Dienstag, 16. Juli 2024

Lektüre: Branchenanalyse Brot- und Backwarenindustrie

Hamburg. (eb) Als Lektüre wärmstens empfehlen wollen wir Ihnen die soeben erschienene «Branchenanalyse Brot- und Backwarenindustrie» der Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der Gewerkschaft NGG. Zahlreiche Tabellen und Grafiken unterstützen die 154 Seiten starke Beschreibung von Branchentrends und deren Wirkungen auf Beschäftigung und Gesellschaft. Mit ihrer sachkundigen Analyse geben die Autoren eine realistische und ungeschönte Einschätzung ab, die auf dem Server der Hans-Böckler-Stiftung zudem als PDF-Datei zum kostenfreien Download bereitsteht.

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Die duale Branchenstruktur löst sich zunehmend auf

Dort, wo Handwerk und Industrie fast schon zusammengewachsen sind, streift die Studie zwar noch typische Belange des Handwerks, geht aber nicht näher darauf ein. So wird der Leser nicht daran erinnert, dass «das Handwerk» derzeit im Quick-Service-Segment zwar ordentliche Umsatzzahlen vorweisen kann, durch den Lebensmittel- Einzelhandel (LEH) aber zunehmend unter Druck geraten wird. Die Branchenanalyse spricht hier allenfalls von der zunehmenden Auflösung der dualen Branchenstruktur und meint damit die sukzessive Übernahme von Marktanteilen durch die Industrie. Unserer Auffassung nach ist in diesem Spannungsfeld nicht zu vergessen, dass das Bäckerhandwerk wiederum zwischen zwei Hauptlinien steht: Einerseits die Backwarenindustrie, die zunehmend für die Produktion klassischer Backwaren (ohne Dauerbackwaren) steht. Andererseits der LEH, der dem Bäckerhandwerk zunehmend Umsatzanteile streitig machen wird, die es sich in den letzten Jahren im Quick-Service-Segment erarbeitet hat.

Der Strukturwandel beschleunigt bekannte Entwicklungen

Doch auch «die Industrie» ist längst nicht so homogen, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wie bekannt, können verschlafene Trends dramatische Auswirkungen haben auf das Who-is-Who der Branche. Andererseits kämpft auch die typische Großbäckerei, sofern sie nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist, zunehmend mit einem LEH, der sich seine Produktionsstrukturen selbst aufbaut.

Dies alles vor dem Hintergrund, dass die Herstellung von Brot und Gebäck – gemessen an Umsätzen, Beschäftigten und der Zahl der Betriebe – zu den wichtigsten Teilsegmenten der bundesdeutschen Lebensmittelindustrie gehört. Während das Bäckerhandwerk an Marktmacht zunehmend einbüßt, gewinnt die Brot- und Backwarenindustrie zwar einerseits an Bedeutung. Andererseits muss aber auch sie mit einem tiefgreifenden Strukturwandel zurechtkommen.

Branchentrends und ihre Wirkung auf Beschäftigte und Gesellschaft

In der soeben veröffentlichten Studie «Branchenanalyse Brot- und Backwarenindustrie» beleuchtet die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der Gewerkschaft NGG aktuelle Entwicklungstrends und besonders die technischen, organisatorischen und persönlichen Veränderungsprozesse in der digitalen Arbeitswelt für die Beschäftigten der Branche. Der Fokus liegt auf den komplexen Anforderungen, die sich aus den Veränderungen für die Beschäftigungsverhältnisse, für Mitbestimmung, Gesundheit und Qualifizierung – im Sinne «Guter Arbeit» – ergeben. Ergänzt wird die Studie um konkrete Handlungsempfehlungen.

Durch veränderte Rahmenbedingungen wie Verbraucherverhalten, Produktvielfalt und -innovation, weitere Automatisierung und Markteintritt neuer Wettbewerber aus dem In- und Ausland entsteht ein zunehmender Anpassungsdruck. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen stellt die Branchenanalyse detailliert dar.

Info: «Branchenanalyse Brot- und Backwarenindustrie»; Arne Vorderwülbecke, Inger Korflür, Ralf Löckener (Autoren); Düsseldorf 2018; ISBN 978-3-86593-289-1; 154 Seiten. Die Studie ist eine Veröffentlichung der Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der Gewerkschaft NGG. Interessenten können sie im Format PDF kostenfrei herunterladen (Tabelle: HBS).