Dienstag, 16. Juli 2024

Hersteller und Handel fordern Erhalt der Gentechnik-Kennzeichnung

Berlin. (vlog) Lebensmittelunternehmen von Rewe Group bis Rapunzel Naturkost haben im Rahmen der Lebensmittelmesse Anuga zusammen mit dem Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) an die Politik in Berlin und Brüssel appelliert, die bisherige vollständige Gentechnik-Kennzeichnung zu bewahren. Sie erteilen damit dem aktuellen Plan der EU-Kommission eine deutliche Absage, einen Großteil künftiger Gentechnik-Lebensmittel nicht mehr zu kennzeichnen und sie keiner Risikoprüfung mehr zu unterziehen. Dazu erklären die Beteiligten:

Dr. Daniela Büchel, Vorstandsmitglied der Rewe Group: «Es ist aus Sicht der Rewe Group auch im Bereich der neuen gentechnischen Verfahren erforderlich, unter Verwendung dieser Techniken hergestellte Produkte einem Zulassungsverfahren einschließlich einer Risikoprüfung zu unterwerfen und die Prinzipien Rückverfolgbarkeit, Vorsorge und Kennzeichnung weiterhin zu berücksichtigen.»

Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer bei VFI Oils for Life und Vorstand der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL): «Für uns als Hersteller, die sich für Lebensmittel «Ohne Gentechnik» und Bio-Lebensmittel engagieren, ist es wichtig, dass dieser Status durch eine konturierte Zulassungspraxis und durch Einhaltung wichtiger marktwirtschaftlicher Prinzipien wie Transparenz, Beweislast des Anwendenden und Produkthaftung gesichert wird.»

Eva Kiene, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Rapunzel Naturkost: «Die von der EU-Kommission geplante Lockerung des EU-Gentechnik-Gesetzes ist für uns als Hersteller von biologischen Lebensmitteln völlig inakzeptabel. Rapunzel Naturkost – wie alle Bio-Lebensmittelhersteller – lebt davon, den Kunden beste Bio-Lebensmittelqualität ohne Gentechnik zu bieten.»

Arlend Huober, Mitgeschäftsführer bei Huober Brezel: «Die Öko-Lebensmittelwirtschaft ist nachweislich das innovativste Konzept für eine zukunftsfähige Ernährungswirtschaft. Um die Entscheidungsfreiheit und das Vertrauen der Menschen tatsächlich zu sichern, ist es für uns wesentlich, dass neue genomische Techniken auch als Gentechnik gekennzeichnet werden.»

Alexander Hissting, Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG): «Die EU-Kommission schickt sich an, nachhaltige Unternehmenswerte in enormem Umfang zu vernichten und das Vertrauen der Verbraucher in Politik und Lebensmittelwirtschaft zu erschüttern. Dazu darf es nicht kommen.»

Heike Moldenhauer, European Non-GMO Industry Association (ENGA): «Eine klare und vollständige Gentechnik-Kennzeichnung ist ein Muss für Verbraucher und Wirtschaft. Für die europäische Lebensmittelwirtschaft ist Gentechnikfreiheit ein Erfolgsmodell, gleichermaßen für konventionelle und Bio-Produkte.»

Bei der gemeinsamen Veranstaltung von VLOG und AöL im Rahmen der Anuga 2023 stellte Heike Moldenhauer von der ENGA die Deregulierungspläne der EU-Kommission und den aktuellen Stand des Gesetzgebungsverfahrens vor. Vertreter aus der Lebensmittelwirtschaft sowie von VLOG und AöL schilderten die potenziellen weitreichenden Folgen einer solchen Deregulierung. Die Unternehmen und Verbände werden den Erhalt der vollständigen Gentechnik-Kennzeichnung ab sofort gemeinsam noch nachdrücklicher öffentlich sowie gegenüber Politik und Regierung thematisieren.

Hinweis: In aktuellen Umfragen von VLOG und Foodwatch Deutschland fordern über 90 Prozent der Befragten die Kennzeichnung und Risikoprüfung auch für neue Gentechnik. Über 80 Prozent äußern die klare Erwartung, dass «Ohne Gentechnik» auch «ohne neue Gentechnik» bedeutet.