Dienstag, 16. Juli 2024

Französisches Baguette jetzt immaterielles Weltkulturerbe

Paris / FR. (eb) Das handwerkliche Können und die Kultur des Baguettes in Frankreich gehören seit wenigen Tagen zum immateriellen Weltkulturerbe der Menschheit. Für den französischen Bäcker-Präsidenten Dominique Anract, der am 12. Januar 2018 seinen Staatspräsidenten Emmanuel Macron um Unterstützung bat zwecks Registrierung des traditionell französischen Baguettes auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes bei der Unesco, war das ein langer, aber auch erfolgreicher Weg.

Wie der französischen Unesco-Webseite zu entnehmen ist, nehmen in diese Woche die Botschafterin Véronique Roger-Lacan, Ständige Delegierte Frankreichs bei der Unesco, und Julie Fort, Beraterin für Kultur, Kulturerbe, Information und Kommunikation, an der 17. Sitzung des Zwischenstaatlichen Komitees für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in Rabat, Marokko, teil. Das ist die Sitzung, auf die Bäcker-Präsident Dominique Anract von der «Confédération Nationale de la Boulangerie-Pâtisserie Française» (CNBPF) und der gesamte Verband seit geraumer Zeit hingefiebert haben dürften.

Was genau hebt die Unesco-Liste in den Rang eines Weltkulturerbes?

Die Herausforderungen für das Zwischenstaatliche Komitee zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes sind die des Übereinkommens von 2003 zum immateriellen Weltkulturerbe, das heißt die Bewahrung von Praktiken, die «von Generation zu Generation weitergegeben und von Gemeinschaften und Gruppen in Abhängigkeit von ihrer Umwelt, ihrer Interaktion und ihrer Geschichte ständig neu erschaffen werden».

Dasselbe Übereinkommen definiert immaterielles Kulturerbe als Wissen, das für traditionelle Handwerke benötigt wird, sowie kulturelle Praktiken wie mündliche Überlieferungen, darstellende Künste, soziale Praktiken, Rituale und festliche Anlässe.

Dieses Erbe ist wertvoll: Es zeichnet die gemeinsame Identität einer Bevölkerung ab und bietet sich in diesem Sinne als Hebel für Zusammenhalt und Brüderlichkeit an. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Erbe zerbrechlich ist, da es im Gegensatz zum materiellen Erbe nicht greifbar ist und oft unsichtbar gemacht wird. Die Anerkennung des Wertes dieser Alltagspraktiken, um sie zu erhalten und fortzuführen, ist daher von grundlegender Bedeutung.

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Die Eintragung des Know-hows und der Kultur des Baguettes

Nicht nur das Baguette wurde jetzt in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen, sondern auch (oder gerade …) seine Herstellungstechniken und Geschichte.

Denn seine Zusammensetzung ist sehr einfach und besteht aus nur vier Elementen (Wasser, Mehl, Salz, Hefe oder Sauerteig), doch seine Herstellung erfordert ein besonderes Know-how, einen besonderen Dreh, der eine solide Ausbildung und große Erfahrung voraussetzt. Jeder Bäcker spielt mit dem Terrain, der Dosierung, dem Kneten, der Pointage (Gärzeit), der Formgebung und dem Backen, um ein einzigartiges Baguette zu erhalten. Es gibt so viele verschiedene Baguettes wie es Bäcker gibt.

Die Eintragung stellt eine Anerkennung des Fachwissens dieser handwerklichen Bäcker dar und ist eine Aufwertung ihres Berufs, da sie die Weitergabe zwischen den Generationen und somit die Ausbildung junger Fachkräfte fördert. Es ist aber auch der verbindende Aspekt des Baguette-Konsums, der während der gesamten Bewerbung hervorgehoben wurde:

Das Baguette ist die beliebteste Brotsorte, die in ganz Frankreich und auch in den Gebieten in äußerster Randlage hergestellt wird. Es ist preisgünstig und ein gesundes Nahrungsmittel, das sich jeder leisten kann. Außerhalb der französischen Landesgrenzen ist das Baguette oft ein Symbol für Frankreich. Es ist auch ein wichtiges soziales Bindeglied für die französischen Gemeinschaften im Ausland und für alle, die Frankreich lieben. Aus diesen Gründen ist das Baguette auch ein Symbol des Teilens und des Universalismus.

Besuch einer marokkanischen Bäckerei zur fachlichen Vertiefung

Im Zusammenhang mit der Eintragung des französischen Baguettes auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes bei der Unesco empfing in dieser Woche die Bäckerei Amoud, ein seit 40 Jahren in Marokko tätiges Familienunternehmen, die französische Delegation in Rabat unter dem Vorsitz von Botschafterin Véronique Roger-Lacan und Dominique Anract, dem eingangs erwähnten Präsidenten der Confédération de la Boulangerie-Pâtisserie Française (CNBPF).

Die Eigentümer und Handwerker des Hauses Amoud stellten die verschiedenen Schritte des Brotbackprozesses vor. Bei dieser Gelegenheit konnte sich die französische Delegation auch über die Besonderheiten der Herstellung von marokkanischem Brot austauschen, das ebenfalls vor Ort produziert wird. Das handwerkliche Können und die Kultur des Baguettes bilden somit eine echte Brücke zwischen den Kulturen, stellte die Delegation mit Freude fest (Fotos: unesco.fr Archivfotos 09/2021).