Dienstag, 16. Juli 2024

Dekarbonisierung: Frischer Wind für die Frachtschifffahrt

Genf / CH. (bar) Die Forschung ist nicht untätig, was die Entwicklung neuer Antriebe für die Schifffahrt angeht. Die Ergebnisse in die Praxis zu überführen, birgt immer auch Risiken: In diesem Sinn testet gerade eine Kooperation von Cargill und BAR Technologies mit den «BAR Tech WindWings by Yara Marine» erstmals einen hochmodernen Windantrieb unter realen Bedingungen in der kommerziellen Schifffahrt.

Die «Pyxis Ocean», ein Frachtschiff des Eigners Mitsubishi Corporation, von Cargill gechartert, ist das erste Schiff, das mit zwei WindWings nachgerüstet wurde. Dabei handelt es sich um bis zu 37,5 Meter hohe Flügelsegel, die an Deck von Frachtschiffen angebracht werden können, um die Windkraft zu nutzen. Die vom Projektpartner Yara Marine Technologies hergestellten Segel sollen bei neu gebauten Schiffen eine durchschnittliche Kraftstoffeinsparung von bis zu 30 Prozent bewirken, In Kombination mit alternativen Kraftstoffen können diese Einsparungen noch höher ausfallen. Der Einbau der Flügelsegel erfolgte in der Cosco-Werft in China. Die hochseetaugliche «Pyxis Ocean» befindet sich derzeit auf Jungfernfahrt.

«Pyxis Ocean» absolviert gerade ihre Jungfernfahrt

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«Die Schifffahrtsindustrie befindet sich auf einer Reise zur Dekarbonisierung. Es ist eine spannende Reise», sagt Jan Dieleman, Präsident des Cargill-Geschäftsbereichs Ocean Transportation. «Cargill sieht sich in der Verantwortung, in allen unseren Lieferketten Pionierarbeit bei der Dekarbonisierung zu leisten, um die Bedarfe unserer Kunden und unseres Planeten zu erfüllen. Eine Technologie wie WindWings ist nicht ohne Risiko, und als Branchenführer – in Partnerschaft mit dem Schiffseigner Mitsubishi – scheuen wir uns nicht, darin zu investieren, diese Risiken einzugehen und unsere Erfahrungen transparent zu machen, um unsere Partner im maritimen Bereich auf ihrem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu unterstützen.»

Vorhandene Schiffe können mit dem System nachgerüstet werden

Die Anlage zeigt, dass sich die Einstellung gegenüber Technologien, die eine Energiewende für vorhandene Schiffe ermöglichen können, geändert hat. Das WindWings-Projekt, das von der Europäischen Union im Rahmen der CHEK-Initiative Horizont 2020 kofinanziert wird, kann der Branche helfen, diese Ziele zu erreichen. Das Projekt bietet dazu eine Nachrüstungslösung an, mit der vorhandene Schiffe teilweise dekarbonisiert werden können. Dieser Aspekt ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass 55 Prozent der weltweiten Frachtflotten erst bis zu neun Jahre alt sind.

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Die Leistung der WindWings wird in den kommenden Monaten genau beobachtet, um ihre Konstruktion, ihren Betrieb und ihre Leistung weiter zu verbessern. Ziel ist es, dass die «Pyxis Ocean» nicht nur in der Flotte von Cargill, sondern in der gesamten Branche zum Einsatz kommt. BAR Technologies und Yara Marine Technologies planen, in den nächsten vier Jahren Hunderte von Flügelsegeln zu bauen, und BAR Technologies forscht zudem an Neukonstruktionen mit verbesserten hydrodynamischen Rumpfformen.

«Will die internationale Schifffahrt ihr Ziel erreichen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, muss Innovation im Vordergrund stehen. Die Windenergie ist ein nahezu kostenfreier Kraftstoff, und die Möglichkeiten zur Verringerung der Emissionen sind neben erheblichen Effizienzgewinnen bei den Betriebskosten der Schiffe beträchtlich. Der heutige Tag ist der Höhepunkt jahrelanger Pionierforschung, bei der wir in unsere einzigartige Windsegeltechnologie investiert haben. Mit Yara Marine Technologies haben wir einen Partner für die Industrialisierung gefunden, um Schiffseignern und -betreibern die Möglichkeit zu geben, diese Effizienzgewinne zu realisieren», sagt John Cooper, CEO von BAR Technologies.

Informationen zum WindWing-Projekt

  • Das WindWing-Projekt ist Teil eines Programms, das im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 955286 gefördert wurde.
  • Durch die Nutzung der Windkraft kann WindWings Schiffseignern helfen, die neuen CII-Vorschriften zu erfüllen. Da die Windenergie nicht nur emissionsfrei ist, sondern sich auch nicht erschöpft und sehr gut vorhersehbar ist, bietet sie erhebliche Effizienzgewinne bei den Betriebskosten der Schiffe.
  • Auf einer durchschnittlichen weltweiten Route können WindWings 1,5 Tonnen Treibstoff pro WindWing und Tag einsparen – auf Überseerouten ist sogar eine höhere Einsparung möglich. Dies kann dazu führen, dass Schiffseigner Schweröl (HFO) zu einem Preis von etwa 800 US-Dollar pro Tonne einsparen, was noch wichtiger wird, wenn es um Einsparungen bei künftigen Kraftstoffen geht, die zweifellos viel mehr kosten werden (Foto: BAR Technologies).