Berlin. (dgp) Kommende Woche wird der Deutsche Gründerpreis 2024 verliehen. Zu den Finalisten in der Kategorie Start-up gehört die BLUU Seafood GmbH, ein führendes europäisches Unternehmen für Lebensmittel-Biotechnologie zur Herstellung von Zuchtfisch aus dem Bioreaktor. BLUU-Gründer Dr. Sebastian Rakers: «Spätestens in 20 Jahren soll jeder sagen: Natürlich wähle ich kultivierten Fisch. Der hat alle Vorteile eines frisch gefangenen, er schmeckt, ist obendrein nachhaltiger und auch noch gesünder.»
Drei Milliarden Menschen sind weltweit vom Fisch abhängig – ein enormer Bedarf mit entsprechendem Potenzial. BLUU hat mit innovativer Biotechnologie eine nachhaltige Alternative zur industriellen Fischerei geschaffen. Welcher der Finalisten in den Kategorien «Aufsteiger» und «Start-up» die begehrte Trophäe gewinnt, erfahren die Kandidaten bei der Preisverleihung am 24. September 2024 in Berlin.
Von links: Dr. Sebastian Rakers und Simon Fabich, Gründer der BLUU Seafood GmbH, nominiert in der Kategorie Start-up (Foto: Deutscher Gründerpreis – Dirk Bruniecki).
BLUU nutzt kultivierte Fischzellen von atlantischem Lachs und der Regenbogenforelle, um Fischprodukte herzustellen, die sowohl in Geschmack als auch den Nährwerten konkurrieren können. Es ist eine Tier-ethische Alternative für Konsumenten, ohne die natürlichen Ressourcen zu überlasten. 90 Prozent der weltweiten Fischbestände gelten als maximal befischt oder überfischt, sagen die Vereinten Nationen. Aber angesichts der wachsenden Weltbevölkerung sind immer mehr Menschen auf Fisch als Proteinquelle angewiesen. Die Methoden, die BLUU zum Einsatz bringt, sind keineswegs neu. Sie basieren auf jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung.
«Wir isolieren die Zellen aus dem Fisch und das Einzige, das sich ändert, ist der Ort, wo diese Zelle weiterwächst und wie sie gefüttert wird – nämlich in vitro und nicht mehr im Organismus», beschreibt BLUU-Gründer Dr. Sebastian Rakers (43) die Fisch-Zellen-Vermehrung, möglich gemacht durch innovative Biotechnologie: «Unsere Zellen sind echter Fisch.» Rakers, ausgebildeter Zell- und Meeresbiologe, verfügt über mehr als sechzehn Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Zellkulturen aus verschiedenen Fischarten. Er war stellvertretender Abteilungsleiter des Bereichs Marine Biotechnologie am Fraunhofer Entwicklungszentrum für Marine und Zelluläre Biotechnologie (EMB, heute Fraunhofer IMTE) in Lübeck. Sein Mitgründer Simon Fabich (40) hat einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Nach dem Studium in St. Gallen sammelte Fabich Erfahrungen in der Unternehmensberatung und gründete mehrere eigene Unternehmen. Während eines Aufenthalts in China erkannte er, dass die steigende Nachfrage nach Fleisch und Fisch in der wachsenden Mittelschicht nicht nachhaltig bedient werden kann. Dies motivierte ihn, gemeinsam mit einem Impact Investor, Wissenschaftler wie Sebastian Rakers zu unterstützen.
Die Produktion von kultivierten Fischzellen ist der Kernbereich von BLUU – eine nachhaltige Alternative zur industriellen Fischerei und Aquakultur. Indem Zellen in kontrollierten Umgebungen wachsen, kann BLUU Fischprodukte herstellen, die frei von Schadstoffen wie etwa Mikroplastik sind. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck beim Konsum tierischer Proteine erheblich zu reduzieren. Ein bemerkenswerter Meilenstein in der jungen Geschichte von BLUU war die Teilnahme von Dr. Oetker schon an der ersten Finanzierungsrunde 2020 mit einer Kapitalspritze von sieben Millionen Euro.
Nach der erfolgreichen Produktvorstellung von Fischbällchen und Fischstäbchen im Sommer 2022 hat BLUU im Januar 2024 den Laborstatus verlassen und an seinem neuen Standort in Hamburg auf 2.000 Quadratmetern mit der Pilotierung begonnen. Der Markteintritt ist aufgrund regulatorischer Bedingungen zunächst Ende 2024 in Singapur geplant. «Singapur hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 fast ein Drittel der benötigten Proteine im Land selbst zu produzieren. Das birgt riesiges Potenzial», sagt Rakers. «Wir sind davon überzeugt, nicht nur als Nahrungsmittel, sondern als Zutat zugelassen zu werden. Dies würde den Markt für uns nochmals enorm erweitern.» 2025 sollen die USA erschlossen werden. Der Verkauf in der EU ist geplant, sobald sich Europa entschieden hat, wohin es mit seinen regulatorischen Bedingungen will.
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