Dienstag, 16. Juli 2024

Lebensmittelhandel: Andere Länder, ähnliche Herausforderungen

Stockholm / SE. (eb) Mit Schwergewichten wie etwa die ICA Gruppen AB oder Coop Sweden in der direkten Nachbarschaft ist der Heimatmarkt für die schwedische Axfood AB kein Selbstläufer. Das Land zählt nur 10,45 Millionen Einwohner. Wer hier als Lebensmittelhändler was werden will, muss hellwach sein und – sozusagen – jeden Tag den Puls seiner Kunden messen.

Die Axfood AB um Präsident und CEO Klas Balkow hat den Anspruch, führend bei guten und nachhaltigen Lebensmitteln zu sein. Zur Unternehmensfamilie gehören die Ladenketten «Willys» und «Hemköp» sowie «Tempo» und «Handlar’n». Der B2B-Verkauf wird über «Snabbgross» abgewickelt, und das Support-Unternehmen «Dagab» ist für die Produktentwicklung, den Einkauf und die Logistik der Gruppe zuständig. Zur Axfood-Familie gehören auch «Middagsfrid» und «Urban Deli» sowie die Teilhabergesellschaften «Apohem», «Eurocash», «City Gross» und «Mathem». Insgesamt zählt die Gruppe mehr als 12.000 Beschäftigte und erzielt einen Umsatz von gut 70 Milliarden Schwedische Kronen (SEK) per Anno. Das sind ungefähr 6,38 Milliarden Euro. Seit 1997 ist die Gruppe an der Nasdaq Stockholm notiert. Haupteigentümer ist die Axel Johnson AB. Der schwedische Konzern ist im Besitz der Familie Johnson mit Antonia Johnson an der Spitze. Alle im Konzern gebündelten Aktivitäten gehen auf die im Jahr 1873 von Axel Johnson gegründete Handelsgesellschaft A. Johnson + Co zurück. Mit anderen Worten: Auch die Axfood-Familie hat schon reichlich Tradition im Rücken, wenn sie sich mit dem Tagesgeschäft im Allgemeinen und dem gegenwärtigen Ausnahmezustand im Besonderen auseinandersetzt.

Diversifizierung dient der Widerstandskraft

Nicht zuletzt um unerwartete Entwicklungen bei Bedarf ausgleichen zu können, ist die Axfood AB breit aufgestellt. Angesichts der bekannten Turbulenzen lohnt sich ein Blick nach Schweden, weil die Inflationsrate dort noch höher liegt als in Deutschland. Bei allen Unterschieden lässt sich zudem grundsätzlich festhalten: Schweden ist Europa und die jetzt erschienenen Geschäftsberichte für das dritte Quartal 2022 erlauben einen aktuellen Blick auf Entwicklungen, die in Deutschland «so oder so» nicht viel anders verlaufen. Wobei Axfood gut durch die Zeit kommt, wie folgender Zusammenfassung aus Stockholm zu entnehmen ist:

Mit positiven Beiträgen aus allen Geschäftsbereichen und einer hervorragenden Leistung von «Willys» ist Axfood im dritten Quartal weiterhin deutlich stärker gewachsen als der Markt. Mit unverwechselbaren Konzepten, Investitionen in das Geschäft und der Fähigkeit, auf schnelle Veränderungen zu reagieren, ist Axfood gut gerüstet, um seine Position weiter zu stärken. Das dritte Quartal 2022 kommentiert Präsident und CEO Klas Balkow wie folgt:

«Wir arbeiten in einer Zeit mit hoher Inflation und sich verändernder Marktdynamik. Wir wissen, dass sich viele unserer Kunden in einer schwierigen Situation befinden, und wir tun alles, was wir können, um sicherzustellen, dass unser Angebot erschwinglich und wettbewerbsfähig ist. Da die Kunden immer weniger Geld im Portemonnaie haben, wird ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis immer wichtiger, und es ist klar, dass viele Menschen nach vergünstigten Produkten und Aktionen Ausschau halten.

«Wir verzeichneten im dritten Quartal ein erhebliches Umsatzwachstum, wodurch wir unsere Position deutlich stärken und Marktanteile gewinnen konnten, was zu einer positiven Ergebnisentwicklung in SEK führte. Besonders stark war das Wachstum bei «Willys», dessen Geschäftskonzept, Schwedens preisgünstigste Tüte mit Lebensmitteln anzubieten, immer mehr Kunden anlockt. Doch auch «Eurocash» verzeichnet ein starkes Umsatzwachstum, nachdem sich der grenzüberschreitende Einkauf erholt hat. Der anhaltende Aufschwung für Geschäfte in zentralen städtischen Lagen kommt besonders «Hemköp» zugute, und «Snabbgross» verzeichnete trotz hoher Vergleichszahlen erneut ein sehr gutes Quartal.

«Bestimmte Faktoren wirkten sich jedoch im Laufe des Quartals negativ auf das Ergebnis aus. Die raschen Preiserhöhungen der Lieferanten haben sich noch nicht vollständig in den Verbraucherpreisen niedergeschlagen. Außerdem verzeichnen wir einen höheren Anteil an Aktionsprodukten, und erhebliche Unterbrechungen in der Lieferkette haben zu höheren Kosten geführt und unsere Lieferzuverlässigkeit relativ niedrig gehalten.

«Insgesamt sind wir gut aufgestellt und in der Lage, die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern. Mit unseren unverwechselbaren Konzepten gehen wir auf die unterschiedlichen Vorlieben der Verbraucher ein, und ein hohes Entwicklungstempo in allen Bereichen der Gruppe stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter und bringt uns unserer Vision näher, das führende Unternehmen für bezahlbare, gute und nachhaltige Lebensmittel zu sein.»

Kurzer Blick auf die Kennzahlen

  • Im Berichtszeitraum von Januar bis einschließlich September (9M-2022) belief sich der Nettoumsatz auf 53’735 Millionen SEK (40’829), was einer Steigerung um 31,6 Prozent inklusive des Neuerwerbs Bergendahls Food entspricht.
  • Der Einzelhandelsumsatz belief sich auf 40’541 Millionen SEK (36’939), was einer Steigerung von 9,7 Prozent entspricht.
  • Das Betriebsergebnis belief sich auf 2’599 Millionen SEK (1’965) einschließlich der die Vergleichbarkeit beeinflussenden Posten in Höhe von 103 Millionen SEK (-72). Die Betriebsspanne betrug 4,8 Prozent (4,8).
  • Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich auf 2’496 Millionen SEK (2’036), ein Anstieg um 22,6 Prozent. Die bereinigte Betriebsspanne lag bei 4,6 Prozent (5,0).
  • Das Periodenergebnis betrug 2’017 Millionen SEK (1’486) und das Ergebnis je Aktie vor Verwässerung 9,43 SEK (7,30).