Dienstag, 16. Juli 2024

Jaus Bakery: Werk Weißenhorn steht vor neuem Kapitel

Hamburg. (eb) «Brotfabrik ist gerettet – Italiener kaufen Werk von Lieken-Konzern» lesen wir dieser Tage in der Tagespresse und haben damit ein Déjà-vu-Erlebnis: Die «Einigung über den Verkauf des Werkes Weißenhorn» datiert bei uns immerhin schon auf den 20. Mai. Was im Frühjahr noch eine Vermutung war, hat sich indes bestätigt: Die Familien Zamboni und Pitticco, mit denen sich die Vorstände Alexander Bott und Markus Biermann von der Lieken AG im Mai geeinigt hatten, stehen für die Cea Italia SRL aus Egna in der Region Bozen. Die beschäftigt sich – bislang als reine Vertriebsgesellschaft – mit Babykost der Marke «Dr. Ingelmann» sowie mit Frischbackwaren unter der Marke «DailyBread».

Auch bekannt: «Dieser Schritt bedeutet für den Betrieb eine verstärkte Präsenz sowohl auf dem italienischen Markt als auch auf europäischer Ebene», sagte Sergio Pitticco im Mai. Bei der operativen Führung des Werks wollten die Südtiroler von Beginn an auf die Erfahrung «einer in Branchenkreisen gut bekannten wie erfolgreichen deutschen Unternehmerfamilie» aus der Lebensmittelindustrie vertrauen.

Damit sind wir bei der Rolle von Kuchenmeister. Zumal selbst durch ansonsten ganz solide Fachmedien im ersten Halbjahr das Gerücht gestreut wurde, die Soester Großbäcker hätten Interesse am Werk Weißenhorn. Das ging so weit, dass Leser/innen bei uns anriefen und sich beschwerten, dass Kuchenmeister offensichtlich das Werk Weißenhorn gekauft habe und dies beim WebBaecker und bei backnetz:eu «immer noch nicht» nachzulesen sei.

Man muss die Italiener verstehen: Hätten sie tatenlos zugesehen, wie das Werk Weißenhorn abgewickelt wird, wäre ihre Vertriebslinie «DailyBread» in schweres Fahrwasser geraten. Die spielt für Cea Italia SRL jedoch eine bedeutende Rolle, und damit das Werk. Wenn Vertriebsfachleute es sich daraufhin zur Aufgabe machen, eine Produktion zu übernehmen und zu führen, müssen sie sich nach entsprechendem Know-how umsehen. Geschäftlich wahrscheinlich schon lange mit Kuchenmeister verbunden, steuern die Soester jetzt dieses Know-how bei – allerdings ohne sich finanziell am Werk zu beteiligen.

Seit dem 05. November firmiert das Werk Weißenhorn nun als «Jaus Bakery GmbH» und wird unter der Handelsregister-Nummer HRB 15311 im Handelsregister beim Amtsgericht Fürth geführt. Offizieller Firmensitz der «Jaus Bakery» ist demnach Erlangen. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von und der Handel mit Back- und Konditoreiwaren aller Art im In- und Ausland. Das Stammkapital beträgt 100.000 Euro. Geschäftsführer ist Udo Gößwein (51) aus Erlangen, das ist etwa 200 Kilometer von Weißenhorn entfernt. Kontrolliert man die genaue Firmenanschrift via Google Maps, landet man in einem Wohngebiet. Recherchiert man Udo Gößwein, lässt sich eine Verbindung zum Qualitätsmanagement der Bamberger Bäckerei Fuchs nachweisen, dann ist zunächst mal Schluss.

Wie auch immer: Der Eigentumsübergang des Werkes Weißenhorn soll zum Jahreswechsel 2015/2016 erfolgen. Ungefähr zu dieser Zeit wird – wahrscheinlich – der Gesellschaftssitz der «Jaus Bakery» von Erlangen nach Weißenhorn verlegt. Wenn der eingangs erwähnte Aufguss «Brotfabrik ist gerettet – Italiener kaufen Werk von Lieken-Konzern» einen Sinn ergibt, dann durch die Nachricht, dass sich die neuen Eigentümer, die Familien Zamboni und Pitticco aus Egna bei Bozen, ernsthaft auf ihre neue Rolle als Produzenten vorbereitet haben. Alle Indizien sprechen dafür und wir wünschen einen guten Start.