Berlin. (vebu) Vegane Burger sind längst der Renner, pflanzenbasierte Würstchen oder Schnitzel finden sich in jedem Supermarkt. Auch Milchalternativen aus Reis oder Hafer gehören selbst beim Discounter zum Standardsortiment. Doch das sei nur die Zwischenstation einer rasanten Entwicklung, berichtet ProVeg International (ehemals Vegetarierbund).
Anfang des Jahres legte ProVeg demnach mit 32 Partnern in 21 Ländern das größte Forschungsprojekt Europas auf: Smart Protein. Mit einem Budget von fast zehn Millionen Euro sollen in den kommenden vier Jahren hochinnovative proteinreiche Nahrungsmittel entwickelt werden. Dazu zählen neben Fleisch auch Fisch oder Käse aus pflanzlichen Rohstoffen.
Verena Wiederkehr, International Head of Food Industry + Retail bei ProVeg, erklärt das Ziel: «Wir wollen geschmacklich hoch attraktive Produkte entwickeln, die für Klima, Umwelt, Tierwohl und Gesundheit besser sind als die herkömmlichen und sich auch in großen Mengen herstellen lassen.»
Das Essen der Zukunft wird kein tierisches Eiweiß mehr benötigen. Bei «Smart Protein» werden pflanzliche Eiweiße verwendet, zum Beispiel aus Kichererbsen, Linsen, Ackerbohnen oder Quinoa. Neben Sahne, Butter oder Quark aus pflanzlichen Rohstoffen bestehe auch bei Fisch- und Meeresfrüchten ein riesiges Potenzial.
Aus dieser absehbaren Entwicklung ergeben sich für die Landwirte neue, attraktive Perspektiven. Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen steigt jetzt schon erheblich, die Hersteller von Lebensmitteln suchen bereits händeringend nach Lieferanten für Erbsen, Hafer und Linsen. Für die Landwirte wäre eine Neuausrichtung auch dringend nötig: Trotz Milliardensubventionen aus Brüssel leiden sie unter Preisverfall und Überproduktion. Wegen Missständen in der Tierhaltung und dem Einsatz von Pestiziden stehen sie zudem in der Öffentlichkeit am Pranger.
Verena Wiederkehr: «Hier gibt es enorme Marktchancen für Landwirte. Es wäre dabei allerdings wichtig, dass die EU sich bei Subventionen auch auf pflanzliche Produkte fokussiert. Eine solche Wende kann zudem die Landwirtschaft zu einem nachhaltigen Treiber des Klimaschutzes machen.»
Anmerkung der Redaktion: Statt nach weiteren Subventionen zu verlangen, reicht es vermutlich, vorhandene Milliarden umzuschichten. Hinzu kommt, dass die konventionelle Landwirtschaft zu allererst aus ihrem mentalen Jammertal und der Abhängigkeit vom Deutschen Bauernverband herausgeführt werden muss. Das unternehmerische Denken haben viele Landwirte leider verlernt. Nicht zuletzt dank der vielen Milliarden Euro Subventionen sind viele Bauern nicht mehr in der Lage, Trends zu erkennen und Marktmechanismen zu nutzen.
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