Dienstag, 16. Juli 2024
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Digitalisierung bringt Umwälzungen und Chancen

Nürnberg. (iab / eb) Die Digitalisierung wird bis zum Jahr 2035 nur geringe Auswirkungen auf das Gesamtniveau der Beschäftigung haben, aber große Umbrüche bei den Arbeitsplätzen mit sich bringen. Das geht aus einer aktuellen Studie (PDF) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor, in der das Szenario einer fortschreitenden Digitalisierung mit einem Basis-Szenario ohne Digitalisierungseffekte verglichen wird. Im Jahr 2035 werden laut den Modellrechnungen aufgrund der Digitalisierung einerseits rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze abgebaut sein. Andererseits führt die Digitalisierung den Forschern zufolge zu annähernd genauso vielen neuen Arbeitsplätzen, sodass unterm Strich keine größeren Beschäftigungsverluste auftreten werden.

In der Studie von IAB und BIBB werden die Auswirkungen der Digitalisierung regional differenziert dargestellt. «Entscheidend für die regionalen Auswirkungen einer zunehmenden Digitalisierung sind die Wirtschafts- und Berufsstruktur vor Ort», erklären die Forscher. Das Verarbeitende Gewerbe wird laut der Studie die höchsten Beschäftigungsverluste aufgrund der Digitalisierung erfahren. Hier könnten rund 130.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Die größten Beschäftigungsgewinne sind dagegen in der Branche «Information und Kommunikation» mit rund 120.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen zu erwarten.

In Nordrhein-Westfalen werden laut der Studie in absoluten Zahlen betrachtet am meisten Arbeitsplätze ab- und aufgebaut. Die Forscher erwarten hier rund 290.000 verlorene, aber auch rund 290.000 neu entstandene Arbeitsplätze. Setzt man die Veränderungen dagegen in Beziehung zur Zahl der derzeit bestehenden Arbeitsplätze, ergeben sich für Baden-Württemberg die größten Umwälzungen. Im Jahr 2035 werden in diesem Bundesland aufgrund der Digitalisierung rund 210.000 Arbeitsplätze weggefallen sein. Gleichzeitig werden hier jedoch rund 200.000 neue Arbeitsplätze infolge der Digitalisierung entstehen. Insgesamt sind damit in Baden-Württemberg knapp sieben Prozent aller Arbeitsplätze von der Digitalisierung betroffen. Die Gesamtwirkungen der Digitalisierung unterscheiden sich laut der Studie aber alles in allem in den Regionen nur wenig.

«Eine zunehmende Digitalisierung wird jedenfalls mit einer deutlichen Umgestaltung der Arbeitswelt einhergehen, und in diesem Prozess werden Bildung und Weiterbildung der Beschäftigten eine zentrale Rolle übernehmen», betonen die Forscher.

Wie zukunftsfähig ist Ihr Arbeitsplatz?

In kaum einem Beruf sei der Mensch vollständig ersetzbar, schrieb das IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2015 zu den Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt. Seit 2016 gibt es den «Job-Futuromat». Der ist im Februar 2018 auf den neuesten Stand gebracht worden. Soll heißen: Im Job-Futuromat sind seither die aktualisierten Potenziale für den Ersatz angesichts der technologischen Möglichkeiten von 2016 abrufbar.

Wird eine Tätigkeit innerhalb eines Berufs oder ein ganzer Beruf im Online-Tool als automatisierbar eingestuft, heißt dies nicht, dass die Tätigkeit oder der Beruf tatsächlich in den nächsten Jahren automatisiert wird. Rechtliche und ethische Hürden können einer Automatisierung entgegenstehen, oder es kann weiterhin wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität sein, wird die Arbeit von Menschen erledigt.

Um es kurz zu machen: Wer den «Job-Futuromat 2018» nach dem Bäckerberuf fragt, bekommt die ernüchternde Antwort, dass der Beruf zu 100 Prozent ersetzbar ist. Das ist unter bestimmten Bedingungen sicher nicht falsch. Andererseits bietet der Handwerksberuf abseits der industriellen Fertigung intelligenten jungen Leuten gerade heute viele schöne Möglichkeiten der Entfaltung. Man wird sie nicht auf dem Silbertablett serviert bekommen und kaum nach «Schema-F» vorgehen können. Dafür gibt es viele Freiheiten, wie man sie andernorts nur suchen kann (Foto: pixabay.com).