Internorga 2018 bot viel Raum für gute Gespräche

Hamburg. (eb) Wo weniger geschoben und gedrängelt wird, ist mehr Zeit für detaillierte, ausführliche Gespräche. So lässt sich das Ergebnis der Internorga 2018 betrachten, blickt man allein auf die Zahl der registrierten 93.000 Besuche(r) nach Messeangaben. Das hatten wir im letzten Jahr (bei 96.000 Besuchen) ähnlich gesehen und weshalb sollte die Sichtweise nicht auch für dieses Jahr passen?

Um es klar zu stellen: Die Betrachtung ist nicht «falsch». Auch in diesem Jahr hörten wir von vielen guten Gesprächen und haben selbst genug geführt. Andererseits war das geringer werdende Besucheraufkommen in der Bäckerhalle B6 kaum mehr zu übersehen. Nicht erst ab 17:00 Uhr, schon früher taten sich die ersten sichtbaren Lücken auf. Wir haben alle Messehallen besucht, dokumentiert und mit den Eindrücken von 2017 verglichen. Mögliche Erklärung: Vermisste die Internorga 2013(*) über alle Hallen hinweg rund 10.000 Fachbesucher wegen des damaligen Winterchaos und Flughafenstreiks, lässt sich annehmen, dass der Internorga 2018 rund 3.000 Fachbesucher (gut drei Prozent) abhanden kamen, weil der Mix respektive das Ausstellungsprofil in der Bäckerhalle B6 sich weiter verschoben hat. Oder es die Marktbedingungen in und um die klassische Bäckerbranche herum nicht zuließen, dass sich mehr Fachbesucher für die Bäckerhalle B6 interessieren konnten – bei eigentlich ganz passablem Messewetter.

Anders herum: Gab es im Jahr 2007 nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks noch 15.781 Betriebe, sind es derzeit (Stand 2016-12-31) noch um die 11.000 Betriebe, die dem Bäckerhandwerk zuzurechnen sind – Tendenz fallend. Das ist nicht neu. Auch nicht neu ist die Erkenntnis, dass sich diese Dynamik früher oder später auf anerkannte Branchentreffpunkte auswirken muss. Das lässt sich an zehn Fingern abzählen. Noch schwerer ist es für Veranstalter und Träger, einzugreifen und die Dynamik in eine andere Richtung zu lenken. Andererseits: Wird diese Notwendigkeit überhaupt als solche erkannt, wenn jeder Quadratmeter Bruttoausstellungsfläche ausgebucht ist?

Jahr:	Fachbesuche/r	.	Jahr:	Fachbesuche/r
2018:	93.000		2012:	100.000
2017:	96.000		2011:	100.000
2016:	95.000		2010:	100.000
2015:	98.000		2009:	103.000
2014:	95.000		2008:	112.000
2013:	90.000(*)		2007:	115.000

.
Fragen über Fragen, die je nach Interessenlage unterschiedlicher kaum beantwortet werden könnten. Deshalb ist es auch kein Widerspruch, wenn wir gleichzeitig viele optimistische Stellungnahmen hörten. Erfolgreiche Aussteller, die ihr Fachpublikum gut erreichten. Ein Publikum, das seine Standbesuche heute oft systematisch vorbereitet, so dass die Gesprächsqualität erfreulich ist und der Verlauf ebensolche Optionen offen hält. Hier ein paar Eindrücke:

Christine Klepsch, Geschäftsführerin von Goecom aus Kronau: «Neben der Marvin Edition 2018 mit ihren vielen Neuerungen und Erweiterungen war der Qualitätsmonitor erstaunlich oft gefragt». Das ist ein kleines Tool, das besonders Teigruhezeiten und deren Einhaltung im Blick hält – und zwar so, dass jeder Mitarbeiter in der Backstube einen Überblick hat, sagt Klepsch. «Insgesamt sind wir mit den geführten Gesprächen sehr zufrieden. Die meisten Fachbesucher kamen gut vorbereitet und wussten, wohin und was sie wollten».

Dominik Skora und Karl-Heinz Faulhaber, Geschäftsführer von copago, waren in diesem Jahr gleich an zwei Messeständen in der Halle B6 präsent und hatten ihr innovatives Füllhorn prall gefüllt: Die PC-Kassenanbieter aus Oberhausen stellten eine neue App für die Tischbedienung vor, die es sich näher anzusehen lohnt. Außerdem zeigte copago eine brandneue Weboberfläche, mit der Kassenauswertungen und -einstellungen von jedem beliebigen Endgerät aus vorgenommen werden können. Nicht zuletzt – ein weiteres Highlight – hatten Skora und Faulhaber kurz vor der Messe eine Kooperation mit der Bäko bekannt gegeben. Drei Themen, die in Hamburg sehr gut ankamen und auf die wir sicher noch mal eingehen werden.

Nadja Langerjahn, Marketingfachfrau bei Winterhalter in Meckenbeuren: «Für Bäckereien und Konditoreien hatten wir in diesem Jahr gleich drei Themen mit dabei: Gerätespülmaschinen der UF-Serie, Durchschubspülmaschinen der PT-Serie sowie Untertischspülmaschinen der UC-Serie». Letztere sollte man sich dort genauer ansehen, wo Getränke und Snacks angeboten werden und manchmal auch ein Mittagstisch, sagt Langerjahn. «Die Maschinen lassen sich auf engstem Raum platzsparend integrieren». Auch für Reiniger und Klarspüler hatte sie einen guten Tipp parat, auf den wir an anderer Stelle genauer eingehen werden.

«IT-Sicherheit sowie optimale Bedarfsprognosen für Waren und Personal waren die IT-Themen, die Bäckereien auf der Internorga umtrieben», sagen Sascha Kaierle und Murat Zorlu, Geschäftsführer von KMZ Kassensystem für das IT-Kompetenz-Forum. Das bedient alle Fragestellungen mit Hardware, Software und Kassen und vernetzt die wesentlichen Unternehmensbereiche. Attraktive Vorteile bieten die Partner OptimoBercher, KMZ und CompData auch mit Anwendungen für die digitale Kommunikation zwischen Filiale und Zentrale. Mit Fachwissen und Manpower in den verschiedenen Anwendungsbereichen und insgesamt über 80 Jahren Erfahrung ermöglicht das Kompetenz-Forum den besten Nutzen der Lösungen für Bäckereien.

«Bäckereien, die glutenfreie, laktosefreie und zugleich vegane Backwaren anbieten möchten, aber nicht selbst herstellen können, greifen gerne auf entsprechende Premium-Backwaren aus unserem Haus zurück. Seit 2012 bieten wir unter der Marke «Glutenfrei von Böcker» eine Auswahl an fertig gebackenen Broten, Brötchen und Kuchen als Sortimentserweiterung», sagt Lydia Niesel, Leitung Marketing + PR bei Boecker. Der Sauerteig-Spezialist aus Minden hatte während der Internorga genau dieses Sortiment in den Vordergrund gestellt. «Unser Stand in Halle 6 war vielleicht ein bisschen klein. Dennoch haben uns erstaunlich viele Kunden aufgesucht und das Interesse war groß».

Weitere Eindrücke liefert der offizielle Schlussbericht, unter anderem von Aichinger, Miwe, Korte, Martin Braun. Die Bäckerhalle B6 der internationalen Leitmesse für den gesamten Außer-Haus-Markt wäre bei Gelegenheit noch mal eine Betrachtung wert. Die 93. Internorga findet vom 15. bis 19. März 2019 auf dem Gelände der Hamburg Messe im Herzen der Hansestadt statt (Fotos: usp).