27. Bäko Workshop: lieferte Impulse für das Jahr

Weimar. (goe) Der Auftakt am Sonntag war schön, das Essen gut, die Vorträge spannend und eine schöne Einleitung für die kommenden Tage. Die Rede ist vom 27. Bäko Workshop, der vor wenigen Tagen in Weimar zu Ende ging. «In Weimar begegnet man auf jedem Schritt europäischer Kulturgeschichte. Dichter, Denker, Schlösser, Parks, Denkmale – die Liste des Erlebenswerten ist sehr lang. Mit dem exklusiven Privatkonzert von Jan Josef Liefers und seiner Band Radio Doria werden wir dieser Liste ein weiteres Kultur-Highlight hinzufügen», hatte Holger Knieling, geschäftsführender Vorstand der Bäko-Zentrale Süddeutschland, im Vorfeld versprochen – und eingelöst.

Auch oder gerade aus fachlicher Sicht wurde Einiges geboten. Namhafte Referenten standen zu ausgesuchten Themen auf der Bühne, präsentierten Wissenswertes aus der Branche, diskutierten praktische und wissenschaftliche Ansätze und zeigten neue Wege des unternehmenspolitischen Handelns auf. Kurzum: Der Workshop stand wieder ganz im Zeichen aktueller Herausforderungen der Bäckerbranche.

Nicht alle Highlights stehen im Programm

Wie soll man sich da nähern, wenn es so viel zu erzählen gibt? Zunächst der Hinweis auf die schöne neue Website des Bäko Workshops, wo es viele Details zum Programm und zu den Referenten zum Nachlesen gibt. Im neuen Workshop-Blog finden Interessenten zudem eine Ansicht der zentral gelegenen Weimarhalle, in dem der Workshop stattfand, sofern der Tross nicht auf Entdeckungstour war. Eine Innenansicht, die die schöne Aussicht ahnen lässt, gibt es irgendwo zwischen den folgenden Schnappschüssen.

Wird ein oder besser das (!) Kommunikations- Highlight der Branche Jahr für Jahr so intensiv beschrieben, vereinzelt auch abgetan, dann muss man sich eine andere Perspektive suchen. Jeder Teilnehmer erlebt den Workshop anders und nimmt andere Denkanstöße mit nach hause. Christine Klepsch und Bernd Ratzel aus Kronau sind jedes Jahr mit dabei. Also die «klassischen Workshop-Gänger», denen wir den nachfolgenden O-Ton zu verdanken haben. Neben einer ziemlich flotten Feder an sich zeigen die Fotos eine Vorliebe für ein weiteres Highlight des Bäko Workshops: Das Catering soll in diesem Jahr ausnehmend gut gewesen sein, der Kuchen himmlisch – und die Verkostung von Brot und Gebäck der österreichischen Bäckerei Kasses sehr sehr lecker. Doch nun zum O-Ton:

Wann hört man auf den Kopf, wann auf den Bauch?

Insgesamt war die Stimmung während des Bäko Workshops sehr gut und es war spürbar, dass der Druck auf die Bäcker der Vorjahre unter den bekannten Stichworten (Konkurrenz durch Discounter …) spürbar nachgelassen hat und sie der Zukunft wieder zuversichtlicher entgegen sehen. In den ersten beiden Vorträgen ging es zum Einen darum, dass wir unsere Unternehmen mit Rockbands vergleichen können, um daraus erfolgreiche Handlungsstrategien abzuleiten, und zum Anderen um die Daseinsberechtigung des «Bauchgefühls» (Intuition), und warum wir den Entscheidungen unseres Bauchs durchaus vertrauen können. Spannend, humorvoll und leichtfüßig vorgetragene Themen, aus denen man viel mitnehmen konnte.

Mitarbeiter finden und vor allem – halten!

Der Montag war ein gelungener Tag mit einem runden Programm. Begonnen hat er mit einem Vortrag über Zahlen, Daten und Fakten zum aktuellen Fachkräftemangel. Darauf aufbauend ging es um verschiedene Methoden, diesem Fachkräftemangel kompetent zu begegnen, und wie Unternehmen auch künftig noch gute Mitarbeiter finden können und vor allem – halten! Dr. Martin Klaffke hat in diesem Zusammenhang die Generation Y («Why») vorgestellt, so werden die Jahrgänge von 1981 bis 1995 bezeichnet. Die heutige Generation der Führungskräfte im Alter von 30 bis 40 arbeitet nicht mehr für Geld, denn Gehalt oder Boni sind keine Motivation. Eine faire Bezahlung ist Grundvoraussetzung. Die Motivation dagegen entsteht durch Lob, Betriebsklima und vor allem: Freiheiten, Wahlmöglichkeiten und Flexibilität.

Welchen Sinn macht es, bei Ihnen zu arbeiten?

Der letzte Vortrag nach der Mittagspause rundete das Thema sinnvoll ab – denn es ging um den «Sinn». Nicht nur die vorher genannten Freiheiten sind wichtig für die Motivation, sondern vor allem und hauptsächlich der «Sinn», sprich: Wie kann ich mit meiner Arbeit die Welt verändern? Es wurde dargestellt, wie wichtig es ist, dieses übergeordnete Ziel im Unternehmen zu kommunizieren, damit aus einzelnen Mitarbeitern ein echtes Team wird, das für «das große Ganze» arbeitet.

Das große Ganze kann zum Beispiel in der Frage münden: Wie kann ich mitwirken, dass die deutsche Brotkultur, seit Dezember 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, es vielleicht noch zum Weltkulturerbe bringt? Etwas tiefer gehängt kann die Frage lauten: Welche Möglichkeiten und Voraussetzungen muss ich einbringen, damit Deutschlands Bäcker das Kulturgut «deutsches Brot» erhalten können? Diese Fragen stellen sich nicht nur Bäcker, sondern die gesamte Branche.

Noch zu erwähnen: Dieses Jahr war definitiv einer der modernsten Bäko Workshops, den die Workshop-Teilnehmer bisher erleben durften. Zwischen den Vorträgen wurde passend zum Thema sogar ein Musikvideo von Deichkind gezeigt mit dem Song «Bück dich hoch». Das hat sehr gut zum Motto des diesjährigen Workshops gepasst: «Wir rocken die Branche»!

Stadtführung, üppiger Kuchen und JJ Liefers im Interview

Nach dem eindringlichen Sinn-Vortrag ging es zur Stadtführung. Diese war gelungen, hat die Teilnehmer mit vielen Informationen versorgt und ihnen die schöne Stadt Weimar gezeigt. Anekdoten über Goethes Leben in Weimar ließen die Führung nicht langweilig werden. Die Führung endete im Nationaltheater, wo der Workshop-Tross nach einem üppigen Stück Kuchen Jan Josef Liefers im Interview mit Holger Knieling erleben durfte. JJ Liefers hat eine unnachahmliche Art, solche Interviews lustig und spannend zu gestalten. Zum Schluss appellierte er an die Bäcker, dass sie doch bitte die Backmittel weglassen sollen, und er persönlich isst am Liebsten die Kruste vom Brot!

Nach dem Gala-Dinner am Abend gab JJ Liefers mit seiner Band Radio Doria noch ein Konzert exklusiv für die Bäko Workshop Teilnehmer. Und er hat sich richtig ins Zeug gelegt, mit seiner Band die Bühne gerockt. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich.

Nach so vielen Highlights am Montag …

Alles in allem ein gelungener runder Montag. Leider konnte der Dienstag bei so vielen Highlights vom Vortag nicht wirklich mithalten. Das Thema drehte sich um 180 Grad und es ging um die richtige Zubereitung und Vermarktung von Brot. An dieser Stelle muss man vielleicht auch erwähnen, dass unter den Workshop-Teilnehmern immer weniger echte Bäcker sind. Wobei die Verkostung der Produkte der Bäckerei Kasses aus Österreich natürlich sehr sehr lecker war. Der Abschluss war wiederum gelungen: Der Kabarettist Florian Schröder hat alle gut unterhalten und dabei ein brisantes Thema der heutigen Zeit (vor allem für die Generation Y …) auf den Tisch gebracht: Entscheidungen.

Die Entscheidung, sich die Zeit für den 27. Bäko Workshop in Weimar zu nehmen, war insgesamt eine gute Entscheidung. Der nächste Workshop findet statt vom 06. bis 08. November 2016 in Würzburg.