Bonn. (19.04. / zmp) Die Preiskurve für Getreide zeigt nach einer langen Phase der Steigung zuletzt wieder deutlich nach unten. Auf der Großhandelsstufe gaben die Preise für Brotweizen von Mitte März bis Mitte April um rund acht Prozent nach, für Brotroggen wurde in diesem Zeitraum sogar ein Rückgang um zehn Prozent verzeichnet. Aber auch auf der Erzeugerstufe sanken die Kurse deutlich, allein für Brotweizen zum Beispiel um rund 25 Euro je Tonne frei Lager des Erfassers. Ausgelöst wurde der Kursrückgang besonders durch die rückläufigen Notierungen an den internationalen Terminmärkten, berichtet die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) aus Bonn.
Am Pariser Terminmarkt bewegte sich für Weizen der Kurs der Mai-Position zuletzt gut 65 Euro je Tonne oder 22 Prozent unter dem bisherigen Jahreshöchststand von Mitte März, an der Börse Chicago sanken die Kurse seither sogar um 29 Prozent. Preisdämpfend wirkten sich dabei besonders die weltweit positiven Angebotsaussichten für das kommende Wirtschaftsjahr aus. Auch hierzulande stehen die Preise unter Einfluss bislang recht optimistischer Ernteprognosen sowie der ruhigen Inlands- und Exportnachfrage. Allerdings bleiben die Märkte weiterhin anfällig für spekulative Einflüsse. Zudem hat sich die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Herkünfte auf dem Weltmarkt währungsbedingt verschlechtert.
Für die Lebensmittelmärkte gehen somit vom Getreidemarkt derzeit keine weiteren preistreibenden Impulse aus. Allerdings ist zu beachten, dass sowohl in Mühlen als auch in Großbäckereien die Getreide- und Mehlkäufe auf größtenteils längerfristigen Kontrakten beruhen. Beim Einfluss der Getreidepreise auf die Brot- oder Brötchenpreise ist zudem der wertmäßige Anteil des Weizens an den Produkten zu berücksichtigen, welcher relativ niedrig ist. Ein Weißbrot (1.000 Gramm) enthält zum Beispiel rund 850 Gramm Weizenmehl, für dessen Herstellung 940 Gramm Weizen benötigt werden. 940 Gramm Weizen kosten auf der Großhandelsstufe rund 0,23 Euro. Bei einem angenommenen Brotpreis von 2,30 Euro beträgt der Rohstoffanteil am Verkaufspreis damit rund zehn Prozent. Neben den Getreidepreisen haben viele weitere Faktoren Auswirkungen auf die Brotpreise, etwa Energie-, Lager-, Transport-, Personalkosten, Mieten und auch Steuern. Gerade diese Einflussfaktoren sind oft maßgeblicher als die Veränderungen der Agrarrohstoffpreise (Quelle). |