Potsdam. (hpi) Angesichts wachsender Bedrohungen durch zunehmende Kriminalität im Internet und kriegsartiger Handlungen im digitalen Raum wird das Hasso-Plattner-Institut (HPI) am 26. Oktober einen neuen kostenlosen Onlinekurs aufnehmen. Er trägt den Titel «Tatort Internet: Edition 2022» und ist die aktualisierte Neuauflage eines zwei Jahre alten Angebots. Für den sechswöchigen Kurs in deutscher Sprache können sich Interessierten schon jetzt auf der offenen Lernplattform openHPI anmelden.
Geleitet wird der neuste «Tatort Internet»-Kurs von HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Unterstützt wird er dabei von vier Doktoranden seiner Forschungsgruppe IT-Sicherheit im Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme. Die Wissenschaftler wollen Nutzerinnen und Nutzern des Netzes der Netze helfen, erste wichtige Schritte auf dem Feld der Internetsicherheit zu tun. «Wir werden die Teilnehmenden in grundlegende Konzepte, Begriffe und Ideen einführen und einfach verständliche Erläuterungen geben, da wir kein technisches Hintergrundwissen voraussetzen», verspricht Meinel.
So soll es zum Beispiel darum gehen, wie man sichere Passwörter auswählt und einsetzt. Aber auch Schritte in eine passwortlose Zukunft werden im Kurs aufgezeigt – etwa anhand des FIDO-Standards (Fast Identity Online), wie er im neusten iPhone-Betriebssystem iOS16 von Apple zum Einsatz kommt. «Generell wollen wir zeigen, worauf jede und jeder achten muss, um den häufigsten Gefahren bei Nutzung des Internets aus dem Weg zu gehen«», ergänzt Doktorand Daniel Köhler, einer der Kursbetreuer.
Aktuelle Beispiele: Dateneinbruch bei Uber, Sicherheitslücke in Windows Teams
Dabei sollen auch viel beachtete aktuelle Sicherheitsvorfälle zur Sprache kommen, etwa der Einbruch ins Netzwerk des Fahrdienstvermittlers Uber Mitte September, zu dem sich ein 18-jähriger Hacker aus den USA bekannte, oder die jüngst entdeckte Sicherheitslücke in der häufig verwendeten Software Windows Teams, durch die Angreifer die Microsoft-Dienste der Nutzer abgreifen können. Beispielhaft wollen die Kursleiter zudem zeigen, wie durch Cyberangriffe etwa schon Krankenhäuser lahmgelegt worden sind – wie jüngst in der Nähe der französischen Hauptstadt Paris.
«Wer einen Betrieb lenkt, sollte wissen, wie wichtige Geschäftsdaten von Firmenservern abfließen können oder wie Hacker so genannte Ransomware einzuschmuggeln versuchen, die Festplatten verschlüsselt und die IT-Nutzung unmöglich macht», betont der HPI-Direktor. Und verweist auf eine aktuelle Bitkom-Umfrage, wonach nur 54 Prozent der deutschen Unternehmen über einen Notfallplan mit geregelten Abläufen und Ad-hoc-Maßnahmen für den Fall von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage verfügen.
«Schutz der kritischen Infrastruktur laufend der Bedrohung anpassen»
Nach Meinels Beobachtung hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine das Bewusstsein für die Bedrohung vor allem der kritischen Infrastruktur allgemein erhöht. «In der angespannten Situation ist es unerlässlich, dass Unternehmen, Organisationen und Behörden ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen der gegebenen Bedrohungslage anpassen, wie sie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) laufend bewertet», mahnt der Informatikwissenschaftler und Cybersicherheits-Experte.
In diesem Zusammenhang erinnert Meinel daran, dass das BSI bereits Mitte März vor dem Einsatz von Virenschutzprodukten des russischen Herstellers Kaspersky warnte. Nach jüngsten Untersuchungen transferierten deutsche Unternehmen praktisch keine personenbezogenen Daten mehr nach Russland, um sie dort von externen Dienstleistern verarbeiten zu lassen, sagt der IT-Sicherheitsexperte.
Für die Teilnehmenden kalkuliert Meinel drei bis fünf Stunden Aufwand pro Kurswoche. Neben Lehrvideos, Selbsttests, Hausaufgaben und Prüfungen bietet openHPI auch wieder einen begleitenden Podcast an. Im Kursforum können Lernende und Lehrende sich intensiv über den Stoff austauschen. Der Kurs ist kostenlos. Legen Sie sich einfach ein Benutzerkonto auf openHPI an und nehmen Sie am Kurs teil.
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