Lübeck / Berlin. (usp) Jetzt ist es «offiziell» oder besser: Nachdem die zuständige Immobiliengesellschaft im Sommer verkündet hatte, dass es die Bäckerei Junge nach Berlin zieht, erreichte jetzt eine Mitteilung aus Lübeck die Redaktionen mit der frohen Botschaft «Es ist ein Junge!» – viereckige und gesunde 240 Quadratmeter «Rocket Tower» an der Rudi-Dutschke-Straße 17 respektive Charlottenstraße 4 in Berlin-Kreuzberg – U-Bahnhof Checkpoint Charly. Beste Geschäftslage.
«Lange Strecken sind wir gewohnt», sagt Unternehmenssprecher Gerd Hofrichter gegenüber dem WebBaecker auf die Nachfrage, ob Berlin nicht vielleicht doch ein wenig «ab vom Schuss» liege. Er verweist auf die über 175 eigenen Geschäfte des norddeutschen Familienunternehmens sowie die Produktionsstandorte Lübeck-Roggenhorst, Rostock-Elmenhorst sowie Greifswald. In Sachen Logistik, Sortiment und System mache es da keinen Unterschied, ob eine Filiale in Buxtehude oder Berlin beliefert werde. Hofrichter: «Der Fahrer bestückt den Lieferwagen und fährt zwischen 01:30 und 02:30 Uhr los».
Tatsächlich erstreckt sich das Vertriebsgebiet heute von Buxtehude im Westen bis nach Heringsdorf (Usedom) im Osten, von Burg auf Fehmarn im Norden bis nach Winsen/Luhe und Waren/Müritz im Süden. Von Alt Schwerin am Plauer See – auch dort gibt es eine Filiale – bis nach Berlin-Kreuzberg sind es nochmal rund 150 Kilometer Strecke oder knappe zwei Stunden Fahrzeit für einen Lieferwagen. Lohnende Ziele am Weg könnten über kurz oder lang auch Wittstock/Dosse, Neuruppin oder Oranienburg sein.
Nicht der Standort, sondern das Konzept macht den Unterschied
Zurück zum «Berliner Jungen», der am 01. Dezember die Türen öffnet und mit dem sich das Unternehmen ausdrücklich an ein junges und Medien-affines Publikum wendet. O-Ton: «Gleich vom Start weg sorgt der Neue in der Stadt für Gesprächsstoff. Denn das Bäckerei-Café bietet etwas, das in dieser Form einmalig in Deutschland ist und sich ebenso an professionelle Foodblogger wie Gäste richtet, die ihr Essen gern in Szene setzen und dann in sozialen Netzwerken posten», heißt es in der Ankündigung.
Junge hat demnach einen eigenen Bereich hergerichtet, in dem sich zwei besondere Hochtische befinden. Diese verfügen über auswechselbare Tischeinsätze, die immer wieder neue Hintergründe für tolle Fotos liefern. 50 von diesen 50 mal 50 Zentimeter großen Platten gibt es, darunter Texturen mit Fliesen, Beton, Holz, Schiefer und Moos. Auch an eine entsprechende Ausleuchtung hat Junge gedacht, um den «perfekten Junge-Moment» per Foto festzuhalten.
Digitale Dimension als integraler Bestandteil
Was bedeutet «Omnichannel» für Bäckereien? Es gibt in der Branche wohl kaum ein Unternehmen, das so intensiv darüber nachdenkt und Erkenntnisse so konsequent in die Tat umsetzt wie das norddeutsche Familienunternehmen mit Zentrale in Lübeck. «JungeRezepte mit Jasmine» auf Youtube, JungeApp 2.0 für die Hosentasche, JungeCard, Junge Onlineshop für Vorbestellungen, Junge auf Facebook, Instagram und Youtube sowieso. Es gibt keinen erfolgversprechenden Kanal, den das Unternehmen nicht besetzt hätte. Doch während die vielen Möglichkeiten bislang immer irgendwie parallel oder «add on» daherkamen, ergänzen sie sich in Berlin erstmals.
Oder anders herum: Vieles deutet auf das erste Bäckerei-Café in Deutschland hin, das bei Kaffee und Kuchen ganz bewusst den Multi- oder Omnichannel-Gedanken mit der digitalen Welt eng verknüpft. Das die digitale Dimension nicht draufsattelt oder als Gimmick versteht, sondern als integralen Bestandteil. Endverbraucher verbinden schon lange die On- und Offline-Welt in ihrem Konsumverhalten. Bäckerei-Cafés, Verkaufsgeschäfte + Co. werden darauf zunehmend Antworten finden müssen. Wobei es nicht um hübsche Filialen geht, in die man zufällig noch ein paar Bildschirme hängt und WLAN anbietet. Es geht um strategisch durchdachte, vielschichtige Kommunikationsmodelle quer durch alle Kanäle bis hin zur realen Verknüpfung der Verkaufsstätten mit der Online-Welt. Soviel zum theoretischen Überbau. Fotos zur praktischen Umsetzung bei der Bäckerei Junge in Berlin liefern wir nach. Versprochen (Foto: JB).
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