Dienstag, 16. Juli 2024

Lantmännen Unibake: erweitert Kapazitäten in Zentraleuropa

Bremerhaven. (eb) Um die Präsenz in Europa zu stärken, die Kapazitäten zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, bewertete Lantmännen Unibake 2019 die Effizienz seiner Bäckereien neu und beschloss, Produktionswerke in Poznan (Polen), Viborg (Dänemark) und Budapest (Ungarn) zu schließen. So lautete die Mitteilung aus Kopenhagen von Oktober 2019, bevor die kurz- und langfristigen Folgen der Corona-Pandemie die europäischen Märkte erreichte und veränderte.

  • Im Juni 2020 expandierte Lantmännen Unibake Norwegen (LUN) durch den Erwerb der French Bakery Company AS bei Drammen. Die Akquisition des hochmodernen Werks und Übernahme der Mitarbeitenden eröffnete nicht nur neue Möglichkeiten im norwegischen Foodservice und Einzelhandel. Das durch den Erwerb möglich gewordene Insourcing unterstützte zudem die Konzentration der Bäckereigruppe auf ihre Kernmärkte und die nachhaltige Produktion. Eine der Lehren aus der Pandemie war/ist, dass Lieferwege nicht zu lang sein dürfen. Die LUN-Geschäftstätigkeit mag auf den ersten Blick nichts mit den anderen Produktionswerken vor allem im Norden und Nordosten zu tun haben. Andererseits ist Lantmännen Unibake nicht das einzige Unternehmen, das Lieferwege lieber heute als morgen verkürzen will.
  • Im Januar 2021 meldete Lantmännen Unibake Polen (LUP) die Erweiterung des Werks Nowa Sól. Insgesamt sollten 40 Millionen Euro verbaut und 30 bis 40 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Nowa Sól liegt 120 Kilometer südwestlich von Poznan und nur 90 Kilometer östlich des Grenzübergangs Forst/Lausitz. Insgesamt zählt LUP um die 450 Mitarbeitende und trägt per Anno mit Backwaren im Wert von gut 65 Millionen Euro zum Gruppenausstoß bei.
  • Februar 2021 avisierte die Backwarengruppe Investitionen für Finnland und das Baltikum. Wobei die stärkere Präsenz im Segment Frischbackwaren auf dem Programm stand. In Finnland und dem Baltikum sollen dies nun neue Hochgeschwindigkeitslinien garantieren. Andererseits hatte der Schritt eine Konsolidierung der Produktion unter den finnischen, litauischen und estnischen Bäckereien zur Folge. Der stärkste Konkurrent im Norden, die finnische Fazer-Gruppe, aber auch die finnische Paulig-Gruppe, wussten darauf zu reagieren. Soweit das nachzuvollziehen ist, gehörten zur Neuordnung in Finnland und dem Baltikum die Schließung der Lantmännen-Bäckereien in Kotka (Finnland) und Riga (Lettland). Paulig wiederum stärkte sein Baltikum-Geschäft über Tallinn (Estland) und Fazer ordnete im Wesentlichen vorhandene Kapazitäten neu, nachdem das Russland-Geschäft weggefallen war.

Angesichts dieser Investitionen ist schwer zu schätzen, wie viele Werke und Beschäftigte die Gruppe mit Zentrale in Kopenhagen (DK) aktuell zählt. Jedenfalls kommt Lantmännen Unibake International heute auf «gut 30 Produktionen in 13 Ländern» und gehört damit zu den größten Bäckereigruppen Europas. Seine Backwaren für den Einzelhandel und den Foodservice exportiert die Gruppe in 60 Märkte weltweit. Die Backwarengruppe ist ein Unternehmen der schwedischen Lantmännen-Gruppe mit Zentrale in Stockholm. Die genossenschaftlich organisierte Gruppe befindet sich im Besitz von rund 18’000 Landwirten.

Lantmännens Backwarengeschäft in Zentraleuropa

Ende 2016 kaufte Lantmännen Unibake die rumänische Frozen Bakery Products SA. Spezialisiert auf Hamburgerbrötchen, gehörte die Großbäckerei mit Sitz in Bukarest bis dato zur österreichischen GoodMills-Gruppe. Das Vertriebsgebiet der – neu – Lantmannen Unibake Romania SA erstreckt sich auf Rumänien sowie umliegende Regionen. 2016 zählte die Bäckerei 80 Mitarbeitende. Heute sind es um die 135 Beschäftigte. Das sagte im Mai dieses Jahrs der geschäftsführende Direktor Viorel Ognean.

Um eine bedeutende Rolle auf dem zentraleuropäischen Markt für Brot und Gebäck zu spielen, reicht das natürlich nicht. Denn wie wir spätestens seit Januar 2023 wissen, hat die mexikanische Grupo Bimbo ihr Europageschäft mit dem Erwerb der rumänischen Großbäckerei Vel Pitar SA gestärkt. Wobei die Vel Pitar Gruppe, bis dato ein Unternehmen des US-amerikanischen Investmentfonds Broadhurst, auf ihrer Homepage ungefähr 2’500 Mitarbeitende ausweist – und zu den modernsten ihrer Branche zählt.

Jedenfalls will Lantmännen Unibake Romania (LUR) jetzt mit einer Fülle von Investitionen das Portfolio erweitern und seine Präsenz im rumänischen Einzelhandel und Foodservice stärken. Zunächst soll das vorhandene Werk modernisiert werden. Dazu gehören etwa die Automatisierung der Verpackungslinien, eine Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung sowie ein System zur Wärmerückgewinnung. Eines der spannendsten Projekte am Horizont sei aber eine brandneue, hochmoderne Bäckerei mit noch mehr Produktionslinien, die in den nächsten Jahren installiert werde. Die geplante Gesamtinvestition stelle die Schaffung von mehr als 300 Arbeitsplätzen in Aussicht, heißt es aus Rumänien.

Dazu passt, dass die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im September dieses Jahrs ein langfristiges Darlehen von 90 Millionen Euro bewilligt hat – zur Unterstützung der Expansion des Unternehmens durch Investitionen in eine neue, hochmoderne Bäckerei in Rumänien (EBRD | PSD 54683). Ziel des Projekts ist die Unterstützung von Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz am neuen Produktionsstandort sowie die Entwicklung des Humankapitals durch ein akkreditiertes Ausbildungs- und Praktikantenprogramm. Im Rahmen einer «Inclusive Quality» werde das Projekt die Entwicklung des Humankapitals durch ein staatlich anerkanntes Programm für berufsbezogenes Lernen unterstützen, das gemeinsam mit einer lokalen Berufsbildungseinrichtung technische Produktionskenntnisse vermittelt – heißt es in der EBRD-Beschreibung, die natürlich nicht unerwähnt lässt, dass dies nicht die erste Zusammenarbeit zwischen der Lantmännen Gruppe (inklusive Bäckereisparte) und der EBRD ist.

Lantmännen Unibake Germany (LUG) setzt sich heute im Wesentlichen zusammen aus einer Handelsgesellschaft mit Sitz in Bremen sowie dem Werk Harrislee bei Flensburg.