Berlin / Frankfurt. (bve / pwc) Das Exportklima der Ernährungsindustrie ist im Juni 2016 zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. Der Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen sank im Vorjahresvergleich um minus zwölf Punkte auf plus 36 Punkte. Damit blieben die üblicherweise zu erwartenden positiven saisonalen Effekte für das Lebensmittel- Exportgeschäft diesen Sommer aus. Sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen an das Exportgeschäft in den kommenden sechs Monaten stagnierten. Die gedämpfte Stimmung betrifft fast alle Branchen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Allein die Exporteure von Feinkost und Fertiggerichten sowie von Bier zeigten sich optimistischer als noch im Vorjahr – heißt es im jüngsten Exportbarometer der deutschen Ernährungsindustrie.
Die wichtigsten Exportmärkte sind laut Einschätzung der Unternehmen derzeit Frankreich, die Niederlande, Italien, die Schweiz, Österreich, die USA und China. 74 Prozent der Lebensmittelexporteure setzen ihre Produkte derzeit auch außerhalb der EU ab, das sind 7,2 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Absatzerwartungen für die nächsten sechs Monate sind unverändert bis verhalten, allein für Spanien, Österreich und die Schweiz wird mit einem Zuwachs gerechnet.
Deutsche Produkte punkten mit Qualität und Herkunft
Das Exportgeschäft erschließt der Ernährungsindustrie neue Absatzchancen und fördert das Wachstum. Neue Märkte stellen jedoch auch neue Anforderungen an Produkte und Hersteller. Die Mehrheit der Lebensmittelexporteure schätzt dabei einen wettbewerbsfähigen Preis sowie einen guten Geschmack als die gefragtesten Produktmerkmale in den EU-Exportmärkten ein. In Nicht-EU-Ländern spielt darüber hinaus auch die Herkunft eine wichtige Rolle. Nach Einschätzung der befragten Unternehmen liegen in der Qualität und Herkunft auch die Stärken deutscher Lebensmittel auf den Auslandsmärkten, weniger allerdings bei einem wettbewerbsfähigen Preis. Insbesondere in den EU-Märkten ist der gute Geschmack, in den Nicht-EU-Ländern hingegen die Herkunft der größte Wettbewerbsvorteil.
Unternehmen planen neue Märkte zu erschließen
Ein wettbewerbsfähiges Preis-Leistungsverhältnis macht Deutschland zum drittgrößten Lebensmittelexporteur weltweit, doch der Wettbewerbsdruck und die Marktzugangsbarrieren im internationalen Handel steigen. 2015 stagnierte das Exportwachstum der Ernährungsindustrie bei plus 1,9 Prozent, im ersten Quartal 2016 musste ein Rückgang von 3,3 Prozent verzeichnet werden. Nach Einschätzung der Lebensmittelexporteure beeinflussten aktuell vor allem der steigende Wettbewerbsdruck, steigende und volatile Rohstoffpreise, die Exportbeschränkungen in Russland und schärfere Regulierungen im Ausland das Exportgeschäft negativ.
Trotz eines immer schwierigeren Geschäftsumfeldes im Export ist für die Lebensmittelexporteure die Erschließung neuer Absatzmärkte die beste Strategie für weiteres und stabileres Wachstum. So planen 49 Prozent der Unternehmen weitere Märkte in Nicht-EU-Ländern, dabei vor allem China und USA, zu erschließen, 42 Prozent wollen sich neuen Märkten in der EU, dabei vor allem Polen und Spanien, öffnen und nur 39 Prozent planen keine weiteren Markterschließungen. Nach den Wachstumschancen in Afrika gefragt, zeigten sich lediglich 46 Prozent der befragten Unternehmen zuversichtlich.
«Die deutsche Ernährungsindustrie braucht neue Wachstumsimpulse im Exportgeschäft, dafür müssen neue Märkte erschlossen und Handelsbarrieren abgebaut werden. Politik und Wirtschaft müssen hier eng zusammenarbeiten. Die Nachfrage nach deutschen Qualitätslebensmitteln steigt und kann nur durch wettbewerbsfähige Exportstrategien gedeckt werden. Angesichts der anhaltenden Sanktionen im Russlandhandel appelliert die Ernährungsindustrie zudem an die Politik, die entstandene Belastung der Wirtschaft und Verbraucher zu mindern und sich für eine rasche Marktöffnung einzusetzen», sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), zu den aktuellen Ergebnissen des Exportbarometers.
«Deutsche Lebensmittel werden im Ausland vor allem für ihre Herkunft und Qualität geschätzt. Für die Zukunft gilt es, neue Märkte wie China zu erschließen und auch dabei ist «Made in Germany» eine entscheidende Stärke deutscher Unternehmen», sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC in Deutschland und Europa.
Das Exportbarometer der deutschen Ernährungsindustrie erstellt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Das Barometer bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Exportkonjunktur in der Ernährungsindustrie und ihren Teilbranchen. Die Befragung wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Die Ergebnisse stehen zum Download zur Verfügung.
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