Berlin. (ovid) Jeder Tropfen zählt. Bundestagsabgeordnete von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und CDU/CSU diskutierten auf Einladung des Ovid Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie das Für und Wider von Biokraftstoffen aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Rapssaaten. Anlass für den Austausch waren aktuelle Pläne mehrerer Bundesministerien, die Obergrenze für Biokraftstoffe der ersten Generation, das heißt Biodiesel und Bioethanol, bis 2030 auf 0,0 Prozent abzusenken.
«Eine Abschaffung von Biokraftstoffen würde zu einer massiven Erhöhung der CO2-Emissionen um 13 Millionen Tonnen im Verkehr führen – ein herber Rückschlag für das Klima», sagt Ovid-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld. «Wichtige Herzensangelegenheiten der Bundesregierung würden damit konterkariert: Sanktionen gegen russisches Erdöl, nachhaltige Mobilität, Versorgung mit heimischen Pflanzenproteinen, Entwicklung alternativer Eiweißquellen für pflanzliche Lebensmittel, Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft, Arbeitsplätze im ländlichen Raum und strukturschwachen Gebieten.»
Mit einem Impuls zur Studie «Das von Teilen der Bundesregierung geplante Ende der Biokraftstoffproduktion schadet dem Regenwald und der Sicherung von Energie und Nahrung» brachte sich Hans-Josef Fell, Präsident des Think-Tanks Energy Watch Group, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Mitbegründer des EEG, aktiv in die Debatte ein: «Biokraftstoffe, wenn sie nachhaltig angebaut werden, sind als heimische Energie unverzichtbar zur sofortigen Beendigung der russischen Energielieferungen und für den Klimaschutz. Die Lebensmittelversorgung bleibt auch mit Biokraftstoffen aufrecht, wenn endlich die massive Lebensmittelverschwendung beendet und eine Reduktion des Fleischverzehrs erfolgreich wird. Zudem produzieren Pflanzen für die Biokraftstoffe auch Eiweiß für die Ernährung, weshalb die Teller-Tank Diskussion irreführend ist.»
Ein Arbeitspapier des Bundesumweltministeriums enthält Faktoren, mit denen real eingesparte CO2-Emissionen rechnerisch vervielfacht werden, um bilanziell höhere Klimaschutzziele vorweisen zu können. Ovid-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld sieht darin einen Versuch, verschiedene Konzepte erneuerbarer und klimafreundlicher Mobilität gegeneinander auszuspielen und hält fest: «Luftbuchungen und Vielfach-Anrechnungen leisten keinen zusätzlichen Klimaschutz! E-Mobilität, E-Fuels, Biokraftstoffe stehen nicht konträr, sondern komplementär zueinander. Alle zusammen helfen sie, Klimaschutz im Verkehr voranzutreiben und in der gegenwärtigen Situation zählt jeder Tropfen Biokraftstoff.»
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