Bielefeld. (biju) Auch Weltkonzerne haben mal klein angefangen. Nicht nur Ostwestfalen blickt in diesen Tagen auf Dr. August Oetker (1862-1918) zurück, der am 01. Januar 1891 die Aschoff’sche Apotheke in Bielefeld übernommen hatte. Am 12. Januar 1891 folgte die Konzession, lesen wir im Stadtarchiv. Während die von Oetker zunächst entwickelten Erzeugnisse klassische Apothekenprodukte waren, beschritt der Bäckerssohn aus dem schaumburgischen Obernkirchen mit seinen weiteren Experimenten insofern Neuland, als Backpulver zwar in den USA bereits für Bäckereien in größeren Verpackungseinheiten hergestellt und vertrieben wurde, nicht aber für Privathaushalte mit kleinen Abnahmemengen.
Also wurde in der Apotheke experimentiert, in einer nahen Bäckerei getestet, anschließend wieder verfeinert, bis Mitte 1893 eine optimale Mischung erreicht war. Oetker entwickelte sein cleveres Konzept aus verbesserter Haltbarkeit, angenehmem Geschmack und einer in Zehn-Pfennig-Tütchen (der Preis konnte 70 Jahre lang gehalten werden) portionierten «Gelingsicherheit», die zunächst die lokale Kundschaft überzeugte und dem jungen Unternehmen mit einem Quantum Kost eine enorme Gewinnspanne sicherte.
Das «Backin» war geboren: 9,6 Zentimeter hoch, 5,4 Zentimeter breit und gerade einmal 20 Gramm schwer war seine bahnbrechende Erfindung, die ihm unsterblichen Ruhm und der Stadt Bielefeld internationale Bekanntheit verleihen sollte. Das einfache Tütchen mit Backpulver, für den Hausgebrauch praktisch portioniert für exakt ein Pfund Mehl. 1903 ließ sich Oetker die Marke patentieren und verkaufte die kleinen Tütchen in bis dato unvorstellbaren Mengen. 1905 verließen schon rund 38 Millionen Päckchen verschiedenster Oetker-Produkte Bielefeld, bis 1912 wurde der Absatz auf 99 Millionen gesteigert, bis 1916 gar auf 235 Millionen.
Viele weitere interessante Details zu «125 Jahre Dr. Oetker» und dem Geheimnis des Backpulvers gibt es reich bebildert nachzulesen im Stadtarchiv Bielefeld (Bild: pixabay.com).
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