Dienstag, 16. Juli 2024

Harry Brot: meldet stabile Entwicklung auf breiter Basis

Schenefeld. (eb) Zehn Produktionsstandorte in Deutschland, 39 Vertriebsstellen in den Gebieten Nord, Mitte, West, Nord-Ost und Süd-Ost, 4.775 Mitarbeitende sowie eine Entwicklung, die auf Wachstum angelegt ist. Allein von 2010 bis 2020 steigerte die Harry-Brot GmbH ihren Umsatz von 669 Millionen Euro auf 1’031 Millionen Euro deutlich. 2021 wird das Ziel kein anders sein, auch wenn sich die Schwerpunkte mit Blick auf Covid-19 für Deutschlands größte Bäckereigruppe verschoben haben dürften.

In die Betrachtung sind die Töchter Backshop Tiefkühl GmbH, Backfactory GmbH, Harry-Brot Export International GmbH und erstmals die in 2019 gegründete Wittener Bäckerei GmbH mit einbezogen.

  • Die Harry-Brot GmbH erzeugt Brot und Gebäck an zehn Standorten in Deutschland. Über eigene Vertriebsstellen und externe Lagerflächen beliefern die Großbäcker täglich die Filialen der Kunden im Lebensmittel- Einzelhandel und deren Zentralläger. Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit ist der deutsche Brotmarkt. Darüber hinaus werden auch Kunden im europäischen Ausland beliefert.
  • Die Wittener Bäckerei GmbH produziert am Standort Witten Backwaren exklusiv für Harry-Brot.
  • Die Harry-Brot Export International GmbH liefert Tiefkühl-Backwaren an Handelskunden in den Vereinigten Staaten.
  • Die Backshop Tiefkühl GmbH vertreibt weltweit Tiefkühl-Produkte für Großverbraucher, Großhändler und Industrie. Hierzu betreibt Backshop ein eigenes Tiefkühllager bei Halle an der Saale. Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit ist der bundesdeutsche Markt.
  • Die Backfactory GmbH betreibt in Deutschland rund 90 Filialen sowohl in Eigenregie als auch im Franchise-Modell. In den Filialen wird eine abwechslungsreiche Auswahl an Backwaren, warmen und kalten Snacks und Kaffeespezialitäten angeboten.
  • Noch nicht so richtig auf dem Schirm haben die Großbäcker ihre jüngste Entwicklung: das Gastronomiekonzept UpperGreen. Das kann daran liegen, dass die systematisierte Dönerbude der Zukunft kurz nach Initalzündung Ende 2019 / Anfang 2020 durch Covid-19 jäh ausgebremst wurde. Ebenso wahrscheinlich ist, dass UpperGreen nicht auf dem Harry-Schirm erscheint, weil das systematisierte Döner-Konzept eine Marke der Backfactory GmbH ist.

Jedenfalls war nach Ausbreitung von SARS-CoV-2 schnell klar, dass sich die Gewichte sukzessive verschieben müssen analog zum Pandemie-Verlauf. Es liegt auf der Hand, dass Backfactory mit seinen rund 90 Filialen derzeit keinen glänzenden Lauf hat, doch auf eine starke Muttergesellschaft bauen kann. Ähnlich sieht es im Backwarenhandel aus. Man braucht sich nur vorzustellen wie das ist, wenn Gastronomie, Foodservice und andere Großverbraucher plötzlich vom Lockdown verschluckt sind und kaum noch jemand da ist, mit dem sich Geschäfte machen ließen. Glücklicherweise setzte die globale Foodservice-Branche schnell wieder zur Erholung an und es gibt Marktteilnehmer, die sehen heute schon das Niveau von 2019 erreicht. Doch von März 2020 bis März 2021 gab es bestimmt auch kritische Momente, in denen andere Marktteilnehmer lernen mussten, sich anders zu orientieren. Kurzum: Der Harry-Brot Export International wird schnell wieder Chancen gesehen haben. Während sich die Backshop Tiefkühl GmbH vielleicht erst umgucken musste, um dann Wege abseits der Routine zu finden.

Harry-Bäcker können von bekannten Trends profitieren

Währenddessen profitierten und profitieren die Harry-Bäcker von bekannten Trends. Das äußert sich zum Beispiel in einer kleinen Meldung von April 2020, nach der die Großbäcker wieder zu einer «gewissen Normalität» zurück fanden – nach den bekannten Hamsterkäufen. Andererseits haben heute unter hygienischen Gesichtspunkten verpacktes Brot und Gebäck einen anderen Stellenwert als vor der Pandemie. Hinzu kommt der bekannte Trend zum One-Stop-Shopping, der sich unter dem Eindruck von Covid-19 weiter verstärkte. Kurzum: Harry Brot wird einerseits die Umsatzziele schneller erreichen als gedacht. Andererseits muss die Muttergesellschaft Töchter durch die Pandemie lotsen, die derzeit ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen können. Oder sachlich formuliert: Zwischen Harry-Brot und den Töchtern Backshop und Backfactory bestehen Beherrschungs- und Ergebnisabführungsverträge. Das aus der Verpflichtung zur Verlustübernahme bestehende Risiko ist durch ein Beteiligungscontrolling abgesichert.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von SARS-CoV-2 konnte die Gruppe im ersten Quartal 2020 noch nicht abschließend überblicken und bewerten, lesen wir im Kommentar zum Jahresabschluss 2019. Wie andere Unternehmen auch hat Harry-Brot im Rahmen des Krisenmanagements schnelle und umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden und zur Verhinderung von Ansteckungsketten ergriffen. Ein größerer Ausfall von Beschäftigten konnte bislang verhindert werden. Die Nachfrage nach SB-verpacktem Brot im Einzelhandel ist, wie erwähnt, sprunghaft gestiegen. Darüber hinaus erwarteten die Großbäcker perspektivisch einen höheren Grundbedarf in diesem Segment aufgrund des größeren Konsums zu Hause. Harry-Brot schöpfte und schöpft alle verfügbaren Kapazitäten aus, um die Versorgung zu gewährleisten.

Zu Beginn der Pandemie hatte Backfactory zum Schutz der Mitarbeitenden und deren Kunden den Betrieb der eigenen Filialen vorübergehend eingestellt. Der Großteil der Franchisepartner war dem gefolgt. Im zurückliegenden Jahr orientierten sich weitere Schließungen, begrenzte Öffnungen, regionale Besonderheiten und, und am sich stetig ändernden Pandemie- Verlauf. Die bekannten Einschränkungen führten und führen selbstverständlich zu Umsatzverlusten. Andererseits gehört Backfactory (zumindest in Bremerhaven …) zu den Unternehmen, die Kunden unter spezifischen Auflagen weiterhin bedienen.

Backshop hat aufgrund eines hohen Umsatzanteils im Foodservice ebenfalls sinkende Umsätze durch Covid-19 zu verzeichnen. Drohende Zahlungsausfälle aufgrund von Kundeninsolvenzen sind im Wesentlichen durch Versicherungen oder Bürgschaften gedeckt. Weitere Schützenhilfe leistet die Konzernmutter. Darüber hinaus arbeiten die Backwarenhändler intensiv an neuen Serviceleistungen.

Breit aufgestellte Geschäftsmodelle können Marktverschiebungen kompensieren

Für 2020 strebte Harry-Brot jedenfalls trotz veränderter Rahmenbedingungen insgesamt eine stabile Geschäftsentwicklung im Konzern an und wurde nicht enttäuscht. Die breit aufgestellten Geschäftsmodelle innerhalb des Konzerns konnten und können die Marktverschiebungen kompensieren. Die Länge der Pandemie und die daraus resultierenden gesamtwirtschaftlichen Folgen konnte Harry-Brot im ersten Quartal 2020 natürlich noch nicht einschätzen. Gleichwohl ging die Gruppe für das Geschäftsjahr 2020 von einem gegenüber dem Vorjahr vergleichbaren Ergebnis aus. Eine Prognose, die die Harry-Bäcker wie eingangs erwähnt übertrafen. Auf eine Prognose für die Folgejahre verzichtet der Konzern hingegen. Seine Geschäftsmodelle wird er am weiteren Verlauf der Pandemie ausrichten – und dabei mit einbeziehen, dass der globale Export-Motor schon längst wieder ordentlich brummt (Foto: Backfactory).