Dienstag, 16. Juli 2024

Apropos Zucker, Fett und Salz: BMEL stellt MRI-Sonderauswertung vor

Berlin. (bmel) In Fertigprodukten stecken noch immer zu viel Zucker, Fette und Salz. Dies gilt auch für Produkte mit Kinderoptik, die zum Teil mehr Zucker oder Fett enthalten als vergleichbare Produkte ohne Kinderoptik. Das ist das Ergebnis eines Sonderberichts zu Produkten mit Kinderoptik auf Grundlage der unabhängigen, wissenschaftlichen Untersuchungen des Max Rubner-Instituts (MRI) der letzten Jahre sowie des Produktmonitorings 2022 für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), für das rund 7.000 Produkte untersucht wurden.

Wie das Produktmonitoring aus dem Herbst 2022 zeigt, sind die Zuckergehalte trotz Reduktionen bei bestimmten Lebensmitteln in gesüßten Milchprodukten, Frühstückscerealien und Erfrischungsgetränken sowie die Salz- und Fettgehalte in Suppen, Eintöpfen und Instantgerichten weiterhin hoch. Mit einem wissenschaftlichen Produktmonitoring dokumentiert das MRI regelmäßig die Veränderungen der Energie- und Nährstoffgehalte in den relevanten Lebensmittelgruppen und überprüft damit die Reduktionsbemühungen der Lebensmittelwirtschaft.

Wie die vertiefte Auswertung des Zuckergehalts von gesüßten Erfrischungsgetränken mit Kinderoptik zeigt, hat sich in den letzten fünf Jahren kaum etwas verändert. Im Gegenteil: Die besonders zuckerhaltigen Kindergetränke sind sogar noch zuckriger geworden. Seit 2019 ist das obere Viertel der Zuckergehalte von 7,4 Gramm je 100 Milliliter auf 8,4 Grasmm je 100 Milliliter gestiegen. Das entspricht umgerechnet fast sechs Zuckerwürfeln in einem üblichen 200-Milliliter-Trinkglas.

Frühstücksflocken für Kinder enthalten mit 17 Gramm Zucker je 100 Gramm Zerealien im Schnitt sogar mehr Zucker als der Durchschnitt aller Frühstückszerealien (14,7 Gramm je 100 Gramm). So entspricht der durchschnittliche Zuckergehalt von Zerealien mit Kinderoptik zum Beispiel mehr als vier Zuckerwürfeln in 100 Gramm. Die Daten des Max Rubner-Instituts zeigen darüber hinaus, dass deutlich weniger als die Hälfte der einbezogenen Produkte mit Kinderoptik die Kriterien des aktuellen Nährwertprofil-Modells der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfüllen.

Dazu sagt Bundesminister Cem Özdemir (BMEL): «Egal ob gesüßte Erfrischungsgetränke oder Frühstücksflocken: Der Zuckergehalt in Lebensmitteln für Kinder ist immer noch zu hoch. Bei den Getränken ist er teils sogar gestiegen. Gerade in den Zerealien mit lustiger und bunter Kinderoptik steckt oft mehr Zucker als in vergleichbaren Produkten für Erwachsene. Leider ist es auch so, dass die Produkte, die besonders viel Zucker, Fette und Salz enthalten, uns oft besonders gut schmecken – und dazu verleiten, mehr davon zu essen, als gut für uns ist. Jedes Kind in Deutschland soll die Chance haben, gesund aufzuwachsen – und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern, der Bildung oder der Herkunft. Deshalb kämpfe ich für einen besseren Kinderschutz und gute Ernährung. Gerade im Kindesalter wird das Ernährungsverhalten entscheidend für das weitere Leben geprägt.»

MRI-Präsident Prof. Pablo Steinberg ergänzt: «Von Beginn an stehen beim Produktmonitoring die Lebensmittel mit Kinderoptik im Fokus. Dies ist deshalb so wichtig, weil eine ungünstige Ernährung schon bei den Jüngsten die Grundlage für spätere ernährungsbedingte Erkrankungen mit legt.»

Für eine breite Datengrundlage zu an Kinder gerichteten Produkten wurden für eine Sonderauswertung auch frühere Erhebungen des Monitorings anderer Produktgruppen mit Kinderoptik erfasst. Hier zeigt sich, dass die erzielten Veränderungen bei den Energie- und Nährstoffgehalten bisher noch nicht ausreichen, um zu einer deutlichen Reduktion der durchschnittlichen Zucker-, Fett-, Salz- und Energieaufnahme bei Kindern beizutragen. In folgenden Fällen enthielten Produkte mit Kinderoptik sogar mehr Energie, Zucker oder Fett als vergleichbare Produkte ohne Kinderoptik oder die Gesamtstichprobe:

  • Kinder-Frühstückszerealien: Höherer medianer Zuckergehalt bei bestimmten Flocken und Knuspererzeugnissen (2022)
  • Kinder-Waffelgebäck: höchster medianer Fettgehalt (2021)
  • Müsliriegel für Kinder: Höherer medianer Zuckergehalt als bei allen anderen Müsliriegeln (2020)
  • Nudelsoßen für Kinder: Höchster medianer Zuckergehalt unter den Nudelsoßen (2021)
  • Panierte, vorgegarte Geflügelprodukte mit Kinderoptik: Höherer medianer Energie- und Fettgehalt als bei den meisten vergleichbaren Produkten (2020)
  • Kinder-Salami: Höherer medianer Energie- und Fettgehalt als bei allen anderen (außer Snack-Salami) (2020)
  • Reguläre Erfrischungsgetränke mit Kinderoptik: Höherer medianer Zuckergehalt als bei vergleichbaren Produkten (2022)

Bundesminister Özdemir: «Fertigprodukte für Kinder und Erwachsene müssen gesünder werden. Wer viel davon isst, erhöht sein Risiko für schwerwiegende Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Adipositas. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern. Mir ist wichtig, dass nun zügig wissenschaftlich fundierte Reduktionziele entwickelt werden.»

Wie hoch die Reduktionsziele in den Lebensmittelgruppen ausfallen können, soll auf Basis eines vom MRI koordinierten Beteiligungsprozesses ermittelt werden. Mit Experten aus der Forschung soll zunächst eine Methodik zur Ableitung von wissenschaftlich fundierten und auf Zielgruppen abgestimmte Reduktionsziele entwickelt werden. Anschließend werden möglichst konkrete Reduktionsziele erarbeitet.

Sonderbericht zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie

Hier die Zusammenfassung des Sonderberichts zu Produkten mit Kinderoptik sowie Informationen zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten. Die ausführlichen Ergebnisse stellt das MRI auf seiner Homepage zur Verfügung (Foto: pixabay.com).

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