Dienstag, 16. Juli 2024
20170218-E-COMMERCE

Versandhandel: E-Commerce wächst weiter zweistellig

Berlin. (bevh) Mit einem Plus von 10,9 Prozent auf 58,466 Milliarden Euro ist 2017 der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce – wie vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) vorausgesagt – zweistellig gewachsen. Der reine E-Commerce Umsatz steht erstmals für jeden achten Euro im Einzelhandel. Dabei sind die eigenständigen Online- und Multichannel-Händler prozentual und in Umsatzzahlen deutlich stärker gewachsen als das Geschäft über Online-Marktplätze, die weiterhin wichtigste Kauforte im Internet bleiben. Eine weitere vom bevh separat in Auftrag gegebene Untersuchung (durch die MRU Unternehmensberatung) zum Thema «Stadt – Land – E-Commerce – Von Ballungsräumen, Dörfern und Paketen» zeigt die zunehmende Relevanz von E-Commerce in und außerhalb der Metropolen und beziffert die Auswirkungen der resultierenden Paket-Transporte auf den Straßenverkehr.

Besonders erfolgreich waren die Multichannel-Händler. 2017 legten Unternehmen, die über mehrere Vertriebskanäle verfügen, im Online- und Versandhandel um 21 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro zu und setzten so fast 3,5 Milliarden Euro mehr um als im Jahr 2016. Daran hatten Anbieter mit Herkunft aus dem stationären Einzelhandel den größten Anteil. Sie haben in 2017 ein Plus von 26,2 Prozent erreicht. Die Onlinemarktplätze konnten ihr Volumen um 4,4 Prozent auf 27,9 Milliarden Euro steigern. Online-Pureplayer legten um 12,6 Prozent, also fast 1 Milliarden Euro auf 8,56 Milliarden Euro zu.

Gero Furchheim, Präsident des bevh und Sprecher des Vorstands der Cairo AG, sieht daher auch eine gute Perspektive für eigenständige Händler: «Mit Web-Exzellenz ist der Fachhandel in der Lage, sowohl neben, als auch in Kooperation mit Marktplätzen nicht nur zu bestehen, sondern sogar zu wachsen. Handel kann sich auch ohne den Ruf nach staatlicher Regulierung behaupten».

Fast 60 Prozent des E-Commerce-Umsatzes resultiert aus Bestellungen in Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohnern. Dort ist der Umsatz im Jahr 2017 überproportional um 17,1 Prozent gewachsen.

Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh, unterstreicht die zunehmende Bedeutung des Onlinehandels abseits der Ballungsräume: «Heute unterscheiden sich Stadt- und Landbevölkerung nicht mehr in ihrem Online-Einkaufsverhalten. Das Internet ist für die Bevölkerung in strukturschwachen Räumen der Garant dafür geworden, überall gleichwertige Lebensverhältnisse realisieren zu können».

Eine Analyse am Beispiel der Hansestadt Hamburg unterstreicht, dass die Paketzustellungen aus dem Online- und Versandhandel tatsächlich nur einen sehr geringen Teil der täglichen Lieferverkehre verursachen. Die tägliche Verkehrsbelastung wird deutlich stärker von B2B-Lieferverkehren aus stationärem Einzelhandel und Gastronomie beeinflusst. «Die Zahlen zeigen: Selbst unter Berücksichtigung der zu erwartenden Wachstumsraten im E-Commerce und der Zunahme von Paketzustellungen ist somit der Onlinehandel nicht die Ursache eines wohlmöglich drohenden Verkehrskollapses innerhalb der deutschen Metropolen», konstatiert der Hamburger Logistik-Experte Horst Manner-Romberg, der die Verkehrsströme untersucht hat.

Auf Basis der guten Geschäftsergebnisse des Jahres 2017 erwartet der bevh in diesem Jahr für den E-Commerce einen weiteren Zuwachs um 9,3 Prozent auf rund 63,9 Milliarden Euro.

  • Warengruppen-Cluster «Freizeit» (DIY / Blumen, Spielwaren, Auto / Motorrad / Zubehör, Hobby / Freizeitartikel): Der gesamte Online-Umsatz des Warengruppen-Clusters stieg in 2017 auf 7,203 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 6,445 Milliarden Euro inklusive MwSt.) um 11,8 Prozent. Der Bereich Hobby / Freizeitartikel ist weiterhin beliebt. Dies bescherte der Kategorie in 2017 einen Online-Umsatz von 2,823 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 2,539 Milliarden Euro inklusive MwSt.) und stieg um 11,2 Prozent.
  • Warengruppen-Cluster «Einrichtung» (Möbel / Lampen / Deko, Haus- / Heimtextilien, Haushaltswaren / -geräte): Der gesamte Online-Umsatz des Clusters «Einrichtung» stieg in 2017 auf 8,555 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 7,111 Milliarden Euro inklusive MwSt.) um 20,3 Prozent. In der Einzel-Kategorie Haushaltswaren und -geräte darin zeigte sich sehr hohes Wachstums. Hier stieg der Umsatz in 2017 sogar um 26,5 Prozent auf 3,813 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 3,015 Milliarden Euro inklusive MwSt.).
  • Warengruppen-Cluster «Bekleidung inklusive Schuhe»: Die Kategorie «Bekleidung inklusive Schuhe» ist nach wie vor bei deutschen Verbrauchern sehr beliebt. 5,8 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr belegen dies. Der entsprechende Online-Umsatz erhöhte sich auf 15,595 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 14,744 Milliarden Euro inklusive MwSt.). Schuhe allein wuchsen etwas stärker um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erwirtschafteten einen Online-Umsatz von 3,835 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 3,580 Milliarden Euro inklusive MwSt.).
  • Warengruppen-Cluster «Täglicher Bedarf» (Lebensmittel, Drogerie, Tierbedarf): Das Onlinevolumen des Warengruppen-Clusters stieg um insgesamt 14,2 Prozent mit einem Gesamtumsatz von 3,806 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 3,332 Milliarden Euro inklusive MwSt.). Die zunehmende Akzeptanz für das Warensegment «Lebensmittel» innerhalb dieses Clusters bescherte in 2017 einen Online-Umsatz von 1,13 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 932 Millionen Euro inklusive MwSt.) und stieg um 21,3 Prozent.
  • Warengruppen-Cluster «Unterhaltung» (Bücher / Ebooks / Hörbücher, Bild- / Tonträger, Computer / Zubehör / Spiele / Software inklusive Downloads, Elektronikartikel / Telekommunikation): Die Warengruppe «Computer / Zubehör / Spiele / Software inklusive Downloads» im Cluster «Unterhaltung» verzeichnete in 2017 Online-Umsätze von 4,448 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 3,679 Milliarden Euro inklusive MwSt.) und stieg um 20,9 Prozent. Der Einzelbereich «Elektronik-Artikel und Telekommunikation» wuchs online um 13 Prozent und verzeichnete einen Umsatz von 9,879 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 8,745 Milliarden Euro inklusive MwSt.). Die Online-Umsätze bei «Bücher / Ebooks / Hörbücher» sanken um 3,9 Prozent und lagen bei 3,407 Milliarden Euro inklusive MwSt. (2016: 3,545 Milliarden Euro inklusive MwSt.). Das gesamte Cluster wuchs damit um 11,1 Prozent auf 20,062 Milliarden Euro (2016: 18,063 Milliarden Euro).

20180123-BEVHDas Ergebnis der Gesamtzahlen 2017 aus der jährlichen Studie «Interaktiver Handel in Deutschland» unterstreicht, dass die vom bevh vertretene Branche – also Versand von Waren im E-Commerce und klassischen Versandhandel – auf ein gesundes Wachstum von 8,8 Prozent und ein gestiegenes Brutto-Umsatzvolumen von 62,15 Milliarden Euro mit Privatkunden zurückblickt.

Der gesamte Online- und Versandhandel mit Waren und Dienstleistungen hat einen Brutto-Umsatz von 78,143 Milliarden Euro für das Jahr 2017 erreicht und ist um 7,9 Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen. Dabei zeigte sich der E-Commerce weiterhin als der herausragende Wachstumstreiber gegenüber den Bestellungen per Telefon oder Brief. Für diesen Gesamtmarkt des Interaktiven Handels rechnet der bevh im Jahr 2018 mit einem Wachstum von 8,3 Prozent auf etwa 67,3 Milliarden Euro brutto (Foto: pixabay.com / Tabelle: bevh).