Dienstag, 16. Juli 2024

Mainstream: Studie über Verbrauchertrends in Europa

München. (mg) Die sieben wichtigsten Verbrauchertrends in Europa im kommenden Jahr 2017 hat die Mintel Marktforschung herausgearbeitet. Richard Cope, Senior Trends Consultant bei den Marktforschern, und Catherine Cottney, Trends Managerin bei Mintel, beschreiben die sieben wichtigsten Trends, die den Markt im Jahr 2017 beeinflussen werden, und erläutern ihre Bedeutung für Verbraucher und Marken:

Bequemes Bezahlen

Dank digitaler Zahlungsmethoden können wir Überweisungen mit kontaktlosen Chipkarten, Smartphones und tragbaren Geräten tätigen. Da immer mehr Verbraucher kontaktlosen Zahlungssystemen vertrauen, werden mehr Unternehmen digitale Zahlungsmethoden anbieten, wodurch wiederum mehr Impulskäufe stattfinden.

Catherine Cottney sagt: «Das Vertrauen der Verbraucher in digitale Zahlungsmethoden wächst und die Akzeptanz wird sich noch weiter erhöhen. Laut Mintel haben sich bereits 30 Prozent der britischen Konsumenten an den Gedanken gewöhnt, bald in einer völlig bargeldlosen Gesellschaft zu leben, während 29 Prozent die Bezahlung via Smartphone als bequemste Methode empfinden. In Zukunft wird ein größerer Fokus auf der Erhöhung der Ausgabengrenze liegen. Einzelhändler werden weiterhin ihre eigenen Smartphone-Zahlungsdienste auf den Markt bringen, von Alibabas Alipay bis hin zu Tescos PayQwik. Hersteller anderer tragbarer Geräte expandieren ebenfalls in den Bereich der mobilen Zahlungssysteme».

«Im Jahr 2017 wird es zur selbstverständlichen Gewohnheit, schnell via kontaktloser Chipkarte, Smartphone oder tragbarem Gerät zu bezahlen. Dadurch ergibt sich für Geschäfte und Restaurants die Chance, mehr Zeit und Mühe in das Shopping- oder Esserlebnis ihrer Kunden zu investieren. Die Einfachheit der kontaktlosen Bezahlung könnte Verbraucher jedoch auch zu unüberlegten Ausgaben verführen; eine Vielzahl von Tracking-Apps sollte es Konsumenten jedoch ermöglichen, ihre Ausgaben besser zu kontrollieren und zu analysieren».

Quasselbude

Da Instant-Messaging-Dienste wie Snapchat, WhatsApp und Facebook Messenger immer beliebter werden, wird diese Kommunikationsform auch im Kundenservice an Bedeutung gewinnen. Verbraucher werden in Zukunft mit Unternehmen und Geschäften genauso leicht und informell kommunizieren wie mit ihren Freunden.

Catherine Cottney sagt: «Soziale Medien werden zunehmend als sichere und vertrauenswürdige Kommunikationskanäle gesehen, die eine Verbindung zwischen Marken und Verbrauchern schaffen. Die Bedeutung der sozialen Medien im Kundendienst ist nicht zu unterschätzen. Laut Mintel wären 59 Prozent der italienischen Verbraucher gerne in der Lage, Kundendienste über einen Instant Messenger zu kontaktieren, während 24 Prozent der deutschen Verbraucher gerne Instant Messenger nutzen würden, um einen Kundenberater online zu erreichen. Für Verbraucher bricht eine neue Epoche der Bequemlichkeit an, da sie beispiellosen Zugang zu allen Kommunikationskanälen haben werden».

«Im Einzelhandel werden Unternehmen in der Lage sein, durch die neuen Kommunikationswege direkt auf Kundenbeschwerden zu reagieren, ohne auf bemannte soziale Netzwerke angewiesen zu sein. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie wird vermehrt auf Social-Media-Kampagnen setzen, denn soziale Medien wie Snapchat ermöglichen es Nutzern, mit Markenlogos und Visuals auf personalisierte Art und Weise zu interagieren. Dadurch wird den Usern Anreiz gegeben, Bilder und Nachrichten mit ihren Freunden zu teilen, was wiederum die Bekanntheit der Marken erhöhen kann».

Der süße Feind

Nach Finnland, Norwegen, Ungarn und Frankreich ist das Vereinigte Königreich jetzt das nächste europäische Land, das eine Zuckersteuer einführen will. Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung für die europäische Lebensmittel- und Getränkeindustrie dar und es stellt sich die Frage, wie die Zukunft des Zuckers aussieht.

Richard Cope sagt: «Bereits vor der Einführungen der Zuckersteuer, die in Großbritannien im April 2018 in Kraft treten soll, befassen sich internationale Hersteller von Erfrischungsgetränken damit, sich neu zu erfinden und ihre Rezepte zu re-formulieren. Mintel-Daten zeigen auf, dass sich das schlechte Image von Zucker bereits auf das Verhalten der Verbraucher ausgewirkt hat: 63 Prozent der polnischen, 63 Prozent der spanischen, 60 Prozent der italienischen, 55 Prozent der französischen und 54 Prozent der deutschen Konsumenten sagen aus, dass sie den Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel bereits aktiv reduzieren oder sogar ganz vermeiden.

«Anstatt die Gesetzgebung anzufechten, werden Getränkehersteller jedoch die Dosen- und Flaschengrößen verkleinern und mit Zuckeralternativen experimentieren. Da Fruchtsäfte und Milchgetränke von der Steuer befreit sind, ist eine gesteigerte Konkurrenz in diesen Warengruppen zu erwarten, da die Preise, unabhängig vom Zuckergehalt, nicht erhöht werden müssen».

Airpocalypse now

Luftverschmutzung ist zur Realität geworden, und Regierungen, Marken und Verbraucher sind bereit zu handeln. Nachdem die USA und China den Pariser Weltklimavertrag unterschrieben haben, werden Verbraucher vermehrt in Produkte investieren, die vor Verschmutzung schützen. Dieser Trend ist in China bereits etabliert und Marken werden sich bemühen, Teil der Lösung zu sein, nicht des Problems.

Richard Cope sagt: «Wir erwarten, dass europäische Verbraucher dem Beispiel der Chinesen folgen und vermehrt Atemschutzmasken kaufen werden. Auch die Nachfrage nach Luftreinigern, Zimmerpflanzen und Schutzbekleidung wird steigen. Im Vorfeld der ersten statistischen Bestandsaufnahme im Jahr 2018 werden die europäischen Regierungen einige der vom Pariser Klimagipfel geforderten Maßnahmen umsetzen. Dazu gehören die Durchgrünung von Städten, eine rigorose Aussortierung älterer Fahrzeuge und die Förderung von E-Autos und Bauprogrammen mit Baustoffen, die Verschmutzung chemisch bekämpfen».

«Die Schönheitsindustrie ist schon seit Längerem Spitzenreiter in Sachen Umweltschutz und wir erwarten in Zukunft noch mehr Marketingkampagnen, die die negativen Folgen der Umweltverschmutzung für Haut und Haar hervorheben. Laut einer Mintel-Untersuchung sind In Frankreich 41 Prozent der Verbraucher der Meinung, dass Umweltverschmutzung schädlich für die Haut ist; 37 Prozent der Italiener, 35 Prozent der Deutschen und 28 Prozent der Spanier stimmen dieser Aussage zu».

Aufsteigendes Afrika

Wenn eine politische Handelsunion schwächer wird, wir eine andere stärker. Das steigende BIP und die verbesserte Infrastruktur in Afrika macht den Kontinent zu einem zuverlässigen und leistungsfähigen Handelspartner, der Geschäfte in allen möglichen Bereichen ausweitet, von Urgetreide über Kakao bis hin zu Mode, Spielfilmen und Comics.

Richard Cope sagt: «Eine Vielzahl von Faktoren steigern die Perspektiven Afrikas im Jahr 2017, darunter die junge Bevölkerung, die wachsende Unabhängigkeit und Konnektivität des Kontinents, sowie die aufkommende Mittelschicht. Laut Mintels Datenbank weltweiter Produkteinführungen (GNPD) ist der weltweite Anteil der Lebensmittel und Getränke, die Zutaten aus Afrika enthalten, zwischen 2011 und 2015 um 41 Prozent gestiegen. Ein Großteil der westlichen Lebensmittel- und Getränkemarken haben allesamt Produkte auf den Markt gebracht, die auf den afrikanischen Konsumenten abgestimmt sind».

«Afrikanische Zutaten und Produkte haben enormes Potenzial in Europa, von glutenfreiem Urgetreide wie Sorghum, bis hin zu Nougat und Marmelade, authentischer Gourmet-Schokolade aus Tanzania, Tella Bier aus Äthiopien, oder Snacks aus Kichererbsen und Wegerich. Einige dieser Produkte haben bereits ihren Weg in die europäischen Supermarktregale gefunden. Afrikanische Schönheitsprodukte haben ebenfalls das Potenzial auf dem europäischen Markt Erfolge zu feiern, darunter schwarze Seife aus der Asche lokal geernteter Pflanzen und Rinden wie Wegerich, Kakaoschalen, Palmblättern und Sheabutter».

Soziokulturelle Verantwortung

Aus der Markenperspektive bieten soziokulturelle Initiativen wie Gebäudesanierungen und Förderung von Bildungs- und Kulturangeboten die Möglichkeit, die aktuellen patriotischen Gefühle positiv zu nutzen.

Catherine Cottney sagt: «Die Kosten für die Instandhaltung und Renovierung kultureller Denkmäler und Institutionen steigen immer weiter. Unternehmen engagieren sich vermehrt bei der Finanzierung dieser Projekte, denn diese Initiativen bieten die Möglichkeit, sich in den Gemeinden auf konkrete Art und Weise einzubringen. Laut Mintel sind 20 Prozent der britischen Verbraucher der Meinung, dass große, nationale Unternehmen und Ketten eine größere Rolle in den lokalen Gemeinden spielen sollten. Dieser Ansatz kann auch das Kaufverhalten beeinflussen: Fast die Hälfte (48 Prozent) der britischen Verbraucher im Alter von 25 bis 34 sagt aus, dass das ethische Verhalten eines Unternehmens einen Einfluss auf ihre Kaufentscheidung hat».

«Die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie werden historische Produktionsstätten, die mit ihren Marken assoziiert werden, wieder aufleben lassen. Die Bekleidungs- und Schuhindustrie sowie die Freizeit- und Unterhaltungsbranche könnten ebenfalls von dieser Entwicklung profitieren. In dieser neuen Ära der Unternehmensverantwortung wird die Industrie ihren Einfluss nutzen, um die Lebensqualität der Bürger zu verbessern und gleichzeitig wichtige kulturelle Denkmäler für die künftigen Generationen zu erhalten».

Genau jetzt, genau hier

Begünstigt durch die wachsende Beliebtheit der Geolocation-Technologie, unterstützen Unternehmen Verbraucher künftig bei der Entscheidung, was sie in den nächsten 30 Minuten bis 48 Stunden kaufen, anschauen, machen oder essen sollen.

Catherine Cottney sagt: «Gepaart mit der Verbesserung von Geolocation- und Beacon-Technologien wird der Hype um Augmented Reality Spiele wie Pokémon Go einen Effekt auf die Interaktion der Verbraucher mit ihrer unmittelbaren Umgebung haben und ihr Kaufverhalten und ihre Entscheidungsprozesse beeinflussen. Die Beacon-Technologie wird leistungsfähiger und durchdringt den Einzelhandel immer weiter. Laut Mintel hat diese Art von Kommunikation Potenzial, denn 29 Prozent der britischen Millennials würden ihren Echtzeit-Standort mit Unternehmen teilen, wenn sie im Gegenzug Angebote aus ihrer Nähe erhalten».

«Im Einzelhandel sind Angebote mittlerweile so sehr zum Alltag geworden, dass sie fast an Bedeutung verloren haben. Neue Technologien bieten jedoch die Möglichkeit, auf verspielte Art und Weise Spontanität und gleichzeitig Dringlichkeit in Werbeangebote zu bringen. Geschäfte können «Happy Hour» und Countdown-Rabatte als Reaktion auf alles anbieten, von der aktuellen Wetterlage bis hin zu politischen oder kulturellen Ereignissen vor Ort».