Bonn. (ble) schon beim Einkaufen kein Verpackungsmüll – das ist die Idee der heute rund 200 unverpackt-Läden in Deutschland. Eine aktuelle BÖLN-Studie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) zeigt: Das unverpackt-Konzept birgt große Potenziale zur Umgestaltung der Prozesse im Lebensmittel- Einzelhandel (LEH). Wesentlich dazu beitragen könnten eine weitere Verbreitung und Standardisierung von Mehrweglösungen und ein wachsendes Angebot an verpackungsfreien Lebensmitteln.
Wissenschaftler im Fachgebiet nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Hochschule Eberswalde haben erstmals die Herausforderungen und Potenziale zur weiteren Verbreitung verpackungsfreier Läden und damit die Möglichkeiten zur Einsparung von Verpackungsmüll untersucht. Zudem entwickelte das Forscherteam für die unverpackt-Läden hilfreiche Praxistools zur Laden- und Sortimentsgestaltung sowie zur Einhaltung der Hygienevorschriften.
Veränderungen auf allen Produktionsstufen erforderlich
Als besonders herausfordernd erwiesen sich für die Läden die verpackungsarme Beschaffung von Lebensmitteln sowie die Entwicklung und Umsetzung von Mehrweglösungen. Damit der Verzicht auf Verpackungen im LEH zur Normalität wird, sind tiefgreifende Veränderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich – hierzu braucht es etwa stufenübergreifende Kooperationen zwischen Läden, Erzeugern und Lieferanten. In diesen wird gemeinsam nach Verpackungslösungen gesucht, etwa Alternativen für Stretchfolie oder Einweggebinde.
Praxistools für unverpackt-Läden
Das Forscherteam entwickelte für verpackungsfreie Läden außerdem einen digitalen Hygieneleitfaden sowie einen Praxisratgeber mit zahlreichen Hinweisen zur Laden- und Sortimentsgestaltung, die unter www.hygieneleitfaden-unverpackt.de und unter www.netzwerk-unverpackt.de in der Rubrik «Downloads» zur Verfügung stehen. Zudem wird im Hygieneleitfaden erläutert, was Betreibende eines unverpackt-Ladens bei der Anlieferung und dem Umfüllen der Produkte bis hin zur Warenkennzeichnung und Personalschulung beachten sollten.
Hintergrundinformation
Das BÖLN-Projekt «Der verpackungsfreie Supermarkt: Stand und Perspektiven. Über die Chancen und Grenzen des Precycling im Lebensmitteleinzelhandel» wurde in Kooperation mit rund 40 unverpackt-Läden sowie dem Verein «Unverpackt e.V.» umgesetzt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) förderte die Studie im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) begleitete die Arbeiten als Projektträger. Weitere Informationen gibt es unter www.netzwerk-unverpackt.de. Der vollständige Schlussbericht ist auf dem BLE-Server erhältlich.
WEITERE THEMEN AUS DIESER RUBRIK FÜR SIE:
- BMEL: Der Trend zu Öko setzt sich auf schwächerem Niveau fort
- Trotz gegenteiligem Rat: Ampel verabschiedet Agrarpaket
- Lebensmittelverband: begrüßt Ausbau von lebensmittelwarnung.de
- NRI: Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft könnten besser sein
- BMEL: Rechtsgutachten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
- DGE: veröffentlicht neue Position zu veganer Ernährung
- BZfE: Snack-Ideen für die Fußball-Europameisterschaft
- BMEL: Bundestag beschließt Änderung des Düngegesetzes
- Nachhaltig einkaufen zwischen Wunsch und Wirklichkeit
- Fleischersatz: 2023 stieg die Produktion um gut 16%
- NRI: Weiter zu viel Zucker, Fett und Salz in Umlauf
- Nutri-Score: Unternehmen und Verbände sollen mehr Gehör finden
- RWI: Ernährungstipps und Empfehlungen oft ohne Wirkung
- So gelingt der Übergang zur zeitgemäßen Proteinversorgung
- Fastenzeit 2024: Fleisch- und Alkoholkonsum gingen spürbar zurück
- Aminosäuren des Getreides ergänzen Hülsenfrüchte ideal
- Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sinkt auf neuen Tiefstwert
- Novel Meat: IGF-Projekt arbeitet an Stützstrukturen
- DGE: überarbeitet Ernährungsempfehlungen
- HS Fulda: für mehr heimische Hülsenfrüchte im Speiseplan