Bonn. (03.03. / bdsi) Ob Zucker, Weizen, pflanzliche Öle und Fette, Butter, Mandeln oder Haselnüsse: Die erheblichen Preissteigerungen für agrarische Rohstoffe bereiten der deutschen Süßwarenindustrie weiterhin größte Sorgen. Das meldet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Vielfach könnten die Unternehmen die höheren Rohstoffkosten wegen des scharfen Wettbewerbs im Lebensmittel-Einzelhandel nur verzögert oder nicht in vollem Umfang weitergeben. «Das Ergebnis ist eine Ertragserosion, die besonders den kleinen und mittelständischen Süßwarenbetrieben zu schaffen macht und teils existenzbedrohende Auswirkungen hat», sagt der BDSI-Vorsitzende Dr. Dietmar Kendziur.
Erschwerend kommen für die Hersteller von Süßwaren, Knabberartikeln und Eiskrem die drastisch gestiegenen Ölpreise hinzu, die im Februar 2012 ein neues Allzeithoch erreichten. Hierdurch verteuern sich nicht nur die Energiepreise, sondern auch die Preise für Verpackungen und die Transportkosten. Zugleich wird den Verbrauchern Kaufkraft entzogen.
Die Süßwarenindustrie steht bei dem für sie wichtigsten Rohstoff - dem Zucker - nun schon seit Monaten vor einer paradoxen Situation: Zucker für die Lebensmittel- und Getränkeproduktion ist in Europa knapp und das trotz einer Rekordernte bei den Zuckerrüben. Maßgeblich mitursächlich für diese besorgniserregende Entwicklung ist, dass das europäische Quotensystem den Markt für Zucker für die Lebensmittelproduktion (Quotenzucker) künstlich verknappt und so den Preis nach oben treibt.
«Der Zuckerpreis ist in der EU im letzten Herbst wegen der Zuckerknappheit dramatisch um bis zu 50 Prozent gestiegen, obwohl wegen der Rekordernte eigentlich genug Zucker da ist. Es ist nicht hinnehmbar, dass mittelständischen Lebensmittelbetrieben durch eine überholte Zuckermarktordnung Kapital entzogen wird, das sie dringend brauchen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und weiter eine hohe Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu sichern», sagt Kendziur.
Die Süßwarenindustrie erwartet deshalb von der Politik, dass das Quotensystem für Zucker im Jahr 2015 ausläuft, so wie es die EU-Kommission in ihrem Reformvorschlag zur europäischen Agrarpolitik vorsieht. Produktionsquoten sind ein Auslaufmodell in den europäischen Agrarmärkten, seit die EU zu Recht den Weg zur Marktorientierung im Agrarsektor eingeschlagen hat.
Doch auch kurzfristig muss die EU-Kommission früh und effektiv reagieren, um eine ausreichende Versorgung des Marktes mit Zucker zu gewährleisten. Solange der Zuckersektor einer politisch administrierten Marktordnung unterliegt, muss auch die Verfügbarkeit von Zucker durch die Politik sichergestellt werden. Es wird erwartet, dass die Lagerbestände in der EU auch zum Ende dieses Jahres erneut auf einem äußerst niedrigen Niveau liegen werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Zuckerpreise weiter steigen.
Geeignete Maßnahmen der EU-Kommission wie die Umwidmung von Nicht-Quotenzucker in Quotenzucker und zusätzliche Einfuhrkontingente zum Nullzollsatz sind nach BDSI-Angaben daher erforderlich, um die Zuckermenge für die europäische Lebensmittelindustrie signifikant zu erhöhen. Konkret bedeutet dies die deutliche Erhöhung der europäischen Endlagerbestände von derzeit rund 1,9 Millionen Tonnen auf mindestens 3,5 Millionen Tonnen Zucker. Dies entspricht rund 20 Prozent des Jahresbedarfs von Zucker in Europa.
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