Dienstag, 16. Juli 2024

Bis 2030: Lebensmittelverschwendung muss um 50% sinken

Berlin. (bmel) Die Wertschätzung für Lebensmittel zu stärken gehört seit Jahren zu den Aufgaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und ist nach eigenen Angaben ein großes Anliegen von Bundesministerin Julia Klöckner. Im Februar hat das Kabinett die Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung der Bundesministerin beschlossen. Bis zum Jahr 2030 soll die Lebensmittelverschwendung nun um die Hälfte reduziert werden.

Bundesministerin Klöckner: «Unsere Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung nimmt alle Beteiligten der Wertschöpfungskette in die Pflicht. Wir stehen hier vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die nicht nur an einem Punkt in der Kette gelöst werden kann. Gemeinsam mit allen Sektoren werden wir uns erstmals auf konkrete Zielvorgaben einigen, die überprüfbar eingehalten werden müssen. Von den Landwirten, über die verarbeitenden Betriebe, den Groß- und Einzelhandel bis zur Gastronomie und den Privathaushalten: Für alle Sektoren entwickeln wir Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.»

Zum Beispiel Landwirtschaft kann noch bedarfsgerechter produzieren, Lebensmittelhersteller sind angehalten, Prozesse so zu optimieren, dass weniger Lebensmittelabfälle entstehen. Durch gezielte Wissensvermittlung erzeugt man bei den Endverbrauchern mehr Bewusstsein und Achtsamkeit, in der Gastronomie besteht unter anderem die Möglichkeit, Portionsgrößen anzupassen. Zudem hat die Bundesregierung rechtliche Hürden zur Mitnahme von Speisen abgebaut. Auch digitale Lösungen werden helfen. Per App wird es zum Beispiel dem Handel künftig möglich sein, übrig gebliebenen Lebensmittel noch zielgerichteter an die Tafeln abzugeben. Das BMEL fördert dieses Projekt mit 1,5 Millionen Euro.

Dieser sektorübergreifende Ansatz ist ein entscheidender Schritt. Bis zum Jahr 2030 will das BMEL die Lebensmittelverschwendung definitiv halbieren. Ausdrücklicher Teil der Strategie ist es zudem zu prüfen, ob der bestehende rechtliche Rahmen (Kreislaufwirtschaftsgesetz, Hygienevorschriften et cetea) ausreicht. Aus Studien wird allerdings auch deutlich: Über die Hälfte der Lebensmittel wird in Privathaushalten weggeworfen. Wie viel jemand einkauft oder im Restaurant verzehrt, das sind individuelle Entscheidungen, und genau deshalb braucht es mehr Information und Sensibilisierung.

Julia Klöckner: «Der Anteil der Lebensmittelabfälle im Handel ist in Deutschland wesentlich geringer als in anderen Sektoren (etwa 500.000 Tonnen, vier Prozent an der Gesamtmenge der Lebensmittelabfälle). Denn es ist in Deutschland seit vielen Jahren üblich, dass zahlreiche Supermärkte unverkaufte und noch genießbare Lebensmittel auf freiwilliger Basis an die Tafeln oder andere soziale Einrichtungen abgeben. Zum Vergleich: Die Tafeln retten in Deutschland pro Jahr über 260.000 Tonnen Lebensmittel aus etwa 30.000 Lebensmittelmärkten. In Frankreich liegt die Zahl der geretteten Lebensmittel – trotz Gesetz – bei nur 46.200 Tonnen. Die Summe liegt weit unter den geretteten Lebensmitteln in Deutschland allein durch die Tafeln. Darüber hinaus arbeiten viele Supermärkte und kleinere Geschäfte des Lebensmittel- Einzelhandels in Deutschland bereits mit neuen sozialen Bewegungen wie Foodsharing zusammen. Es gibt zudem Supermärkte, in denen gerettete Lebensmittel aus anderen Geschäften verkauft werden und Händler, die nicht mehr für den Verkauf geeignete, aber genießbare Produkte zur kostenlosen Mitnahme anbieten.»