Moskau / RU. (28.10. / bfai) Russlands Markt für Tiefkühlprodukte entwickelt sich überdurchschnittlich schnell. Nach Meinung von Experten könnte das Verkaufsvolumen schon 2011 bei rund 7,7 Milliarden US-Dollar liegen und damit doppelt so hoch wie 2007. Besonders Fertiggerichte legen in der Käufergunst zu. Für Hersteller von entsprechenden Kühlausrüstungen für den Einzelhandel sowie von Verpackungsmaschinen für die Lebensmittelindustrie bietet der Boom gute Absatzchancen, berichtet die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) aus Köln.

Die Russen greifen beim Kauf von Lebensmitteln immer häufiger ins Kühlregal. Wie Euromonitor ermittelt hat, lagen die Umsätze mit Tiefkühlkost 2007 bei rund 3,7 Milliarden US-Dollar und damit um knapp ein Drittel über dem Vorjahreswert. Für 2008 erwarten die Marktforscher ein Verkaufsvolumen von 4,7 Milliarden US-Dollar, für 2011 bereits 7,7 Milliarden US-Dollar. Die aktuelle Wirtschaftskrise könnte diese sehr optimistischen Annahmen zwar etwas dämpfen, weil die Kaufkraft sicherlich nicht mehr so schnell wachsen wird. Dennoch werden Tiefkühlprodukte einen immer größeren Anteil am russischen Lebensmittelmarkt bekommen.

Entwicklung des russischen Markts für Tiefkühlprodukte:
 

Segment	2007	2008	2009	2010	2011
Marktvolumen insgesamt in Millionen USD *)	3.700	4.700	5.400	6.500	7.700
davon Fertiggerichte	1.300	1.700	1.900	2.150	2.500
Fleisch	1.180	1.510	1.770	2.100	2.600
Fisch- und Meeresprodukte	560	760	950	1.200	1.600
Gemüse	340	400	420	470	520
Pizza	110	140	160	190	210
Geflügel	24	32	37	45	54
Kartoffeln	21	27	32	40	48
Desserts	8	9	10	12	13
andere	120	160	180	210	240

_{*) Kurse umgerechnet entsprechend des realen oder prognostizierten Jahresdurchschnitts (abgerundet). Quelle: Euromonitor, zitiert nach dem Portal «frozen-products.ru»}

Neben Euromonitor hat auch Nielsen Rossija die Tiefkühlbranche untersucht. Demnach ist der Markt 2007 wertmäßig um 25 Prozent gewachsen, vom Volumen her um sieben Prozent. Den größten Anteil am Gesamtvolumen haben Gemüsemischungen mit 46 Prozent. Besonders schnell steigen die Verkäufe von Fertigmahlzeiten (plus 34 Prozent bei den Umsätzen, plus 17 Prozent beim Volumen).

Wie das Marktforschungsunternehmen Business Analytica herausgefunden hat, werden tief gefrorene Fertiggerichte aus Fleisch immer beliebter. Ihre Verkäufe kletterten 2007 um 13 Prozent auf 190.000 Tonnen. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von nur 1,3 Kilogramm pro Jahr liegen diese Produkte in der Verbrauchergunst aber noch weit hinter anderen Fleischprodukten. So isst der durchschnittliche Russe jährlich 14 bis 18 Kilogramm nicht tief gefrorene Fleischprodukte wie Wurst, Konserven oder Räucherwaren.

Unter den gefrosteten Fertiggerichten aus Fleisch haben zuletzt Hähnchenfilets und -Nuggets, Fleischragouts und Kohlrouladen Marktanteile gewonnen. Die großen Einzelhandelsketten bieten solche Produkte inzwischen oft unter eigener Hausmarke an. Relativ neue Produktarten wie Torten, Pfannkuchen oder Lasagne dürften in Zukunft ebenfalls überdurchschnittliche Zuwachsraten erzielen.

Für Russland typisch ist der Verkauf von unverpackter Tiefkühlkost als Kiloware. Wie Business Analytica herausgefunden hat, liegt ihr Anteil an den Gesamtverkäufen von Fertigprodukten aus Fleisch bei 30 Prozent. Regional ist die Quote sogar noch höher. Sie soll zum Beispiel in Wolgograd bei 70 Prozent liegen. Wurde früher die Kiloware vor allem auf großen Märkten verkauft, so bieten inzwischen auch die Super- und Hypermärkte unverpackte Tiefkühlkost zum Selbstabfüllen an. Grund für den Erfolg ist der günstige Preis, der rund ein Drittel unter den verpackten Produkten liegt.

Bei den verpackten Produkten dominiert zu rund 50 Prozent der Pappkarton als Verpackungsart. Allerdings werden Kunststoffverpackungen bei Herstellern und Verbrauchern immer beliebter. Etwa 13 Prozent aller tief gefrorenen Fleischgerichte wurden 2007 in Polyethylen-Beuteln verpackt.

Bei Obst und Gemüse liegen die Plastik-Verpackungen längst vorn. Wie Nielsen Rossija zwischen August 2007 und Juli 2008 ermittelt hat, waren 97 Prozent aller tief gefrorenen Obst- und Gemüseprodukte mit Polyethylen-Beuteln verpackt. Auf 400-Gramm-Größen entfielen 70 Prozent des Marktes. Händler und Kunden legen immer mehr Wert auf hochqualitative, möglichst reißfeste und praktische Verpackung, die zugleich beste Qualität beim Bedrucken ermöglichen muss. Entsprechend müssen die Lebensmittelhersteller in neue Maschinen und Ausrüstungen investieren.

Veränderungen bei der Nachfrage nach TK-Produkten (Anteil Umsatz):

Wie attraktiv das Segment der Tiefkühlprodukte ist, zeigt das Interesse ausländischer Hersteller an russischen Produzenten. So warben zuletzt Unilever und die kroatische Agrokor um die Holding Talosto, die vor allem für Speiseeis, Teig- und Fertiggerichte bekannt ist (erwarteter Jahresumsatz 2008: 160 Millionen US-Dollar). Unilever hatte zuvor bereits den Nowosibirsker Eisproduzenten Inmarko erworben. Die estnische Premia Tallina Kulmhoone gab im Sommer 2008 den Kauf des ältesten russischen Eisherstellers Chladokombinat Nr. 1 bekannt (Quelle).

Russlands größte Hersteller von TK-Produkten (Anteil Volumen)