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Qualität gilt bei "Pain Quotidien" viel, denn nur so lässt sich das vergleichsweise hohe Preisniveau halten, das den Franchise-Partnern höhere Gewinnspannen als im Durchschnitts-Geschäft garantiert. Dabei sieht das Gebäck von "P.Q." denkbar schlicht aus -- wie hausgemacht. Das spart Kosten und passt gleichzeitig gut zum Image der Bäcker-Restaurants.

"Le Pain Quotidien": Neustart in Deutschland

B-Brüssel. (14.11. / sz / eb) Die belgische Bäckerei- und Restaurant-Kette "Pain Quotidien" (zu deutsch: Das tägliche Brot) verdient mit ihrer typischen Frühstücks-Atmosphäre Millionen. Das Unternehmen, vor rund zehn Jahren gegründet, hat Bäckerei-Restaurants in den USA, breitet sich zunehmend in Europa aus und bereitet sich gerade auf den Neustart in den deutschen Markt vor -- nachdem der erste Anlauf so ziemlich danebengegangen war.

Die New Yorker finden es schick; die Europäer Genfs, Paris' oder Roms mögen es wegen der Atmosphäre, die Brüsseler sowieso und demnächst soll es in Aachen so weit sein: Bei "Le Pain Quotidien" an einer großen Gemeinschaftstafel sitzen und -- je nach Tageszeit -- ausgiebig frühstücken. Auf dem gescheuerten Holztisch stehen Gläser mit hauseigenen Marmeladesorten und anderen Brotaufstrichen, aus denen sich beim Frühstück jeder nach Belieben bedient. Die Tagesgerichte stehen in Kreide auf einer Tafel an der Wand, bezahlt wird beim Hinausgehen an der Ladenkasse der Bäckerei. 

Die befindet sich im gleichen Raum, von den Gästen weder durch Türen noch Wände getrennt. Dort wird fast alles, was auf den Tisch kommt, auch über die Theke verkauft: die runden, zwei Kilo schweren Brotlaibe, die Brötchen und Croissants, aber auch Törtchen und Kuchen, die so aussehen und schmecken, als seien sie gerade von Muttern aus dem Ofen geholt worden. Dazu Bio-Joghurt, Marmeladen, kalt gepresstes Olivenöl aus Tunesien sowie allerlei gewürzte Oliven- und Tomatenpasten, mit denen bei "P.Q.", wie Mitarbeiter ihr Unternehmen kurz nennen, aus einer Scheibe Roggenbrot mit Mozzarella ein nach Ferien schmeckender Leckerbissen wird.

Vor zehn Jahren öffnete in Brüssels Zentrum das erste "Pain Quotidien" -- nicht etwa von einem Bäcker gegründet, sondern von einem ehrgeizigen Küchenchef, der sein eigenes Brotrezept kreierte, weil ihm die im Handel verfügbare Ware für sein Restaurant nicht gut genug war. Inzwischen hat "P.Q." 40 Niederlassungen in sechs Ländern, darunter allein elf in Frankreich, aber noch keine in Deutschland. Das erste P.Q.-Bäcker-Restaurant außerhalb Belgiens eröffnete Firmengründer Alain Coumont an der Madison Avenue in New York. Inzwischen hat der sechste "P.Q." in der Ostküsten-Metropole und in Brentwood der zweite an der Westküste aufgemacht.

Die US-Filialen sind die einzigen, die ihre Ware nicht aus der Brüsseler Fabrikationszentrale bekommen, sondern eigene Produktionsstätten haben. Alle anderen P.Q.-Filialen beliefert Brüssel. Kuchen und Torten werden tiefgekühlt transportiert, Brote und Croissants meist erst am Verkaufsort fertig gebacken. Das Herz des "täglichen Brots" schlägt in Molenbeek, einem populären Gewerbeviertel Brüssels. Dort entstehen alle süßen Sachen, die "Pain Quotidien" in seinen europäischen Niederlassungen von Antwerpen bis Rom verkauft, und auch der größte Teil der Brote. Bis zu 9.000 Vierpfünder aus Roggen- und Weizenmehl, bis zu 100.000 Croissants werden dort täglich produziert und verschickt. An sieben Tagen pro Woche, denn auch die Bäcker-Restaurants sind täglich ab sieben Uhr morgens geöffnet. Nur am ersten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr gibt es kein "tägliches Brot".

Rund 40 Mitarbeiter sind in der Produktion in Molenbeek beschäftigt. Das klingt bescheiden, zumal sie in Schichten arbeiten. Dennoch ist der Personalaufwand höher als in industriellen Großbetrieben. Mit solchen will sich "Pain Quotidien" trotz Maschinen und Kühltechnik nicht in einen Topf werfen lassen. Hörnchen werden hier von Hand gewickelt, zeigt Chef-Patissier Heijmans stolz. Qualität gilt bei "Pain Quotidien" viel, denn nur so lässt sich das vergleichsweise hohe Preisniveau halten, das den Franchise-Partnern höhere Gewinnspannen als im Durchschnitts-Geschäft garantiert.

Gebäck von "Pain Quotidien" sieht denkbar schlicht aus, wie hausgemacht. Das spart Kosten, passt aber auch zum Image und zum rustikalen Firmen-Look, den alle Filialen bei der Einrichtung penibel einhalten müssen: helles, naturbelassenes Holz als bestimmendes Material und als Mittelpunkt des Lokalraums ein großer Tisch, an dem ein Dutzend Gäste oder mehr in zwanglosem Nebeneinander Platz finden. Das Geselligkeits-Prinzip der großen Tafel ist das Markenzeichen. Für Kunden, die partout für sich bleiben wollen, gibt es immer auch einige Zweier-Tische.

Demnächst plant "Le Pain Quotidien" den zweiten Anlauf auf den deutschen Markt. Ein erster Versuch mit Niederlassungen bei München ging schief, weil seinerzeit noch ein klares Franchising-Konzept fehlte. "Der Standort war falsch, die Einrichtung war falsch, das Angebot war falsch -- einfach alles", seufzt Heijmans. Diesmal soll die Bindung an die Vorgaben strikter überwacht werden. Deshalb will das Unternehmen sich zunächst in Aachen versuchen. "Weil es so nah ist. Da kann ich schnell mal nach dem Rechten sehen." Funktioniert es, sollen bald weitere Filialen in Deutschland folgen, schreibt die Saarbrücker Zeitung.



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