Berlin. (04.01. / dbv) 2010 war für viele deutsche Bauern ein äußerst turbulentes Jahr, das jedoch mit zuversichtlichen Prognosen für 2011 endet. Anfangs noch hatte die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Preis- und Erlössituation in den Agrarmärkten und Betrieben voll durchgeschlagen. Im Verlauf des Jahres erreichte der Aufschwung dann aber auch die Landwirtschaft. Auf fast allen Agrarmärkten haben sich die Preise verbessert. Wie sahen die wirtschaftlichen Entwicklungen in den einzelnen Agrarbranchen aus, welche Prognosen gibt es? Der Deutsche Bauernverband (DBV) zieht eine Bilanz und gibt Ausblick auf 2011.
Hinweis: Die Ausführungen zu «Milch», «Schweinemarkt», «Rindfleischmarkt», «Kartoffeln», «Eiermarkt», «Geflügelfleischmarkt» finden Interessenten hier auf der Homepage des Deutschen Bauernverbands. Nachfolgend nur die Ausblicke auf den «Getreide- und Ölsaatenmarkt», auf «Obst und Gemüse» sowie den «Biomarkt»:
Getreide- und Ölsaatenmarkt
Das vergangene Jahr war für die deutschen Ackerbaubetriebe nach 2009 schon das zweite schwierige Jahr in Folge. Extreme Witterungs- und Erntebedingungen führten zu Mindererträgen und teils erheblichen Qualitätsverlusten bei den Brotgetreidearten. Die Tiefststände der Erzeugerpreise aus dem Jahr 2009 wurden jedoch überwunden.
Nach den vorläufigen Ergebnissen wurden im Jahr 2010 in Deutschland insgesamt 44,3 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Im Vergleich zum Vorjahresergebnis ist die Ernte 2010 damit gut elf Prozent und gegenüber dem mehrjährigen Durchschnitt von 2004 bis 2009 gut vier Prozent geringer ausgefallen. Zurückzuführen ist dieser Rückgang auf die geringeren Hektarerträge von 6,67 Tonnen pro Hektar (minus sieben Prozent gegenüber 2009). Zudem haben die Ackerbauern aufgrund der niedrigen Erzeugerpreise von 2009 die Anbaufläche um vier Prozent auf 6,7 Millionen Hektar verringert.
Die Getreidepreise haben sich dagegen für die Ackerbauern im Verlauf von 2010 positiv entwickelt. Vor allem seit der Jahresmitte setzte ein deutlicher Aufwärtstrend ein. Zusätzliche Impulse nach oben erhielten die Erzeugerpreise durch das geringere Angebot an Brotweizen und durch den von Russland verhängten Exportstopp für Getreide. Aktuell bewegen sich die Weizen-Notierungen für den Januar-Termin an der Matif Paris bei 238 Euro pro Tonne. Bei den Rapskursen kam es nach den Preisanstiegen der vergangenen Tage und dem jüngsten Hoch von 483 Euro pro Tonne zu leichten Korrekturen.
Auf die Erlössituation der landwirtschaftlichen Betriebe werden sich die Steigerungen der Erzeugerpreise nur teilweise auswirken. Denn Teile der Ernte 2010 sind bereits im Frühjahr über Vorkontrakte zu erheblich niedrigeren Preisen vermarktet worden. Ferner wiesen große Mengen Weizen lediglich Futterqualität auf und mussten daher ebenfalls zu geringeren Preisen abgegeben werden. Auch die seit einiger Zeit wieder steigenden Düngemittelpreise wirken sich negativ auf die Liquidität der Betriebe aus. Die deutlich gestiegenen Erzeugerpreise werden sich jedoch in den für die Ernte 2011 abgeschlossenen oder noch abzuschließenden Vorkontrakten widerspiegeln.
Mit Blick auf die Ernte 2011 wird aufgrund der schwierigen Aussaatbedingungen allgemein ein deutlicher Rückgang der Rapsanbaufläche erwartet, gegenwärtige Schätzungen gehen von 1,45 Millionen Hektar Winterraps aus. Zu rechnen ist auch mit einer zugunsten des Winterweizens und der Sommerungen verringerten Anbaufläche der Wintergerste. Da die Aussaat von Wintergetreide aufgrund der Witterungsverhältnisse teilweise recht spät und bei zu nassen Bodenverhältnissen erfolgte, haben sich die Bestände, vor allem der Winterraps, nur zögerlich entwickelt. Erschwerend kam der frühe erste Schnee hinzu. Es bleibt auch abzuwarten, wie die Bestände aus dem Winter kommen. Sollte die verzögerte Entwicklung nicht durch günstige Witterungsbedingungen im Frühjahr aufgeholt werden, ist in 2011 mit einem späteren Erntebeginn zu rechnen. Damit wäre dann wohl auch von niedrigen Lagerbeständen zu Beginn der Ernte 2011 auszugehen.
Obst und Gemüse
Die Vermarktung von heimischem Kernobst läuft reibungslos und es zeichnet sich ab, dass die Erzeugerpreise weiter anziehen werden. Grund dafür ist eine deutlich geringere Ernte im Jahr 2010. Da insgesamt auch in Europa deutlich weniger Äpfel geerntet wurden und die Lagerbestände niedriger liegen als im Vorjahr, ist davon auszugehen, dass es für die Ernte 2011 - anders als in 2010 - keinen Überhang aus der Vorernte geben wird.
Beim Gemüse ist für 2011 insgesamt von einer sehr guten Marktversorgung auszugehen. Die Marktaussichten sind zufrieden stellend bis verhalten positiv. Dafür sprechen normale Bestände an Weiß- und Rotkohl sowie Möhren, bei niedrigeren Erntemengen bei Chinakohl und Zwiebeln. Die Preise für alle Gemüse liegen deutlich über den katastrophal niedrigen Vorjahrespreisen, was auch für 2011 prognostiziert wird.
Biomarkt
Der Bio-Markt hat 2010 wieder Fahrt aufgenommen und dürfte nach ersten Schätzungen wieder Wachstumsraten zwischen drei und fünf Prozent erreichen. Der Umsatz betrug rund 5,8 Milliarden Euro; etwa 3,4 Prozent des gesamten deutschen Umsatzes mit Lebensmitteln. Das Umsatzwachstum generiert sich dabei stärker über das Mengenwachstum, denn im ersten Halbjahr 2010 waren die Preise teilweise gesunken. Weiterhin holen verarbeitete Produkte gegenüber dem Frischesegment auf. Mit der kleinen Ernte 2010 bei Getreide, vielen Gemüsearten und Kartoffeln hat sich der Bio-Markt im zweiten Halbjahr von einem Angebots- zu einem Nachfragemarkt entwickelt.
Die Ernten vieler pflanzlicher Produkte sind 2010 kleiner ausgefallen, so dass zumindest bis zur neuen Ernte 2011 weniger Brot- und Futtergetreide, Lagergemüse, Kartoffeln sowie Äpfel zur Verfügung stehen. Preissteigerungen können die kleineren Mengen aber kompensieren. Dagegen dürfte die Erzeugung bei allen tierischen Produkten weiterhin zunehmen, wobei die hohen Investitionskosten zumindest bei der Geflügel- und Schweinehaltung einer schnellen Ausweitung im Weg stehen.
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