Hannover. (24.10. / biv) Das Bäckerhandwerk weitet seine Nachwuchswerbung stärker als bisher auf Internet-Medien aus. Einen ersten Erfolg kann die Werbegemeinschaft des deutschen Bäckerhandwerks bereits verbuchen: Der «Bäcker-Rap», anfangs ein privates Stück eines Hobbymusikers, seit einigen Monaten aber vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) zugkräftig über das Internet vermarktet, ist ein viel gesehener Video-Hit auf dem Internetportal «Youtube». Über den Bäckerinnungsverband Niedersachsen / Bremen (BIV) kann der Song seit Kurzem auch als Musikstück für die Telefon-Warteschleife geordert werden.
Doch was einerseits für Furore sorgt, findet auch Kritiker. Das musste Susanne Maus, Leiterin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der Werbegemeinschaft des Deutschen Bäckerhandwerks, beim 4. Bäckertag des BIV in Wolfsburg erfahren. Das lustig daherkommende Video, so lautete eine strenge Kritik aus den eigenen Reihen, verbinde den ehrenwerten Beruf des Bäckers mit unschönen Assoziationen wie Rauschgift («Crack») oder Gangstertum und enthalte unschöne Ausdrücke wie «Spast» oder Worte aus der Fäkalsprache.
Dass Werbung zweischneidig erscheinen könne, darüber waren sich die ZV-Marketingleiterin und die mehr als 60 Teilnehmer des Bäckertags einig. Maus versicherte auch, dass sich die Handwerksorganisation der Kritik stelle und sie nicht leichtfertig beiseite wische. Hingegen sei ebenso zu bedenken, dass Werbung eher bei der Zielgruppe ankommen müsse als bei den Auftraggebern: «Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler», zitierte die Fachfrau einen altbekannten Marketingleitsatz. Die Ausrichtung der PR-Aktionen auf «die jungen Leute von heute» habe inzwischen zu einem spürbar positiven Imagewandel des Bäckerberufs bei der «Generation Youtube» geführt - nicht zuletzt, weil sie mit ihrer typischen Sprache angesprochen werde.
Das Internet sei heute für Jugendliche ein völlig normales Medium. Auch Kindern sei die Online-Nutzung von Computern vielfach vertraut. Ebenfalls suchten Schulabgänger, die sich über ihre berufliche Zukunft informieren wollen, im Internet nach Ausbildungsplätzen. Daher hätten sich der ZV und die Werbegemeinschaft entschlossen, ihre Nachwuchs-Kampagnen ebenfalls online zu stellen, erläuterte Maus. Zur Imagewerbung nutze der Zentralverband auch große Messeveranstaltungen, etwa die Berufsbildungsmesse «Didacta» oder die Jugendmesse «You». Dort sei das zielgruppengerecht aufbereitete Material zur Nachwuchswerbung und Berufsinformation sehr positiv angenommen worden.
Um das Interesse der jungen Menschen jetzt auf die Innungsbäckereien zu lenken, müsste «jeder Bäcker selbst aktiv» werden. Die Angebote des ZV reichten von der Online-Bekanntgabe angebotener Lehrstellen im Portal «back-dir-deine-zukunft.de» über die Teilnahme an den Nachwuchskampagnen bis zur gezielten Nutzung der sozialen Netzwerke im Internet. Auf SchülerVZ und Facebook gebe es schon eine Fangemeinde von monatlich etwa 11.000 Nutzern; und über den Google-Dienst «Adwords», über den bei Suchwörtern wie «Bäcker und Ausbildung» automatisiert Verweise aufs Bäckerhandwerk erscheinen, erhalte das Portal «back-dir-deine-zukunft.de» sehr hohe Klickraten, freute sich Susanne Maus.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Jugendliche das Internet erobern, macht sich die Werbegemeinschaft auch bei ihrer aktuellen Imagekampagne mit «Bäckman», dem Frühstücksbäcker, zunutze. Auf der Aktionsplattform «frühstücksbäcker.de» sind alle Inhalte gebündelt: ein Bäckerfinder, das interaktive Spiel «Reise durchs Ich», der «Bäckman-Song», Aktionsmaterial, das für jeden teilnehmenden Bäcker individualisiert werden kann, und zehn Fächer übergreifende und Lehrplan orientierte Unterrichtseinheiten. So würden neben Grundschülern, Eltern und Bäckern auch die Lehrkräfte angesprochen. Ein Plakat-Wettbewerb, bei dem Kinder selbst ein Großflächenplakat gestalten können, soll im Februar 2012 zusätzlich öffentliche Aufmerksamkeit auf die Aktion und das Bäckerhandwerk lenken.
Mit der Umsetzung diverser Online-Image- und Werbekampagnen hat der ZV die Berliner Werbeagentur Dorland beauftragt. Sie wird die Frühstücks- und Imagekampagnen des ZV verknüpfen, um als nächste Zielgruppe - nach Kindergarten- und Grundschul-Kindern - Sekundarstufe-I-Schüler der Klassen 7 und 8, später der Klassen 9 und 10 anzusprechen. Karl-Heinz Wohlgemuth, Landesinnungsmeister des BIV Niedersachsen/Bremen, zeigte sich angesichts der zu erwartenden Image- und Nachwuchsaktionen überzeugt, dass Innungsbäcker aus ihrer Teilnahme langfristig spürbaren Erfolg erzielen können: Nur ihnen stehe die Teilnahme offen, nicht jedoch Backbetrieben ohne Innungsmitgliedschaft im Landesverband.
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