Hannover. (22.08. / gg) EBITDA ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die in Zusammenhang mit dem erwirtschafteten Gewinn und Cash-Flow eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum steht und häufig bei der Übernahme von Unternehmen oder bei der Analyse von Monats- oder Quartalsentwicklungen in Unternehmen verwendet wird. Wie wichtig die Kennzahl für Sie sein kann, erläutert nachfolgend Steuerberater Carsten Klingebiel von der GEHRKE GRUPPE in Hannover.
Definition
EBITDA kommt aus dem Englischen und ist die Abkürzung für «earnings before interest, taxes, depreciation and amortization». Das heißt wörtlich übersetzt «Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände». In der praktischen Anwendung hat es jedoch die Bedeutung von «Gewinn vor Finanzergebnis, außerordentlichem Ergebnis, Steuern und Abschreibungen». Es werden also außerordentliche (einmalige) Kosten und Aufwendungen ebenso ignoriert wie Zinsen, sonstige Finanzierungsaufwendungen oder -erträge, Steuern und Abschreibungen. Man spricht hier auch von einer Bereinigung des Gewinns oder dem Herausrechnen bestimmter Positionen.
Der englische Begriff «amortization» (Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) darf hier nicht mit dem deutschen Begriff «Amortisation» verwechselt werden, der sich in der Betriebswirtschaftslehre nur auf Firmenwert-Abschreibungen bezieht, nicht jedoch auf Abschreibungen zum Beispiel von Lizenzen, Patenten und Software.
Berechnung
Das EBITDA wird wie folgt berechnet: |
|
Jahresüberschuss |
+ |
Steueraufwand |
- |
Steuererträge |
+ |
außerordentlicher Aufwand |
- |
außerordentliche Erträge |
+ |
Finanzaufwand |
- |
Finanzerträge |
= |
EBIT |
+ |
Abschreibungen auf das |
|
Anlagevermögen |
- |
Zuschreibungen zum Anlagevermögen |
= |
EBITDA |
|
|
Eine einfache Alternative: |
|
Erlöse |
- |
Betriebskosten |
= |
EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und |
|
Abschreibungen) |
|
|
- |
Abschreibungen |
= |
EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Aussagekraft
Was ist nun die Aussagekraft des EBITDA? Oft wird das EBITDA als jene Größe bezeichnet, die zeigt, welche Cashmittel ein Unternehmen zu erwirtschaften in der Lage war. Die Neutralisierung des meist wichtigsten nicht ausgabenwirksamen Aufwandspostens, nämlich der Abschreibungen, zeigt, dass eine Cash Flow orientierte Kennzahl vorliegt. Mit dem Cash Flow ist das EBITDA aber nicht gleichzusetzen. Auch darf man nicht verkennen, dass im EBITDA auch Zinsen und Steuern neutralisiert werden. Bei diesen beiden Posten handelt es sich aber sehr wohl um ausgabenwirksame Aufwendungen. Das EBITDA ist also weder ein Indikator für den erwirtschafteten Cash Flow noch für die tatsächliche Ertragskraft eines Unternehmens. Vor allem die Außerachtlassung des Finanzergebnisses bedeutet, dass etwa Unternehmen, die vollständig mit Eigenkapital finanziert sind und daher keine Zinsaufwendungen haben, gleich behandelt werden wie überschuldete Unternehmen, bei welchen die Zinsenbelastung eine erhebliche und manchmal existenzbedrohende Belastung darstellt. Das EBITDA wird daher oft von ertragsschwachen Unternehmen besonders in den Vordergrund gerückt.
Je mehr Aufwendungen man weglässt, desto besser sieht ein Ergebnis aus. Ist das EBITDA als Kennzahl also völlig wertlos? Nein. Es zeigt die operative Ertragskraft vor Abschreibungen. Vor allem bei jungen Unternehmen, die ihre Investitionen und damit die Abschreibungen noch nicht zurückverdienen können, zeigt das EBITDA, ob wenigstens im operativen Betrieb vor Abschreibungen ein positives Ergebnis erwirtschaftet wird. Bei der Anwendung der Discounted Cash Flow Methode in der Unternehmensbewertung kommt dem EBITDA ebenfalls Bedeutung zu.
Missbrauch
Zur Zeit des Neuen Marktes wurde das EBITDA von manchen unprofitablen Unternehmen zur Verschleierung einer Verlustsituation genutzt, da es durch das Bereinigen des Ergebnisses um zahlreiche Aufwandspositionen unter Umständen trotzdem positive Werte liefert. Ein positives EBITDA sagt nichts darüber aus, ob ein Unternehmen tatsächlich profitabel ist. Für erfahrene Finanzanalysten kann die übermäßige Betonung des EBITDA in der Finanzberichterstattung eines Unternehmens ein Warnsignal sein.
EBITDA-Marge
Die EBITDA-Marge (englisch: EBITDA margin) ist das Verhältnis von EBITDA zu Umsatz (EBITDA geteilt durch Umsatz). Ob die EBITDA-Marge eine sinnvolle Aussage ergibt, ist umstritten.
Tragen Sie sich mit dem Gedanken, ein Unternehmen oder einen Unternehmensteil zu kaufen oder auch zu verkaufen oder Ihre Quartalskennzahlen der Bank zu präsentieren, kann die Kennzahl EBITDA von enormer Wichtigkeit für Sie sein. Sollten Sie in diesen Bereichen bzw. Fragestellungen Unterstützung brauchen, stehen Ihnen die Spezialisten der GEHRKE GRUPPE gern zur Verfügung.
Weitere interessante Hinweise zur Vorgehensweise bei Bewertung von Unternehmen finden Sie auf der Homepage der GEHRKE GRUPPE in der Rubrik «Unternehmensbewertung».
|