Dienstag, 16. Juli 2024

Beschaffungsprobleme: Welche Branche kann sich davon abkoppeln?

Bremerhaven. (eb) Es ist nicht mehr möglich, die Probleme der Welt vor der Tür zu lassen und uns das Gefühl zu geben, wir hätten alles im Griff. Spätestens seit Covid-19, begünstigt durch einen zunehmenden Klimawandel, und nicht zuletzt durch die weltweiten Auswirkungen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine, müssen wir uns in »Neuland« vorwagen. Die Zeitenwende hat viele Gesichter und Strömungen. Machtzentren wollen sich neu formieren. Ernteerträge werden als Waffen genutzt. Warenströme geraten vom Kurs ab. Die Globalisierung ist nicht mehr die allumfassende Antwort auf betriebswirtschaftliche Fragen. Risiken und Chancen müssen neu bewertet werden in einer multilateralen Welt, die sich möglichst gemeinsam dem zunehmenden Klimawandel zu stellen hat.

Diese Großwetterlage dringt spürbar in jeden Lebensbereich vor. Unangenehme Fragen tauchen auf und lassen nachvollziehen, weshalb die alte Bundesregierung so lange bemüht war, die Probleme der Welt draußen vor der Tür zu lassen. Andererseits stellt sich die Frage, weshalb wir, bislang jedenfalls, nicht besser für die Generationen nach uns vorgesorgt haben. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die alte Welt kommt nicht wieder. Neue Gewissheiten deuten sich an.

Neue Gewissheiten deuten sich an

Der gesellschaftliche Diskurs darüber verläuft natürlich nicht homogen. Auch die Schlussfolgerungen, die einzelne Regionen aus der Pandemie und deren Bewältigung ziehen, sind je nach Wertesystem verschieden. Entsprechend unterschiedlich sind deren Aussagen und Auswirkungen. Unter dem Strich ergibt sich daraus eine partielle Orientierungslosigkeit, die sich natürlich auch in dem Knäuel niederschlägt, das einmal ein gut sortiertes Lieferkettensystem war.

Hier sind wir wieder bei der eingangs erwähnten Globalisierung und der Einsicht, die Chancen bislang zu rosig und die Risiken zu unbekümmert betrachtet zu haben. Mit der Globalisierung wurde zugleich das Konsumverhalten über Generationen in eine Richtung gelenkt, die unserer Welt auf Dauer nicht gut tut. Nichts gegen Weltoffenheit. Doch unsere Perle scheint so ziemlich einzigartig zu sein und es gibt keine Alternative: Wir müssen Lösungen finden und jeden Stein einzeln umdrehen auf dem Weg, unseren Kindern einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Zuversicht ist ein guter Ratgeber

Zurück zu den Lieferketten, die derzeit eher schlecht als recht funktionieren. Es wird Jahre dauern, bis sich die Warenströme normalisiert haben – jedenfalls nicht so verunsichert sind wie gegenwärtig. Die Welt verändert sich und bringt neben Krieg, Waldbränden und Überschwemmungen zum Beispiel auch neue Anbaugebiete, an die bislang nur kaum jemand denkt. Traditionelle Herstellungsverfahren werden sich an ihrer Umweltverträglichkeit messen lassen müssen. Innovative Konzepte wie vertikale Landwirtschaft und im Bioreaktor kultiviertes Fleisch werden wichtige Stützen der Lebensmittelversorgung sein. Dagegen wird Deutschland mit seiner Bullerbü-Romantik langfristig kaum etwas ausrichten können. Wir schaffen das und werden in zehn Jahren ganz anders auf die gerade begonnene Zeitenwende blicken.

Zunächst gilt es einen Innovationsstau abzuarbeiten. Doch während sich die großen Linien leicht ziehen lassen, sorgt das Tagesgeschäft nicht nur für Zuversicht. Der Fachkräftemangel ist soweit fortgeschritten, dass sich Arbeitsmarkt und Inflation weitgehend entkoppelt haben. Verschleppte Entscheidungen auf bundesdeutscher und europäischer Ebene, die aktuell viel Geld kosten. Investitionen in die Zukunft, die immer noch zu zögerlich ausfallen. Unter dem Strich erzeugt das Reibungen, die sich – unter anderem – über stark schwankende Preise auf allen Ebenen entladen. Welche Branche kann sich davon abkoppeln?

Die Globalisierung wirkt bis in jedes Rohstofflager

Diese Entwicklungen, die bis ins Rohstofflager einer jeden Bäckerei wirken, treiben auch die Lieferanten um, die im Backzutatenverband Berlin/Wien (BZV) organisiert sind. Über das Wissensforum Backwaren wollen sich die Unternehmen vergewissern, ob und wie den backenden Betrieben die komplexe Dynamik bewusst ist. Herausgekommen ist ein lesenswertes «backwaren aktuell spezial», in dem ausgewiesene Fachleute aktuelle Beschaffungsprobleme et cetera ausführlich darlegen (Foto: pixabay.com).