Nürnberg / Kronberg. (23.06. / ots) Diskonter in Deutschland gewinnen kaum noch Kunden hinzu -- das zeigt eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und der Accenture GmbH. Demnach stieg in 2007 der Marktanteil der Diskonter nur noch um 0,7 Prozent -- von 42,5 auf 43,2 Prozent. Zwischen 2000 und 2006 hatten sie sich um durchschnittlich 1,7 Prozent per Anno gesteigert.
Weiteres zentrales Ergebnis der Studie: Je älter die Gesellschaft wird, desto höher ist der Anteil der Kunden, die sich wieder den klassischen Supermärkten zuwenden. «Die Lebensmittel-Diskonter stehen am Scheideweg», sagt Gerhard Hausruckinger, Accenture-Geschäftsführer für Handel + Konsumgüter. «Diskont ist heute kein Selbstläufer mehr». Heute kaufen 98 Prozent der Verbraucher mehr oder weniger regelmäßig beim Diskonter, und nahezu jeder erreicht drei bis vier dieser Läden in bis zu zehn Minuten.
Die demografische und gesellschaftliche Entwicklung verläuft zugunsten der klassischen Supermärkte, heißt es in der Studie: In 2007 gehörten noch 31 Prozent der Verbraucher zu Gruppen der Bevölkerung, die 40 Prozent oder mehr ihrer Einkäufe beim Diskonter erledigen. Dazu zählen unter anderem junge Familien. Berechnungen von Accenture zufolge wird der Anteil der Diskont-Stammkunden sukzessive schrumpfen, auf 28 Prozent im Jahr 2020. Umgekehrt wächst der Anteil der Supermarkt-Käufer -- Rentner-Familien, alleinstehende Ältere, «Empty Nest»-Familien -- von 40 Prozent in 2007 auf 45 Prozent in 2020.
«Diese scheinbar kleinen prozentualen Veränderungen sind ein Erdbeben im Lebensmittel-Einzelhandel, wo es um reine Verdrängung geht», sagt Hausruckinger. «An der Generation Silber kommt künftig kein Lebensmittelhändler vorbei. Viele Verbraucher achten wieder stärker auf Qualität und weniger auf den Preis als in den Jahren unmittelbar nach Einführung des Euro. Kurzfristig kann sich das natürlich ändern, zum Beispiel angesichts steigender Lebensmittelpreise und unsicherer Konjunkturaussichten».
Hebel für mehr Wachstum
Der Handelsexperte sieht mehrere Hebel für Lebensmittel-Einzelhändler, um das Wachstum anzukurbeln:
-- Verbraucher individueller anzusprechen über Internet-Angebote und mobile Endgeräte -- nicht mehr nur über den einen Prospekt für alle;
-- den Bedürfnissen älterer Kunden nach Bequemlichkeit und Sicherheit entgegenzukommen;
-- Ethno-Marketing zu betreiben -- gezielter mit der Zielgruppe Migranten zu sprechen;
-- entweder: Rückkehr zum Hard-Diskont, also Konzentration des Angebots auf weniger Artikel und damit Verbilligung,
-- oder: Erweiterung des Sortiments um Wellness- und Öko-Produkte.
These: Richten sich Diskonter künftig mehr auf Bequemlichkeit und Service aus, könnte es am unteren Ende des Markts Raum für einen neuen Ultra-Diskonter geben.
Belege für den Wandel des Diskonter-Markts
Weitere Belege dafür, dass der Markt vor großen Veränderungen steht, gibt es nach den Angaben aus Nürnberg und Kronberg zu Genüge:
-- Lag der durchschnittliche Diskonter-Umsatz pro Quadratmeter Ladenfläche 2003 noch bei 3.971 Euro, waren es 2007 nur 3.648 Euro -- ein Rückgang um 8,1 Prozent.
-- Der Umsatz mit so genannten Non-Food-Artikeln wie Elektrogeräten, Kleidung und Werkzeug geht zurück. In 2005 betrug der Anteil aller Diskonter an diesem Markt fünf, 2007 nur noch 4,5 Prozent.
-- Nach Berechnungen von Accenture verbuchte der Diskont-Marktführer Aldi 2007 erstmals in seiner Geschichte einen Umsatzrückgang -- um 1,5 Prozent auf 27 Milliarden Euro; der Marktanteil sank um 0,6 Prozent auf 18,9 Prozent.
Über die Studie: «Diskonter am Scheideweg» beruht auf repräsentativem Datenmaterial über das Verhalten von Konsumenten im Jahr 2007, das die GfK Accenture exklusiv für Analysen zur Verfügung gestellt hat. Die Kronberger Accenture GmbH ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister. Mit dem Ziel, Innovationen umzusetzen, hilft das Unternehmen seinen Kunden, leistungsfähiger zu werden.
|