Berlin. (bfr) Ob Olivenöl aus Apulien, Pata Negra-Schinken aus Spanien oder zwölfjähriger Single-Malt-Whisky von den schottischen Orkney-Inseln – typisch für alle diese Lebensmittel sind ihre Qualität und ihr hoher Preis. Das macht sie wie viele andere Lebensmittel von Fisch über Honig bis hin zu Fleisch attraktiv für Verfälschungen. Zwar muss die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und ihren Zutaten dokumentiert werden, doch auch solche Nachweispapiere können gefälscht sein. «Wir brauchen angesichts des weltweiten Handels mit hochwertigen Lebensmitteln neue unbestechliche chemisch-analytische Methoden, mit denen wir bekannte und bisher nicht bekannte Verfälschungen gerichtsfest nachweisen können», sagte BfR-Vize-Präsident Professor Dr. Reiner Wittkowski anlässlich des internationalen Symposiums «Standardisierung von nicht zielgerichteten Analyseverfahren für die Authentizitätsprüfung von Lebensmitteln», das Ende November am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stattgefunden hat. Rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Europa, Nordamerika, Afrika, Asien und Neuseeland diskutierten auf dem Symposium Herausforderungen, die die Standardisierung und Validierung von neuartigen Methoden und Verfahren zur Authentizitätsprüfung an die Wissenschaft stellen.
Im Zentrum stehen neue nicht-zielgerichtete Verfahren für den Nachweis von Lebensmittelverfälschungen und der Herkunft. Nicht-zielgerichtet heißt, dass nicht auf eine bestimmte Verfälschung geprüft wird, sondern auf Abweichungen aller Art. Nicht-zielgerichtete Verfahren bestehen aus physikalisch-chemischen Analysemethoden, die mit statistischen Verfahren und Datenbanken kombiniert werden. Durch die Erfassung der natürlichen Variation von Inhaltsstoffen anhand der Untersuchung von unverfälschten Proben des vorgegebenen Lebensmittels wird eine Referenzdatenbank mit chemischen Fingerabdrücken aufgebaut. Durch den Vergleich mit den authentischen Spektren des jeweiligen erwarteten Erzeugnisses ist die Identifizierung vielfältiger Abweichungen bei Produkten, die zum Beispiel vorsätzlich verfälscht wurden, möglich.
Voraussetzung für die Anwendung dieser neuartigen nicht-zielgerichteten Verfahren in der Routine ist die Validität der Ergebnisse und ihre Vergleichbarkeit bei der Anwendung in verschiedenen Laboratorien. Hierzu fehlen bislang wichtige Grundlagen wie standardisierte und valide Analyseverfahren inklusive der notwendigen statistischen Auswertung sowie gemeinsam zugängliche und nutzbare Datenbanken.
Thema des Symposiums war deshalb zum einen die Entwicklung von Strategien zur Standardisierung von Analyseverfahren und statistischen Modellen für die Auswertung der analytischen Daten. Ein zweiter Schwerpunkt war die Etablierung und Verwaltung von gemeinsam genutzten Datenbanken mit dem Ziel, relevante Informationen in geeigneten Formaten zu bündeln und die kooperative Nutzung und Bearbeitung durch verschiedene Laboratorien weltweit zu ermöglichen. Ein dritter Punkt war die Diskussion notwendiger Maßnahmen für die Qualitätssicherung sowohl der Analyseverfahren als auch der Datenauswertung und ihrer Ablage und Pflege in den Datenbanken.
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