Erfurt. (thega) Der von der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) ausgelobte und mit 10.000 Euro dotierte (EnergieEffizienzpreis) ging in diesem Jahr an die Hainich Konserven GmbH aus Vogtei-Niederdorla sowie an die Bäckerei Helbing mein Lieblingsbäcker aus Leinefelde-Worbis. «Die Bäckerei kann heute bis zu 80 Prozent ihres Strombedarfs selbst decken und reduziert dadurch den Primärenergie-Bedarf und den CO2-Ausstoß erheblich», sagt Geschäftsführer Tobias Helbing in einem Video (01:25 Minuten), das es auf ThEGA.de und YouTube zu sehen gibt.
Die Wahl der EnergieEffizienz-Preisträger 2015 fiel auf Thüringer Energieprojekte, die sich durch ihren Effizienzgrad, ihre Wirtschaftlichkeit, ihre Übertragbarkeit sowie durch ihre Nachhaltigkeit von anderen abheben. Sie spiegeln zudem einen deutschlandweiten Trend: «In den vergangenen Jahren konnte die deutsche Industrie ihre Energieeffizienz wirkungsvoll optimieren. In diesem Zusammenhang zeigt der Thüringer EnergieEffizienzpreis erfolgreiche Projekte aus dem Freistaat auf», sagt Prof. Dieter Sell, Leiter der ThEGA und Jury-Mitglied.
Der Thüringer EnergieEffizienzpreis wird von der ThEGA in Kooperation mit der Thüringer Energie AG verliehen. Die diesjährigen Gewinner wurden in dieser Woche im Rahmen des Unternehmertags der Thüringer Energie AG ausgezeichnet. Unter den Gästen war auch Anja Siegesmund, Thüringens Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz.
Smart Grid – das intelligente Energieverbundnetz
Eine Kombination von Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung (BHKW) und Absorptionskältetechnik in Verbindung mit einem Batteriespeicher kennzeichnet das Novum der Lösung bei Helbing mein Lieblingsbäcker, der ungefähr 90 Filialen zählt und insgesamt um die 500 Mitarbeiter zählt. Die Mastersteuerung optimiert sämtliche Verbraucherbezüge gemäß dem aktuellen Energieangebot und dem verfügbaren Speicherpotenzial der verschiedenen Medien. Das Ziel der maximalen regenerativen Energienutzung wird in Synergie mit der 80-prozentigen Eigenversorgung des Produktionsstandortes Leinefelde umgesetzt.
Projektbeschreibung
Zielstellung: die Energiebilanz des Unternehmens zu optimieren. Klar war, dass bisher ungenutzte Abwärme zur Verfügung steht, der Hauptenergieverbrauch nachts stattfindet und mit Lastschwankungen einhergeht. Zur Identifizierung der Verbräuche und des erschließbaren Potenzials wurde ein EMS gemäß ISO 50001 installiert und aufbauend ein intelligentes Energieverbundnetz konzipiert. Darüber hinaus werden die verschiedenen Energieströme nicht nur ausgewertet, sondern aufeinander abgestimmt. Das System bildet Strategien und Schalthandlungen ab und steuert sämtliche Komponenten an. Auf dieser Basis konnte der Maßnahmenkatalog erarbeitet werden. Hier wurde eine Betrachtung der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt.
Zur Lösung: Erneuerbare Energien sowie die KWK-Nutzung. Zwei Photovoltaik-Anlagen decken den Strombedarf tagsüber. Der überschüssige „Tagstrom“ wird in Batteriespeichern gelagert, nachts werden diese Speicher abgerufen. Zusätzlich wird bedarfsgerecht ein BHKW angefordert. Das BHKW stellt die Reststromversorgung nachts und bei nicht ausreichender Leistung sicher. Die BHKW-Abwärme wird zur Vorheizung des Thermoöls genutzt. Weiterhin wird eine Absorptionskältemaschine zur Versorgung der Kühltechnik betrieben. Die restliche Abwärme des BHKWs sowie die Abwärme der Öfen wird zur Warmwasserbereitung und für die Heizung genutzt. Mit all diesen Maßnahmen wurde der Primärenergiebedarf reduziert. Als Nebeneffekt werden die Bezugsspitzen begrenzt und eine weitestgehende Autonomie vom EVU erreicht. Perspektive: Sobald die Automobilindustrie Fahrzeuge mit modernen Elektroantrieben anbietet, wird der gesamte Fuhrpark von Verbrennungsmotoren umgestellt. Unsere Photovoltaik-Anlagen mit Speicherung als dementsprechende Energiequelle sind einsatzbereit.
Energieeffizienzmaßnahmen
- Errichtung von PV-Anlagen, einer KWK- und einer Absorptionskälteanlage
- Aufbau eines integralen EMS gemäß ISO 50001
- 80 Prozent Eigenproduktion des elektrischen Strombedarfs am Standort Leinefelde
- Batteriespeicher zur Zwischenspeicherung der Elektroenergie
- Aufbau eines intelligenten Energieverbundnetzes (Strom, Wärme, Kälte)
- Wärmerückgewinnung aus der Produktion für die Produktion (Vorheizung Thermoöl, Prozesskühlung, Warmwasserbereitung)
- Verwertung der restlichen Abwärme für die Raumheizung
«Smart Grid – das intelligente Energieverbundnetz, bestehend aus Versorgernetz, PV-Anlage, BHKW und Batteriespeicher – ist nicht nur in der Theorie, sondern ganz real in einer Handwerksbäckerei realisierbar. Das erfordert eine flexible und interdisziplinäre Integration in die gesamte TGA», sagt Tobias Helbing (Fotos: Helbing / ThEGA).
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