürbar zurück
- Aminosäuren des Getreides ergänzen Hülsenfrüchte ideal
- Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sinkt auf neuen Tiefstwert
- Novel Meat: IGF-Projekt arbeitet an Stützstrukturen
- DGE: überarbeitet Ernährungsempfehlungen
- HS Fulda: für mehr heimische Hülsenfrüchte im Speiseplan