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 Ausgabe 17/09 -- 24. April 2009

09. Jahrgang 

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Russland: Unternehmen tilgen Schulden immer später



Moskau. (24.04. / gtai) Die Zahlungsfähigkeit russischer Schuldner sinkt. Das gilt für Privat- und Geschäftskunden. Im ersten halben Jahr nach Ausbruch der Wirtschaftskrise hat sich der Anteil überfälliger Kredite in Russland verdoppelt. Insider halten die Volumina fauler Kredite in den Büchern russischer Banken für höher, als diese zugeben.

Auf langfristige Exportkredite können deutsche Unternehmen im Russlandgeschäft nur dann zählen, wenn sie entsprechende Bundesgarantien bekommen. Aufträge für 2,5 Milliarden EUR stocken wegen Finanzierungsschwierigkeiten -- berichtet Germany Trade and Invest.

Die Nachfrage nach langfristigen Anlagegütern in Russland ist stark gesunken. Wenn trotzdem noch neue Investitionsgüter in Deutschland beschafft und dazu Kreditlinien benötigt werden, dann geht dies in aller Regel nur noch mit einer Hermes-Deckung (Exportkreditgarantie des Bundes). Ohne Exportkreditgarantien gebe es im Augenblick keine langfristige Finanzierung teurer Investitionsgüter, sagt Dr. Hans Janus, Mitglied des Vorstands der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG.

Kreditgarantien des Bundes bei Langfristkrediten begehrt
Die gegenwärtige Wirtschaftslage sorgt bei der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, die im Auftrag der Bundesregierung die staatlichen Exportkreditgarantien bearbeitet, für ein stabiles Russlandgeschäft. Zwar nimmt die Nachfrage nach Investitionsgütern derzeit ab, aber praktisch alle Exportgeschäfte, an denen deutsche und russische Geschäftspartner auch zum jetzigen Zeitpunkt noch festhalten, werden mit einer Bundesgarantie gesichert.

«Im Russland-Geschäft findet sich keine Bank, die einen Kredit über acht bis zehn Jahre ohne Hermesdeckung herausgibt», sagt Russlandexperte Janus. Die Nachfrage danach ist bei kleinen und mittelgroßen Firmen und bei großen Unternehmen aus Deutschland gleichermaßen hoch.

Keine Frage: Die Finanzierung von Investitionsgüter-Importen bereitet immer mehr russischen Unternehmen große Schwierigkeiten. Zum Leidwesen deutscher Unternehmen. Selbst bei abgeschlossenen Verträgen und geleisteten Anzahlungen können viele russische Firmen die Finanzierung nicht mehr sicher stellen.

Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft spricht von Aufträgen in Höhe von 2,5 Milliarden EUR, die ins Stocken geraten sind. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Klaus Mangold, fordert deshalb von der russischen Regierung Staatsgarantien für die betroffenen Projekte mit strategischer Bedeutung.

Trotz der Krise stellen deutsche Banken ihren russischen Schuldner ordentliche Noten aus. Auch Euler Hermes hat bis dato keine schlechten Erfahrungen mit russischen Schuldnern gemacht. Es sei zu keinen erhöhten Ausfällen gekommen, sagt Janus. Natürlich dürften die Gefahren im Russlandgeschäft nie außer Acht gelassen werden.

Schwacher Rubelkurs bringt viele Schuldner unter Druck
Vor allem der schwache Rubelkurs bringe viele Schuldner, die Verbindlichkeiten in Euro zu tilgen hätten, in Schwierigkeiten. Das gelte vor allem für jene Einzelhändler im Bereich der Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, welche die Bestände in ihren Warenlagern zuletzt auf Pump stark erweitert hätten.

Offizielle Studien belegen, dass mit dem verfügbaren Einkommen auch die Zahlungsfähigkeit russischer Schuldner abnimmt: Bei der Rosbank ist der Anteil überfälliger Konsumentenkredite in den Büchern allein im Januar 2009 um zehn Prozent gestiegen. Damit weist das offizielle Portfolio des Kreditinstitutes nunmehr vier Prozent faule Kredite auf.

Über einen ähnlich hohen Anstieg von überfälligen Krediten und Zahlungsausfällen in den ersten Monaten 2009 klagen auch die VTB-Bank sowie die Alfa-Bank. Im Jahr 2007 soll der Anteil nicht fristgerecht bedienter Kredite im Privatkonsumbereich noch bei zwei Prozent gelegen haben. Bis zum März 2009 sei er auf 4,1 Prozent gestiegen, sagte ein Sprecher der Zentralbank.

Etwas besser ist die Situation angeblich im Geschäftskunden-Segment: Von jenen Krediten, die Russlands Banken ihren Geschäftskunden, also russischen Unternehmen, einst gewährten, sind mittlerweile offiziell 3,1 Prozent überfällig.

Alles Makulatur und «wir alle wissen, dass die Banken die wahre Situation zu verbergen wissen und die Rechenschaftsberichte schönen», schalt Finanzminister Alexej Kudrin die russischen Banken, schreibt etwa die Wirtschaftszeitung «Vedomosti». Laut Kudrin stehen bei den russischen Kreditinstituten durchschnittlich zehn Prozent überfällige Forderungen zu Buche. Diese Einschätzung teilen auch andere Branchenexperten.

Die Prognosen für das laufende Jahr 2009 sehen noch düsterer aus: Uralsib-Mitarbeiter Denis Porywai prognostiziert für Dezember 2009 einen Anteil von 15 Prozent fauler Kredite. Andere rechnen sogar damit, dass 30 bis 50 Prozent der bislang herausgelegten Kredite an Firmenkunden entweder leicht oder sogar grundlegend umstrukturiert werden müssen.

Diese neue Tendenz der verschlechterten Kreditwürdigkeit russischer Privatleute, aber auch Unternehmen spiegelt sich auch im Institutional Investor-Ranking vom März 2009 wider. Darin erreichte der größte Staat der Welt einen Bonitätsindex von 64,6 und lag damit auf Rang 47. Zum Vergleich: Im September 2008 kam die Russische Föderation noch auf den 41. Platz.

Angesichts solcher Zahlen raten immer mehr deutsche Bankenvertreter zu sicheren Akkreditiven im Auslandsgeschäft. Kreditlaufzeiten über die Lieferzeiten hinaus haben stark abgenommen. Auch russische Banken erhielten kaum noch Kredite von ihren westlichen Kollegen.

Russische Unternehmen hatten Ende 2008 noch 570 Milliarden USD Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Banken. Davon werden 2009 Rückzahlungen in Höhe von über 150 Milliarden USD fällig. Da viele der Kreditnehmer aus dem Rohstoffsektor stammen, steht es nicht gut um ihre Rückzahlungsmöglichkeiten. Die Preise -- von Erdöl bis hin zu Metallen -- befinden sich im Augenblick im Keller. Die Konzerne können daher nur darauf hoffen, bei den Gläubigern Aufschübe zu erwirken oder umzuschulden.

Gelingt das nicht, so dürfte künftig eine Reihe von Aktiva in den Besitz ausländischer Gläubigerbanken übergehen. Das haben die Vize-Premierminister Alexej Kudrin und Igor Schuwalow im Fall des hoch verschuldeten Aluminium-Giganten UC Rusal angekündigt.

Sie seien nicht bereit, die Verbindlichkeiten privater russischer Unternehmen zu übernehmen, um sie vor ausländischen Beteiligungen abzuschirmen. Nur um Unternehmen mit Staatsbeteiligung werde sich der Staat auch künftig kümmern, betont Finanzminister Kudrin laut Germany Trade and Invest.

 

 

DIESER BEITRAG GEHÖRT ZUM WEBBAECKER INFODIENST FÜR DIE 17. KALENDERWOCHE 2009

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