Sonntag, 1. September 2024
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Schwungvoll: Lebensmittelbranche «brummt» in Mexiko

Mexiko Stadt / MX. (gtai) Trotz der Freihandelsdebatte setzt die mexikanische Nahrungsmittelbranche 2018 sowohl im In- als auch im Ausland mehr Waren ab, Ausländische Direktinvestitionen in dem Sektor bleiben auf hohen Niveau – berichtet Germany Trade + Invest (GTAI) in einem Marktüberblick wie folgt.

Die Nahrungsmittelindustrie setzt ihren Expansionskurs fort, sowohl im In- als auch im Ausland können mexikanische Produzenten mehr Waren absetzen. Der Inlandskonsum an Nahrungsmitteln steigt 2018 BMI Research zufolge um 7,7 Prozent auf 95 Milliarden US-Dollar (US-Dollar). Deutsche Anbieter von Druck- und Verpackungsmaschinen berichten für die ersten sechs Monate 2018 von einer überaus schwungvollen Auftragslage, die das bereits gute erste Halbjahr 2017 übersteigt.

USA und Mexiko legen Nafta-Streit bei

Risiken bestehen durch neue Handelsbarrieren. Anfang Juni 2018 führte Mexiko Strafzölle auf Schweinefleisch und weitere Produkte aus den USA ein. Diese können die Produktionskosten mexikanischer Verarbeiter erhöhen. Die Einführung war eine Reaktion auf US-amerikanische Zölle auf Stahl und Aluminium. Ende August legten die USA und Mexiko ihren Streit zum nordamerikanischen Handelsabkommen Nafta jedoch weitgehend bei und wollen auch Kanada mit ins Boot holen. Ob dies gelingt, oder ob die Verhandlungen auf ein bilaterales Abkommen zwischen Mexiko und den USA hinauslaufen, war zum Redaktionsschluss Anfang September noch nicht abzusehen.

Produktion der mexikanischen Nahrungsmittelindustrie nach ausgewählten Produkten

Angaben in 1.000 Tonnen – Veränderung in Prozent)

Produkt 2016 2017 Q1/2018 Änderung 2018/2017 *)
Weizenmehl 3.162,3 3.232,3 853,4 8,3
Maismehl 2.507,9 2.507,0 623,6 0,9
Frühstückscerealien 182,4 180,8 45,7 1,5
Schokolade in Tafeln 23,9 26,5 6,2 2,7
Kaugummi 81,4 82,6 20,6 -0,4
Hühnerfleisch 213,6 195,6 49,7 0,7
Pasta für Suppen 349,6 389,7 75,1 -21,1
Chilischoten in Konserven 340,1 307,8 63,2 -9,7
Süße Kekse 571,3 576,1 148,0 1,1
Thunfisch (eingemacht) 180,2 184,6 48,2 7,2
Soßen 161,3 174,1 45,7 9,6
Löslicher Kaffee 52,4 50,0 13,0 2,3
Schweinefleisch 358,1 374,3 107,8 15,2
Rindfleisch 32,2 31,8 7,4 -0,7
Gesamt 8.216,8 8.313,2 2.107,7 3,4

*) jeweils Januar bis März, Abweichungen durch Rundungen – Quelle: Statistikamt Inegi

Der trotz der Freihandelsdebatte positive Marktausblick für 2018 spiegelt sich in guten Produktionszahlen wider. Im Jahr 2017 nahm die Fertigung ausgewählter Produktkategorien laut dem Statistikamt Inegi zwar nur um gut 1 Prozent zu, das Plus des ersten Quartals 2018 von 3,4 Prozent deutet aber eine Beschleunigung an. Besonders stark war der Zuwachs bislang bei Schweinefleisch, Soßen und Weizenmehl.

Größte Nahrungsmittel- und Getränkeproduzenten in Mexiko

(Umsatz in Mexiko in Milliarden US-Dollar) 1)

Unternehmen (Herkunftsland) Umsatz 2017 Hauptsegment
Grupo Bimbo (Mexiko) 14,1 Backwaren
Coca-Cola Femsa (Mexiko) 10,8 Erfrischungsgetränke
Arca Continental (Mexiko) 7,4 Erfrischungsgetränke
Sigma Alimentos (Mexiko) 6,0 Gekühlte Lebensmittel
Grupo Modelo (Mexiko) 2) 4,0 Bier
Gruma (Mexiko) 3,7 Tortillas und Maismehl
Pepsico de México (USA) 3,6 Erfrischungsgetränke
Cervecería Cuauhtémoc Moctezuma (Mexiko) 3) 3,4 Bier
Grupo Lala (Mexiko) 3,3 Milchprodukte
Industrias Bachoco (Mexiko) 3,1 Hühnerfleisch und -eier (Aufzucht und Verarbeitung)
Grupo Nestlé de México (Schweiz) 2,8 Unter anderem Zerealien, Kaffee, Speiseeis, Süßwaren
SuKarne (Mexiko) 2,5 Rindfleisch (Aufzucht und Verarbeitung)
Jose Cuervo (Mexiko) 1,4 Spirituosen
Mondeléz (USA) 1,4 Süßwaren
Pilgrim´s Pride México (USA) 1,3 Hühnerfleisch und -eier
Danone México (Frankreich) 1,2 Milchprodukte

1) 1 US-Dollar = 18,953 MXN (Durchschnitt 2017); 2) Tochterfirma von Anheuser-Busch InBev; 3) Tochterfirma von Heineken – Quelle Wirtschaftsmagazin Expansión

Getränkeabfüller profitieren vom Auslandsgeschäft

Angetrieben von den Exporten zeigt sich die Getränkebranche 2018 zuversichtlich. Prognosen gehen davon aus, dass der Absatz alkoholfreier Getränke um 5,5 Prozent zunimmt, derjenige von alkoholischen Getränken um 6,4 Prozent. Mexiko ist mittlerweile viertgrößter Bierhersteller der Welt und größter Exporteur. Die Produktion lag 2017 bei rund 110 Millionen Hektolitern (hl). Während Industriebiere wie León, Corona und Modelo den Markt dominieren, gewinnen auch kleine Marken an Bedeutung. Die Mikrobrauereien hatten 2010 einen Ausstoß von 10.600 Hektoliter; 2017 lag er bei 166.000 Hektoliter.

Tequila kann dank des Auslandsgeschäfts ebenfalls eine gute Entwicklung erzielen. Bei alkoholfreien Getränken wie Cola und Limonaden sind die Zuwächse jedoch geringer. Eine bewusstere Ernährung der Mexikaner und die Konkurrenz durch andere Getränke, beispielsweise hochwertige Mineralwasser, beschränken das Wachstumspotenzial.

Produktion der mexikanischen Getränkeindustrie nach ausgewählten Produkten

(in Millionen Hektoliter; Veränderung in Prozent) 1)

Getränk 2016 2017 Q1/2018 Änderung 2018/2017 2)
Cola-Getränke 134,0 133,2 30,1 0,7
Bier 104,8 109,9 28,5 15,2
Limonaden (ohne Cola) 55,2 56,0 12,7 1,2
Filtriertes Wasser (abgefüllt, ohne Kohlensäure) 80,3 82,7 18,5 3,4
Energy-Drinks und Sportgetränke 4,2 4,3 1,1 1,4
Säfte und Nektar 10,3 10,9 2,5 -8,9
Tequila 2,0 2,2 0,5 9,9
Gesamt 390,8 399,3 93,8 5,1

1) 1 Hektoliter = 100 Liter; 2) jeweils Januar bis März, Abweichungen durch Rundungen – Quelle Statistikamt Inegi

Mexiko ist durch die Präsens von Branchengrößen wie Femsa, Heineken (Cervecería Cuauhtémoc Moctezuma) und Anheuser-Busch InBev (Grupo Modelo) im internationalen Vergleich sehr stark in der Getränkeproduktion. Die Branche greift in der Herstellung zum größten Teil auf nationale Produkte zurück und kann unter dem derzeit schwachen Peso-Kurs ihre Waren in US-Dollar berechnet günstiger anbieten. Im Jahr 2017 lag das Exportplus bei 26 Prozent. Besonders die Ausfuhren von Mineralwasser und dem wichtigen Biersegment zogen stark an.

Mexikanische Getränkeausfuhren (in Millionen US-Dollar)

HS-Code Getränk 2016 2017 Änderung *)
2201 Wasser, inklusive kohlensäurehaltiges 31,7 46,0 45,1
2202 Erfrischungsgetränke 317,0 370,6 16,9
2203 Bier 2.814,3 3.768,0 33,9
2208 Branntwein, Likör und andere alkoholhaltige Getränke 1.325,3 1.467,0 10,7
2204, 2205, 2206, 2207, 2209 Sonstige 10,7 11,8 10,1
22 Gesamt 4.499,1 5.663,6 25,9

*) Abweichung durch Rundungen – Quelle UN Comtrade

Neue Investitionen in der Nahrungs- und Getränkeindustrie

Ausländische Direktinvestitionen in die Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung bleiben trotz der Nafta-Debatte auf einem hohen Niveau. Im ersten Quartal 2018 flossen 298 Millionen US-Dollar in den Bereich Nahrungsmittel und 513 Millionen US-Dollar in Getränke. In den ersten drei Monaten des Vorjahres lagen die Werte bei 143 Millionen beziehungsweise 634 Millionen US-Dollar.

Constellation Brands gab im März 2018 bekannt, in den nächsten drei bis vier Jahren 900 Millionen US-Dollar in das Werk Ciudad Obregón (Bundesstaat Sonora) zu investieren. Dort werden unter anderem die Marken Corona und Modelo für den Export in die USA produziert. Der Ausstoß soll um 5 Millionen Hektoliter pro Jahr steigen. Bereits im Februar eröffnete Heineken ein Werk in Meoqui (Chihuahua) für rund 390 Millionen US-Dollar.

Ebenfalls im März weihte der Nudelhersteller La Moderna sein Werk in Cleburne (Texas) ein. Die erste Produktionsstätte des Unternehmens in den USA hat ein Investitionsvolumen von 50 Millionen US-Dollar. Auch die mexikanische Supermarktkette Chedraui verstärkt ihr US-Engagement: Für 300 Millionen US-Dollar kaufte sie Ende März die Lebensmittelkette Fiesta Mart (Foto: Grupo Bimbo).