Berlin. (dihk) Mehr Senior-Chefs denn je möchten hierzulande ihren Betrieb übergeben; gleichzeitig ist die Zahl potenzieller Nachfolger auf ein Rekordtief gesunken: Der aktuelle Report des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zur Unternehmensnachfolge zeigt Engpässe in der ganzen Breite des Mittelstands auf.
«Die Zahl der Unternehmer im Rentenalter wächst weiter», fasst DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Ergebnisse der Erhebung zusammen. «Nachfolger sind häufig nicht in Sicht».
In Handel und Gastronomie gebe es mittlerweile doppelt so viele übergabereife Unternehmen wie potenzielle Interessenten, sagt der DIHK-Präsident. «In der Industrie kommen sogar fünf Alt-Inhaber auf einen möglichen Übernehmer». Insgesamt finden der Analyse zufolge 43 Prozent der Senior-Chefs in Deutschland keinen Nachfolger, so viele wie nie zuvor.
«Größtes Hemmnis bei der Unternehmensnachfolge bleibt die Finanzierung», sagt Schweitzer, «und das, obwohl das Finanzierungsumfeld generell mit historisch niedrigen Zinsen derzeit äußerst günstig ist». Trotzdem habe fast jeder zweite Nachfolger Finanzierungsprobleme.
«Aktuelle Pläne des Baseler Ausschusses zur europäischen Bankenregulierung würden die Situation noch verschärfen», sagt Schweitzer. «Wenn Banken künftig Zinsrisiken pauschal mit Eigenkapital unterlegen müssten, dann würden Langfristkredite erheblich teurer», warnt er. Die seien gerade auch bei Betriebsübernahmen notwendig.
«Diese Pläne gehören deshalb zurück in die Schublade», fordert der DIHK-Präsident. «Darüber hinaus muss die Politik Anreize für mehr Unternehmernachwuchs setzen». Hierzu zähle neben einer mittelstandsfreundlichen Erbschaftsteuer die flächendeckende «Vermittlung von Unternehmertum in Schulen».
Dem aktuellen DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge liegen mehr als 20.000 Kontakte der Experten aus den Industrie- und Handelskammern mit Senior-Unternehmern und Existenzgründern zugrunde (Bild: DIHK).
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