Alsleben | Dülmen | Wiedemar. (yara) Harry-Brot setzt gemeinsam mit Yara Deutschland und Bindewald + Gutting ein Zeichen für den Klimaschutz: In einem innovativen Kooperationsprojekt haben die Partner Weizen mit einem um 24 Prozent geringerem CO2-Fußabdruck produziert. Das daraus gemahlene Mehl wurde jetzt in der Harry-Großbäckerei Wiedemar zum ersten Mal zu Sandwich-Brot verbacken.
Mit der Aussaat fängt es an
August 2023 brachten zehn Vertragslandwirte der Bindewald + Gutting Mühlengruppe auf einer Fläche von 1’212 Hektar mineralischen Stickstoffdünger aus erneuerbarem Ammoniak aus. Der wurde in Rostock produziert und ist Teil der «Yara Climate Choice» Düngemittel, die auf erneuerbaren Energien basieren und einen um 75 bis 90 Prozent kleineren CO2-Fußabdruck haben als herkömmlich erzeugte Mineraldünger.
(Fotos: Harry-Brot / Bindewald + Gutting / Yara Deutschland)
Gezielte Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette
Die Reduktion des CO2-Fußabdrucks in der Landwirtschaft ist dringend notwendig, da rund 9 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands aus landwirtschaftlicher Nutzung stammen. Von diesen 9 Prozent entfallen zirka 25 Prozent auf die Produktion und die Ausbringung des Düngers. Diese Emissionen gilt es zu verringern, ohne Erträge und Produktqualitäten wesentlich zu verschlechtern. «Durch gezielte Maßnahmen entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette lässt sich der CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren,» weiß Marco Fleischmann, Geschäftsführer von Yara Deutschland, der Tochtergesellschaft von Yara International hierzulande. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Oslo (Norwegen) und befindet sich zu 36 Prozent in Staatsbesitz. Seit 2019 befasst er sich mit emissionsfreier Düngemittelproduktion. Daraus entwickelte sich die CO2-reduzierte Getreideerzeugung, die sich in Nordeuropa schon weitgehend durchgesetzt hat.
(Fotos: Harry-Brot / Bindewald + Gutting / Yara Deutschland)
Keine Kompromisse beim Geschmack
Zurück zum CO2-reduzierten Mehl, das bei Harry Wiedemar jetzt erstmals verbacken wurde: «Sammy’s Super Sandwich von Harry büßt nichts an Geschmack und Qualität ein, und es ist auch nicht grün,» sagt augenzwinkernd Norbert Lötz, Geschäftsführer Produktion und Technik bei Harry-Brot. «Der Einsatz des CO2-reduzierten Mehls trägt jedoch deutlich zum Erreichen unserer ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele bei». Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks beim Endprodukt, dem «Super-Sammy» Sandwich, beträgt 8 Prozent. «Das klingt vielleicht wenig, der durchschnittliche CO2-Wert für Weizenmehl in Deutschland liegt gegenüber unseren landwirtschaftlichen Referenzflächen jedoch deutlich höher. Legten wir den zugrunde, hätten wir eine CO2-Reduzierung von rund 17 Prozent,» erklärt Norbert Lötz das Ergebnis und unterstreicht damit die bereits vorbildliche landwirtschaftliche Praxis der Referenzbetriebe.
(Fotos: Harry-Brot / Bindewald + Gutting / Yara Deutschland)
Mehr erneuerbare Energien und Kennzeichnung
Eine Ipsos-Umfrage zeigt, dass viele deutsche Konsumenten bereit sind, für klimafreundliche Produkte etwas mehr zu zahlen – dennoch entscheidet sich die Nachfrage oft an der Supermarktkasse. «Hier kann die Politik unterstützen, etwa durch den Ausbau erneuerbarer Energien und eine klare Kennzeichnung klimafreundlicher Produkte,» betont Michael Gutting, Geschäftsführender Gesellschafter der Bindewald + Gutting Mühlengruppe. «Auch die Weiterentwicklung und Förderung von digitalen Precision Farming Tools ist ein großer Hebel, wie unser Kooperationsprojekt zeigt. Die 24 Prozent CO2-Reduzierung beim Getreide bezieht sich nur auf den Einsatz des «Yara Climate Choice» Renewable Düngers bei unseren landwirtschaftlichen Betrieben im Projekt. Dank ihrer landwirtschaftlichen Best-Practice sparen sie gegenüber dem deutschen Durchschnittswert insgesamt 43 Prozent CO2 beim Weizen ein.
(Fotos: Harry-Brot / Bindewald + Gutting / Yara Deutschland)
Positive Bilanz und Zukunftsperspektiven
Eine unabhängige Verifizierung der Daten und Berechnungen der im Projekt eingesparten CO2-Emissionen erfolgt in den nächsten Wochen durch das Berliner Zertifizierungsinstitut Control Union. «Zunächst freuen wir uns sehr, dass dieses Vorreiterprojekt mit der Bindewald + Gutting Mühlengruppe und Harry-Brot so erfolgreich gelaufen ist und auch einige Nachahmer gefunden hat,» ergänzt Marco Fleischmann, Geschäftsführer Yara Deutschland. «Inzwischen gibt es weitere Kooperationsprojekte in Deutschland sowie im europäischen Ausland mit CO2-reduziertem Stickstoffdünger auf Basis von Erneuerbaren.»
Gut zu wissen:
Der CO2-Fußabdruck: Er stellt die Summe der Treibhausgase dar, die beim Produktionsprozess entstehen. Kohlendioxid (CO2) wird dabei als Referenz verwendet. Wie stark sich die verschiedenen Treibhausgase auf die Klimaerwärmung auswirken, wird in CO2-Äquivalente (CO2 eq) umgerechnet.
Der CO2-Fußabdruck von Stickstoffdüngemitteln: Die nitrathaltigen Mineraldünger von Yara, die in der Europäischen Union und in Norwegen hergestellt werden, haben einen um etwa 55 bis 60 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als die meisten vergleichbaren Nicht-EU-Düngemittel dank Yaras Technologie. Dieses von Yara entwickelte katalytische Verfahren wird heute auch von anderen Düngemittelherstellern eingesetzt und reduziert die Emissionen um 30 Millionen Tonnen jährlich. «Yara Climate Choice» Düngemittel mit geringerem CO2-Fußabdruck können aus verschiedenen erneuerbaren Quellen gewonnen werden, etwa durch Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarem Strom oder aus Biomethan. Sie senken den CO2-Fußabdruck um weitere 75 bis 90 Prozent. Die Berechnungen des CO2-Fußabdrucks der Yara-Dünger werden von unabhängigen Dienstleistern für Qualitätssicherung und Zertifizierung verifiziert. Yara arbeitet an allen Produktionsstandorten daran, die verbleibende Klimabelastung zu reduzieren, indem es zum Beispiel die Verwendung von recycelten Nährstoffen ermöglicht, recyceltes Plastik für die Big Bags einsetzt sowie die Energieeffizienz ihrer Produktionsanlagen stetig verbessert.
(Fotos: Harry-Brot / Bindewald + Gutting / Yara Deutschland)
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