Wien / AT. (wko) Schokolade ist eindeutig im Trend: Ob in der Konditorei oder Pâtisserie, ob im Fachhandel oder der Gastronomie – nie zuvor gab es eine größere Vielfalt an handwerklich hochwertigen Schokolade-Angeboten. Konsumentinnen und Konsumenten sind anspruchsvoller geworden und setzen sich intensiver mit Sorten, Herkunft, Variationen und Produkten auseinander. Aus einem früheren Nischensegment ist ein stark wachsender Wirtschaftszweig geworden.
Das bedeutet attraktive Jobchancen, aber auch Herausforderungen für die Ausbildung. Der vormalige zweijährige Lehrberuf Bonbon- und Konfektmacher/in konnte diesen gestiegenen Anforderungen nicht mehr zur Gänze gerecht werden. In intensiven Vorarbeiten, die über eineinhalb Jahre dauerten, erarbeitete eine hochkarätig besetzte Arbeitsgruppe, quasi das «Who is who» der österreichischen Schokoladebranche, die Ausbildungsinhalte von Grund auf neu – gemeinsam mit der Bundesinnung Lebensmittelgewerbe in der WKÖ und der Berufsschule Baden als österreichweites Kompetenzzentrum sowie in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern.
Das Resultat ist der neue, nunmehr dreijährige Lehrberuf Chocolatier/Chocolatière, dessen Ausbildungsordnung im August 2021 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde und somit in Kraft getreten ist. Neue Verarbeitungsmethoden (wie bean-to-bar), Know-how von modernen Spezialgeräten, Digitalisierung, Kreativität, Verpackung/Aufmachung, Marketing und Fachkompetenz sind stärker in den Vordergrund gerückt. Derzeit werden 17 junge Menschen ausgebildet, davon 9 bereits nach diesem modernen Curriculum.
«Ich mag an dem Beruf besonders, dass es so viele Möglichkeiten gibt, wie man seine Ideen in Schokolade umsetzen kann», sagt Julia Schreiner (24). «Ich erwarte mir eine moderne Ausbildung, die viele verschiedene Bereiche abdeckt und damit für meine Zukunft Bedeutung hat. So stehen einem alle Wege offen», ergänzt Nina Kink (16). Beide absolvieren seit sechs Monaten die Lehre zur Chocolatière bei der Firma Zotter.
Die Branche verspricht sich durch diese Attraktivierung des Berufsbildes deutlich höheren Zustrom – und diese jungen Fachkräfte werden auch benötigt. «Besonders in diesen herausfordernden Zeiten ist die qualitätsvolle Ausbildung unserer Jugendlichen von besonderer Bedeutung. Gute Ausbildungsbetriebe sind Garanten für Verlässlichkeit und Beständigkeit in der Region», sagt Leo Jindrak, Innungsmeister der Konditoren Österreichs.
Was hat sich gegenüber dem alten Lehrberuf konkret verändert? Durch die Ausweitung von zwei auf drei Jahre wurde es möglich, viele Bildungs- und Lehrinhalte zu vertiefen: Die Lehrlinge erfahren mehr über Rohstoffe, Produktionsweisen, Lieferketten, Lebensmittelkunde und Ernährungslehre. Sie erlernen von Grund auf die Herstellung von Halbfabrikaten wie Marzipan, Nougat oder von Streumaterial wie karamellisierten Kernen und dickgezogenen Früchten. Das Kreieren, Verkosten und Analysieren von Schokoladeerzeugnissen und Konfektwaren wurde ebenfalls zentraler Bestandteil. Eine Aufwertung erfuhren werbetechnische Grundlagen der Verpackung, Präsentationstechniken sowie digitale Kompetenzen. Detail am Rande: Die Ausbildungsinhalte, die 1976 nur mit wenigen Stichworten umrissen waren und auf einer Textseite Platz fanden, umfassen nach der neuen Ausbildungsordnung 15 Seiten.
Jetzt wurde der neue Lehrberuf im SchokoMuseum Wien vorgestellt. Die jungen Lehrlinge führten gemeinsam mit Innungsmeister Leo Jindrak, stv. Direktor Markus Gogollok und Lehrerin Julia Stuefer (Berufsschule Baden), Hubert Berger (Berger Feinste Confiserie), Walter Heindl (Confiserie Heindl) sowie Werner Meisinger (Xocolat Manufaktur) unter Moderation von Anka Lorencz, Geschäftsführerin der Bundesinnung der Lebensmittelgewerbe in der WKÖ, einem staunenden Publikum vor, wie vielfältig und facettenreich Schokolade sein kann. Dieser Teilnehmerkreis bildet auch – gemeinsam mit Josef Zotter (Zotter Schokolade) – jene Arbeitsgruppe ab, die den neuen Lehrberuf maßgeblich ausgearbeitet hat.
«Was uns über alle Generationen hinweg eint, ist die Leidenschaft für Schokolade und die Leidenschaft für das Handwerk. Dieses gemeinsame Auftreten ist ein starkes, zukunftsgerichtetes Signal: Die Branche ist stolz darauf, was uns mit dem neuen Berufsbild des Chocolatiers bzw. der Chocolatière gelungen ist», betonte Jindrak stellvertretend für die Repräsentanten der Gruppe. «Wir stehen geschlossen dahinter, unseren jungen Fachkräften die beste Ausbildung zu ermöglichen und laden junge Menschen herzlich dazu ein, sich bei uns über die tollen beruflichen Chancen zu informieren. Die handwerkliche Zukunft des traditionsreichen und qualitätsvollen Schokolade-Standortes Österreich ist jedenfalls gesichert.»
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