Berlin. (zv) Der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks (ZV) hat in diesem Tagen 17 ungarische Nachwuchsbäcker in Berlin begrüßt. Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider hieß die Lehrlinge in der Geschäftsstelle des Verbandes willkommen und freute sich, dass bei dem Besuch in Berlin neben dem Dom, dem Bundestag und der ungarischen Botschaft auch ein Halt beim Zentralverband auf der Tagesordnung stand. Unter anderem sprach Schneider das vorherrschende Nachwuchsproblem in Deutschland an: «Mit großer Sorge beobachten wir den Nachwuchsmangel im Bäckerhandwerk in Deutschland. Die Zahl der Auszubildenden sinkt leider seit Jahren. Darum ist es uns als Zentralverband ein großes und wichtiges Anliegen, junge Menschen für die Arbeit im Bäckerhandwerk zu gewinnen – sei es im Verkauf oder in der Produktion».
Der Besuch kam auf Initiative der Kreishandwerkerschaft Rostock – Bad Doberan und ihrem Kreishandwerksmeister, Matthias Grenzer, zustande. Die Rostocker verfolgen den Austausch mit ungarischen Jungbäckern seit 2009. In diesem Sommer reisten insgesamt 17 Bäcker- und Konditor-Lehrlinge aus der ungarischen Partnerschule in Nagykörös, etwa 80 Kilometer südlich von Budapest, nach Deutschland. Während eines sechswöchigen Praktikums in mecklenburgischen Bäckereien lernen sie das deutsche Bäckerhandwerk in der Praxis kennen. Osteuropa-Expertin Dr. Edda Henze begleitet die jungen Bäcker aus Ungarn auf ihrer Reise durch Deutschland. «Von der Idee der Schule in Nagykörös, Praktikumsstellen in Deutschland zu vermitteln, war ich sofort begeistert. Inzwischen ist aus der Zusammenarbeit eine tiefe und lange Partnerschaft entstanden. Die Arbeit mit den Bäckern macht sehr viel Spaß und auch in Ungarn werden wir immer sehr herzlich empfangen».
Für Jungbäcker aus dem europäischen Ausland ist Deutschland ein attraktiver Arbeitsmarkt. So können sich fast alle Austauschschüler vorstellen nach ihrem Abschluss langfristig in Deutschland zu arbeiten, auch wenn sie dabei nach eigenen Aussagen vor allem «a család» – die Familie vermissen würden.
Der Berufsschullehrer Turi Tibor aus Nagykörös erklärt: «In Ungarn haben wir das duale Ausbildungssystem, wie es in Deutschland existiert, erst vor wenigen Jahren eingeführt. Die Unternehmen sind noch nicht darauf vorbereitet, auf diese Weise auszubilden. Wir finden die duale Ausbildung sehr gut, aber Ungarn muss hier erst noch hineinwachsen». Zudem berichtet er, dass viele Lehrlinge die Ausbildung anfangen, aber nur wenige diese tatsächlich beenden und später im Beruf des Bäckers arbeiten. Leider fehle vor allem die Nachfrage auf Unternehmensseite. Nichtsdestotrotz sind sich die Austauschbäcker darüber einig, dass sie ihr Handwerk gerne ausüben.
«Das Programm ist eine fantastische Möglichkeit, Brücken zwischen europäischen Backstuben zu schlagen, voneinander zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Die ungarischen Azubis können so das Handwerk von einer interkulturellen Perspektive betrachten und über den Tellerrand hinaus blicken», sagt Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands. Der Verband nimmt sich des vorherrschenden Arbeitskräftemangels aktiv an. So begeistert der Verband unter anderem mit der nationalen Nachwuchskampagne «Back dir deine Zukunft» Jugendliche für eine Ausbildung in der Backbranche. Internationalem Nachwuchs steht das deutsche Bäckerhandwerk offen gegenüber (Foto: ZV).
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