Dienstag, 16. Juli 2024

TTIP: Kein Bäckersterben durch Freihandelsabkommen

München. (liv) Die derzeitigen Verhandlungen um den Vertragsabschluss zum Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP werden in der Öffentlichkeit äußerst kontrovers diskutiert. Welchen Einfluss hätte ein solcher Vertrag auf unser tägliches Leben? Wird TTIP unsere Lebensmittelstandards aufweichen? Stehen künftig gentechnisch veränderte Lebensmittel auf unseren Speisekarten? Diese und viele andere Fragen standen im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung, zu der die Handwerkskammer für Mittelfranken Ende Juli eingeladen hatte. Hauptreferent war Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Mit auf dem Podium waren Konrad Ammon, Vorstandsmitglied des Deutschen Fleischerverbands und Dr. Wolfgang Filter, Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Bäckerhandwerk.

Schmidt wies darauf hin, dass Deutschland bereits 131 Handelsabkommen mit anderen Nationen abgeschlossen hat, aber bei keinem einzigen derart ängstlich und viel diskutiert wurde wie jetzt bei TTIP. «Deutschland ist in fast allen Branchen wettbewerbsfähig und diesen dürfen wir auch nicht scheuen», sagte der Minister.

Ammon und Filter blickten in ihren Korreferaten aus der Sicht der Ernährungshandwerke auf die laufenden Verhandlungen. Während jedoch die Fleischer als Worst-Case-Szenario eine Überschwemmung des europäischen Marktes mit amerikanischem Hormonfleisch nicht ausschließen wollten und den Preisdruck durch Billigfleisch aus den USA fürchteten, gab sich Filter in seinen Ausführungen sachbezogen. Ohne die Herausforderungen zu verkennen, die ein derartiges Abkommen in der heutigen Zeit an das Verhandlungsgeschick der verantwortlichen Politiker stellt, empfahl er den anwesenden Bäckern, auf die eigenen Kräfte zusetzen. Ein Abschotten der Märkte habe noch nie dauerhaft zum Überleben beigetragen.

Viel entscheidender sei, die Kunden mit Service, Kreativität und Innovationskraft an sich zu binden. Zudem sei es eine Illusion, anzunehmen, man könne 100 Prozent der Verbraucher erreichen. Es sei erwiesene Tatsache, dass es einen gewissen Anteil gibt, der noch nie in einem Fachgeschäft eingekauft hat und dies auch nie tun wird. Diesem Teil der Verbraucherschaft aus Angst vor Billiganbietern – ob aus dem Aus- oder Inland – mit niedrigen Preisen hinterher zu laufen und darüber sein eigenes Profil zu vergessen, führe in die Sackgasse. Filter setze mehr auf aktive Marktpolitik und gab Minister Schmidt mit auf den Weg, dass er hierbei das Bundesernährungsministerium und auch das Bayerische Ernährungsministerium gerne an seiner Seite hätte.