Dienstag, 16. Juli 2024

Bundeskartellamt: lässt Fusionsvorhaben zwischen Rewe und Coop gegen Auflagen vermutlich zu

Bonn. (bund) Das Bundeskartellamt bestätigt auf Nachfragen, dass es in dem Fusionskontrollverfahren Rewe/Coop am 25. Juli einen Entscheidungsentwurf an die Verfahrensbeteiligten übersandt hat. Neben den Fusionsbeteiligten Rewe und Coop sind dies die Edeka Zentrale, die Edeka Nord, Tengelmann und der Markenverband als Beigeladene. Rewe plant, das Supermarktgeschäft des norddeutschen Regionalanbieters Coop zu übernehmen (siehe «Coop und Rewe planen dauerhafte Partnerschaft» vom 19. Mai 2016). Coop betreibt derzeit rund 200 Filialen unter der Marke Sky in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg- Vorpommern, Brandenburg und Hamburg.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts: «Wir sind zu dem vorläufigen Ergebnis gelangt, dass die Übernahme von Coop durch Rewe und die damit verbundene Verdichtung der ohnehin stark konzentrierten Marktstruktur absatzseitig ohne geeignete Nebenbestimmungen in acht regionalen Märkten sowie zwei Hamburger Stadtbezirken zu einer Behinderung des Wettbewerbs führen würde. Rewe und Coop haben allerdings zur Beseitigung der Wettbewerbsprobleme bereits Zusagenangebote zum Verkauf von Standorten an andere Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels angekündigt, die die wettbewerblichen Probleme voraussichtlich beseitigen können. Dies wird im weiteren Verfahren zu prüfen sein».

Das Bundeskartellamt nimmt im vorliegenden Fusionsfall Rewe/Coop inhaltlich die gleiche Prüfung vor wie im Fusionsfall Edeka/Tengelmann. Auf der Absatzseite werden 45 regionale Markträume untersucht. Hierbei handelt es sich überwiegend um ländliche Gebiete. Darüber hinaus wird für Hamburg eine Analyse anhand von sieben Stadtbezirken vorgenommen. Dies entspricht dem Vorgehen im Fall Edeka/Tengelmann, wo ebenfalls regionale Markträume und/oder in den betroffenen Metropolen Berlin und München Stadtbezirke untersucht wurden.

Auf den Beschaffungsmärkten kommt es nach derzeitiger Auffassung des Bundeskartellamts durch die Übernahme von Coop durch Rewe nicht zu einer erheblichen Behinderung effektiven Wettbewerbs. Das derzeit noch eigenständige Beschaffungsvolumen von Coop entspricht einem Anteil von unter 0,5 Prozent am gesamten Beschaffungsvolumen des deutschen Lebensmittel- Einzelhandels. Rewe und Coop sind seit fast zehn Jahren in einer Einkaufskooperation verbunden, über die Coop 65 bis 70 Prozent seiner Waren beschafft. Insoweit war Coop auf der Beschaffungsseite schon in der Vergangenheit nicht als unabhängiger Wettbewerber von Rewe zu sehen, der eine echte Ausweichalternative für die Lieferanten dargestellt hätte.

Die Fusionsbeteiligten und die beigeladenen Unternehmen haben nun Gelegenheit, zu dem vorgelegten Entscheidungsentwurf bis zum 16. August 2016 Stellung zu nehmen.